Banker warnen vor Regulierungs-Alleingängen

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Führende Banker haben in Davos vor nationalen Alleingängen bei der Regulierung von Finanzinstituten gewarnt. "Am Ende könnten wir alle die Verlierer sein, wenn wir keine effizienten Märkte mehr haben", so Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Barclays-Chef Bob Diamond kritisierte, die Vorstöße in den USA und Großbritannien könnten internationale Lösungen behindern. Beide Länder hätten wegen bevorstehender Wahlen zunehmend einen stärkeren Fokus auf die Innenpolitik.

Beim Treffen der Elite aus Politik und Wirtschaft steht vor allem die Bankenregulierung nach der Finanzkrise im Mittelpunkt. US-Präsident Barack Obama hatte vergangene Woche angekündigt, das Geschäft von Banken begrenzen zu wollen.

Vor allem den oft riskanten Eigenhandel der Institute will er verbieten. Zudem sollen die Häuser keine Hedgefonds mehr fördern oder besitzen dürfen. Die britische Regierung hingegen fordert eine einmalige Sondersteuer auf Banker-Boni über 25.000 Pfund (28.827 Euro). Die anglo-amerikanischen Vorstöße seien nicht förderlich, mahnte Diamond. Vielmehr gebe es die Gelegenheit, auf Ebene der G-20 konstruktiv zu arbeiten.

Auch Ackermann warnte vor Alleingängen von Regierungen. "Wenn jedes Land dieser Welt eigene Vorschriften erlässt, schafft das mehr Komplexität und die Aufsicht über Finanzinstitute wird erschwert." Einschränkungen des Bankgeschäfts führten in die Irre, da sie nur die Gefahr erhöhten, dass manche Anbieter in unregulierte Kapitalmärkte flüchteten, warnte der Deutsche-Bank-Chef. Dadurch sei am Ende die gesamte Weltwirtschaft gefährdet.

Gute Erfahrungen mit Universalbankensystem

Charles Dallara, Chef einer Lobbygruppe großer weltweit tätiger Banken, mahnte, Obamas Vorschläge könnten bei einem US-Alleingang ihr Ziel verfehlen. Bundesbank-Präsident Axel Weber äußerte sich zurückhaltend.

Die Pläne, mit denen eine exzessive Risikobereitschaft der Banken beschnitten werden solle, gingen zwar in die richtige Richtung. Europa habe aber mit dem Universalbankensystem gute Erfahrungen gemacht, betonte Weber. Obama favorisiert eine Trennung zwischen dem klassischen Bankgeschäft der Einlagenverwaltung und Kreditvergabe von Kapitalmarktgeschäft und Investmentbanking.

Die vorgesehene Begrenzung des Bankenhandels und der Größe einzelner Institute bezeichnete EZB-Präsident Jean-Claude Trichet als wichtig und interessant. Die Europäische Zentralbank prüfe die Vorschläge sorgfältig. "Sie gehen in dieselbe Richtung wie unsere eigene Position", sagte Trichet dem "Wall Street Journal". Trichet betonte zugleich die Bedeutung einer Koordinierung auf Ebene der G20 und des Finanzstabilitätsrates (FSB). Auch der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Jaime Caruana, plädierte bei eine bessere globale Zusammenarbeit bei der Regulierung.

Warnung vor Extremen

Die offizielle Eröffnungsrede sollte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy halten. Aus seinem Umfeld hieß es, Sarkozy werde eindringlich davor warnen, dass es keine Rückkehr zu Exzessen bei Finanzspekulationen und Deregulierungen geben dürfe. Israels früherer Zentralbankchef Jacob Frankel, inzwischen für die US-Bank JPMorgan Chase International tätig, warnte vor der Gefahr, in das andere Extrem zu verfallen: "Wir tappen in die Falle von exzessiven Eingriffen und exzessivem Protektionismus."

Der renommierte US-Ökonom Nouriel Roubini, der 2008 vor der Finanzkrise gewarnt hatte, sieht wegen der laxen US-Geldpolitik bereits die nächste Blase bei den Vermögenspreise heraufziehen und damit auch die nächste Pleite. "Es ist zu viel geworden und zu schnell. Und die US-Geldpolitik wird in den Rest der Welt exportiert." Die Notenbanken hatten weltweit die Geldschleusen geöffnet und Finanzmärkte und Wirtschaft vorm Kollaps gerettet.

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