Knalleffekt

BEGAS: Ex-Chefs nahmen horrende Gagen

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"News" veröffentlicht Details aus Wirtschaftsprüfbericht.

Das Nachrichtenmagazin "News" veröffentlicht in seiner Ausgabe vom Donnerstag erste Details eines Wirtschaftsprüfers. Darin werden erstmals die horrenden Gagen - die Ex-Vorstände Rudolf Simandl und Reinhard Schweifer erhielten mehr als 480.000 bzw. mehr als 320.000 Euro Jahresbruttogehalt - genannt. Auch Spekulationsgeschäfte in den USA, die zwar strafrechtlich in Ordnung sind, aber moralisch fragwürdig erscheinen, tauchen darin auf. Konkret wurden Lebensversicherungen von todkranken Amerikanern gekauft. Weiters ist darin von eigenen Sondertarifen für die Ex-Bosse die Rede.

Sonderprüfung
Am 13. April nahm die BEGAS-Affäre ihren Lauf: Simandl wurde - auf eigenen Wunsch - beurlaubt, drei Tage später teilte das Unternehmen mit, dass sich alle BEGAS-Manager der letzten zehn Jahre einer Sonderprüfung unterziehen müssten. Am 23. April wurde Simandl schließlich fristlos entlassen, belastende Unterlagen waren der Grund. Weitere drei Tage später legte Schweifer sein Vorstandsmandat in der BEWAG nirfrt (zuvor saß er beim Gasversorger im Chefsessel, Anm.), dass er erst am 1. Jänner 2011 erhalten hatte, zunächst freiwillig zurück. Auch er wurde später rückwirkend fristlos entlassen.

Bis dahin gab es Gerüchte um steuerschonende Verrechnungen von Privatausgaben und Unregelmäßigkeiten. "News" konkretisiert dies nun: Simandl soll etwa im Geschäftsjahr 2010/2011 ein Monatsbruttogehalt für eine 35-Stunden-Woche in der Höhe von 34.487,42 Euro (pro Jahr 14 Gehälter, Anm.) erhalten haben. Schweifer für 2009/2010 etwas weniger. Insgesamt soll Simandl mehr als eine halbe Mio. Euro, Schweifer mehr als 100.000 Euro zu viel kassiert haben. Laut dem Magazin soll Simandl mehr als 200.000 Euro davon in den vergangenen Monaten zurückbezahlt haben.

Sondertarife für Chefs
Beide Ex-Chefs sollen außerdem in den Genuss eines Gas-Sondertarifs gekommen sein, Privatkosten sollen in Nebenaufzeichnungen von der BEGAS erfasst und gegen Prämienansprüche der Vorstände verrechnet worden sein. Bei Simandl dürften Kilometergeldabrechnungen nicht gepasst haben, Schweifer (er hat bereits Selbstanzeige erstattet, Anm.) soll zwei Pkw rein privat genutzt haben.

Offiziell hieß es dazu am Donnerstag von BEWAG-Aufsichtsratspräsident Josef Kaltenbacher, dass sich durch die Fusion von BEWAG und BEGAS (mit 1. Juli, Anm.) die Zuständigkeiten verändert hätten und bat "um Verständnis, dass sich das Aufsichtsratspräsidium derzeit intensiv mit der Sichtung der umfangreichen Unterlagen beschäftigt, um sich Klarheit über den vorliegenden Sachverhalt zu verschaffen. Durch die Entlassung der beiden ehemaligen Vorstände ist ein erster wichtiger Schritt erfolgt. Das Präsidium wird nach umfassender Aufarbeitung der zu beurteilenden Sachverhalte über die weitere Vorgangsweise entscheiden. Es ist wichtig, dass alles vollständig aufgeklärt wird", betonte er.

Von den Oppositionsparteien FPÖ und Grüne hagelte es indes heftige Kritik. Grün-Abgeordneter Michel Reimon forderte Justiz und Land zum sofortigen Handeln auf. "Der Aufsichtsrat ist von den Vorwürfen offensichtlich seit Tagen informiert, alle Beschuldigten wissen, dass Ermittlungen auf sie zukommen müssen. Um Absprachen und etwaige Beweismittelvernichtung zu erschweren, muss die Staatsanwaltschaft sofort mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Ermittlungen aufnehmen", so Reimon.

Die Freiheitlichen zeigten sich in einer ersten Reaktion "schockiert" und setzten die BEGAS-Affäre mit denn "größten Politskandalen in der Landesgeschichte", unter anderem der Bank Burgenland, gleich. FP-Klubobmann Johann Tschürtz forderte eine rasche Sondersitzung des Landtages. "Es muss alles getan werden, um sich an den Verantwortlichen, an Ex-Vorständen, Aufsichtsräten, Wirtschaftsprüfern und an allen anderen, die infrage kommen, möglichst schadlos zu halten. Auch die Gemeinden als ehemalige und womöglich geschädigte Eigentümer müssen hier aktiv werden", meinte Tschürtz.


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