Hoteliers und Restaurantbesitzer fürchten Auswirkungen.
Die Angst geht um bei Hoteliers und Restaurantbesitzern in Griechenland. Sie fürchten, dass nach dem Nein zu den Sparvorgaben der Gläubiger jetzt die Urlauber wegbleiben. Der Tourismus ist in dem von hoher Arbeitslosigkeit und Rezession geplagten Euro-Land einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Fällt auch er aus, verschärft sich die ohnehin schon dramatische Situation weiter.
"Der Schaden ist bereits entstanden", sagt Christos Pilatakis Hoteldirektor auf Rhodos. Bereits nach der Ankündigung des Referendums seien vor allem Individualurlauber abgereist. Pauschalreisende seien bisher geblieben. Allerdings gebe es Stornierungen für die nächsten Monate.
Deutsche bleiben Griechen treu
Deutsche Urlauber scheinen Hellas vorerst aber weiter die Treue zu halten. Es gebe keine vermehrten Hinweise auf geänderte Reisepläne, erklärt der Deutsche Reiseverband DRV. Griechenland zähle in diesem Sommer erneut zu den beliebtesten Zielen der Deutschen. Das bestätigt auch der deutsche Branchenprimus Tui: Es gebe keine Anfragen der Kunden wegen Stornierungen oder Umbuchungen. Im vergangenen Jahr rangierte Hellas auf Rang sieben der zehn begehrtesten Ziele deutscher Urlauber.
Die deutschen Fluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin wollen ihr Flugprogramm nach Griechenland unverändert beibehalten. "Griechenland ist ein attraktives Urlaubsland mit einer guten touristischen Infrastruktur. Die Deutschen und die Europäer werden auch weiterhin dorthin fliegen", sagt Airline-Chef Stefan Pichler. Die Lufthansa zeigt sich ebenfalls unbeeindruckt. Man verkaufe dort trotz der Finanzkrise auch weiterhin Flugtickets, sagt ein Sprecher.
Für die angeschlagene griechische Wirtschaft ist der Tourismus ein Lichtblick. Er trägt mehr als 16 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Im vergangenen Jahr reisten 22 Millionen Sonnenhungrige aus aller Welt nach Hellas - ein Rekord. Allein rund 2,5 Millionen kamen aus Deutschland. Rund 13,4 Milliarden Euro spülten die Touristen in griechische Kassen.
Kaum Auswirkungen auf diese Saison
Eine weiteres Rekordjahr scheint angesichts des Dauerdramas zwar wenig wahrscheinlich. Mit einem drastischen Rückgang der Urlauberzahlen rechnet Branchenexperte Ulf Sonntag vom Institut für Tourismus und Bäderforschung vorerst aber nicht. "Die Sommersaison ist schon weitgehend gebucht und auch für die Herbstsaison haben viele die Reise schon festgemacht".
Pauschalreisen nach Griechenland lassen sich allein wegen der aktuellen politischen Diskussion ohnehin nicht kostenlos stornieren. Das dürfte so manchen Touristen von einer Änderung seiner Pläne abhalten. "Das Reiseverhalten ändert sich meist dann entscheidend, wenn das Urlaubserlebnis massiv beeinträchtigt wird, beispielsweise durch einen Generalstreik oder Naturkatastrophen", sagt Sonntag. "Derzeit sehe ich keinen Grund für Stornierungen."
Möglicherweise verzichtet der ein oder andere Sonnenhungrige, der auf eigene Faust unterwegs ist, auf den geplanten Griechenland-Trip. In der Summe dürfte das Sonntag zufolge aber keine allzu große Rolle spielen. Pauschalurlaube machen mit 67 Prozent den größten Teil der Reisen nach Hellas aus.
Anders sieht es dagegen bei Touristen aus dem eigenen Land aus. Hotelier Dimitris Skalidis in der Nähe von Nafplion auf der Halbinsel Peloponnes spricht von einer Katastrophe. "Die meisten werden wohl diesen Sommer Ferien bei der Tante oder den Großeltern machen".