Börsegang für Unternehmen wieder attraktiver

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Der Gang an die Börse wird für viele Unternehmen weltweit wieder attraktiver, allerdings nicht im deutschsprachigen Raum. Die Zahl der IPO hat sich nach einem sehr schwachen ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte von 132 auf 327 mehr als verdoppelt, geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young hervor.

Das Emissionsvolumen stieg von 12 auf 83 Mrd. Dollar. In der Schweiz und in Österreich wagt sich heuer kein Unternehmen neu an die Börse, in Deutschland nur eines. Der IPO-Markt zog vor allem in Schwellenländern an, Europa fällt zurück. Der größte Börsegang des Jahres fand im Oktober in Brasilien statt: Die spanische Großbank Santander nahm beim IPO ihrer Tochter rund 7,5 Mrd. Dollar ein.

Im 4. Quartal stieg die Zahl Börsegänge gegenüber dem 3. Quartal um 22 % auf 180, das Emissionsvolumen um 47 % auf 49 Mrd. Dollar, geht aus dem vierteljährlich durchgeführten IPO-Barometer von Ernst & Young hervor. Im Vergleich zum Gesamtjahr 2008 fiel die Zahl der IPO in den ersten 11 Monaten 2009 aber um 40 % auf 459. Das dabei erzielte Emissionsvolumen blieb konstant bei 95 Mrd. Dollar.

Erholung im ersten Halbjahr 2010

Im ersten Halbjahr 2010 sollte sich auch Europa wieder erholen, erwartet Gerhard Schwartz, Partner bei Ernst & Young in Österreich und Leiter der Transaction Advisory Services. Es sei eine beunruhigende Entwicklung, dass Europa als IPO-Markt zunehmend an Bedeutung verliere, denn ein Börsegang sei eine wichtige potenzielle Kapitalquelle wachsender Unternehmen. Versiege diese, sei das eine Wachstumsbremse für die Volkswirtschaft.

Der IPO-Markt in Europa und vor allem in den deutschsprachigen Ländern fasst nur sehr langsam wieder Fuß, aber die Perspektiven für den Aktienmarkt seien nach wie vor gut. "Daher werden wir im ersten Halbjahr 2010 mit großer Wahrscheinlichkeit auch wieder mehr Börsengänge sehen", so Schwartz. Die Pipeline ist mehr als voll. Was fehlt, ist ein erfolgreicher Vorreiter.

Im 4. Quartal 2009 stieg in Europa die Zahl der Börsegänge im Quartalsvergleich nur leicht von 12 auf 14, das Emissionsvolumen allerdings von 219 Mio. auf 4,2 Mrd. Dollar. 2006 lag der Anteil Europas am weltweiten IPO-Markt noch bei 31 %, 2008 bei 22 %, und heuer sind es nur mehr 10 %. Die letzte Börse-Premiere in Österreich war die Strabag 2007. Deutlich schneller erholen konnte sich der US-Markt: Die Zahl der IPOs stieg im 4. Quartal von 13 auf 21, das Emissionsvolumen von 5,3 auf 7,2 Mrd. Dollar. Im laufenden Jahr gingen in den USA 46 Unternehmen an die Börse, nach 31 im Jahr 2008.

Starke Zuwächse in China

Das weltweite Anziehen im vierten Quartal sei vor allem auf die starken Zuwächse in China (inklusive Hongkong und Macao) zurückzuführen, wo im Oktober und November 84 IPOs gezählt wurden, nach 52 im vorangegangenen Quartal, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Insgesamt fanden im vierten Quartal in Schwellenländern 120 von 180 Börsegängen statt, und 8 der 10 größten Börsegänge des laufenden Jahres entfielen auf Schwellenländer. Privatisierungen leisteten einen wesentlichen Beitrag: Unter den 20 größten Börsegängen der ersten elf Monate dieses Jahres waren sechs ehemalige Staatsbetriebe - vier in China und jeweils ein Unternehmen in Polen und in Indien.

Beim größten Börsegang des Jahres nahm die brasilianische Santander-Tochter 7,5 Mrd. Dollar ein. Knapp dahinter auf Platz zwei lag das Wohnungsbauunternehmen China State Construction Engineering Corp. mit einem Erlös von 7,3 Mrd. Dollar, gefolgt von Metallurgical Corp of China (5,1 Mrd. Dollar).

Gemessen an der Zahl der Erstnotierungen liegt die Chinesische Börse (Shenzhen, 73 IPOs) an erster Stelle, gefolgt von der Hong Kong Stock Exchange (47 IPOs) und der Südkoreanischen Börse (46 IPOs). Das meiste Kapital wurde einem Anteil von 18,7 % (17,7 Mrd. Dollar ) an der Hong Kong Stock Exchange aufgenommen. Dahinter lagen die New York Stock Exchange mit 17,9 % des weltweiten Emissionsvolumens (16,9 Mrd. Dollar) und die Shanghai Stock Exchange mit einem Anteil von 17 % (16,1 Mrd. Dollar).

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