Eine anhaltend positive Grundstimmung erwartet der Chefanalyst von CA Cheuvreux Wien, Alfred Reisenberger.
Fundamental sei die aktuelle Stärke der Märkte zwar nicht gerechtfertigt, die liquiditätsgetriebene Erholung dürfte sich aber vorerst tendenziell fortsetzen.
Es gebe im aktuellen Niedrigzinsumfeld derzeit abgesehen von Unternehmensanleihen keine Alternative zu Aktien, so Reisenberger. "Es gibt aber genug Geld, das veranlagt werden muss." Entsprechend würden Anleger derzeit vor allem auf starke Hebel wie etwa Aktien mit Osteuropa-Exposure setzen.
Dank der Krisenprogramme der Notenbanken und Staaten würde auch weiter Geld in die Wirtschaft fließen, womit die liquiditätsgetriebene Markterholung weiter gehen dürfte, so Reisenberger: "Es traut sich derzeit niemand den Geldhahn abzudrehen."
Inflation sei derzeit auch kein Bedrohungsszenario für die Märkte, steigende Arbeitslosigkeit dürfte allerdings ein wichtiges Thema werden. Kurzfristig dürften an den Börsen weiter zyklische Aktien und Banken gefragt sein. "Diejenigen Branchen, die die Märkte nach unten gezogen haben, sind die, die jetzt den Markt nach oben ziehen", sagte Reisenberger.
Chance für "grüne Branchen"
Nach einer ersten Erholungsphase dürften es aber längerfristig nicht die Zykliker und Banken sein, die die Börsen weiter nach oben treiben. Auf Sicht der nächsten 3 bis 5 Jahre dürften andere Branche die Börsen dominieren, glauben die CA Cheuvreux-Analysten.
Nach dem Boom der Technologiewerte in den späten Neunzigern und den Anstiegen von Banken und Zyklikern im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends, dürften nun jedenfalls andere Branchen den Ton an den Märkten angeben. Welche Sektoren die "Leader" stellen werden, sei allerdings noch nicht ganz klar. Eine gute Chance auf diese Rolle räumt Reisenberger "grünen Branchen" wie der Gewinnung alternativer Energie und damit verbundenen Anlagenbauern ein.
"Es muss etwas getan werden wegen der Erderwärmung. Da wird massiv investiert werden", ist Reisenberger überzeugt. Als große Gewinner dieser Herausforderungen sieht der Analyst Anlagenbauer wie Andritz oder Siemens. Aber auch einzelne Rohstoffwerte bzw. Versorger dürften in den kommenden Jahren gefragt sein. Angesichts der steigenden Energienachfrage dürften auch traditionelle Energielieferanten noch jahrelang gut performen.
In Österreich sieht Reisenberger den Anlagenbauer Andritz als gutes Beispiel. "Die Andritz ist perfektest aufgestellt, da kann man derzeit nur zukaufen. Wie bei einem Sparbuch", empfiehlt der Analyst. "50 % bei Andritz sind zumindest ausgewiesene grüne Technologien", so der Experte.