Ein Wurm im Apfel: Mac OS im Visier der Hacker

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Früher war alles einfacher: Von Viren und anderen Schädlingen waren vor allem Windows-Rechner betroffen. Macs blieben weitestgehend unbehelligt. Das ändert sich nun langsam. "Die Bedrohung hat zugenommen", sagt Candid Wüest von Symantec, einem Hersteller von Antivirensoftware in Aschheim bei München.

Die größte Gefahr ist, dass Hacker Anwendern Schadprogramme unterschieben. OSX.RSPlug.A heißt eines, das auf Macs zielt. Es gibt sich als Video-Codec aus, der zum Betrachten bestimmter Pornofilme nötig ist und versucht, den Nutzer beim Surfen auf gefälschte Seiten zu leiten: Er glaubt etwa, auf der von ihm aufgerufenen eBay-Seite zu sein. Tatsächlich handelt es sich um eine Falle, bei der ihm die Zugangsdaten zu seinem Auktionskonto entlockt werden sollen.

"Dieser Trojaner hat wenig Beachtung gefunden", sagt Walter Mehl von der in München erscheinenden Zeitschrift "Macwelt". Das dürfte auch daran gelegen haben, dass er ausschließlich über Pornoseiten verbreitet wurde. Darüber hinaus war er dürftig programmiert.

Ein anderer Trojaner hat laut Wüest zu Beginn dieses Jahres Macs zu einem "Botnet" zusammengeschlossen. Hacker nutzen solche von ihnen ferngesteuerten Rechner-Netzwerke meist zum Versenden von Spam. 10 000 bis 20 000 Rechner seien infiziert gewesen. Das sei allerdings kein Vergleich zum Wurm Conficker, der unzählige Windows-PCs befallen hat.

Dass Windows am stärksten unter Attacken zu leiden hat, liegt auch an seiner großen Verbreitung: Für Programmierer von Schadprogrammen ist es sinnvoller, eine möglichst große Zielgruppe anzupeilen. Ähnliches gilt für die Suche nach Schwachstellen in Anwendungen - verbreitete Programme sind beliebte Ziele.

Früher wurde Malware für bestimmte Betriebssysteme geschrieben. Das ist nicht mehr zwangsläufig so, sagt Mehl. So wurde etwa kürzlich entdeckt, dass sich über manipulierte PDFs eine Sicherheitslücke in der weitverbreiteten Software Adobe Flash ausnutzen ließ. Die Lücke bestand unter Windows ebenso wie unter Mac OS. Für Nutzer heißt das: Sie sollten neben dem Betriebssystem und dem Virenscanner auch Programme wie Flash oder Firefox durch Updates immer aktuell halten.

"Es gibt zwar immer noch nicht mehr Malware für den Mac", sagt Mehl. Doch es beschäftigen sich mehr Menschen mit Mac OS, und sie finden mehr Schwachstellen, die bisher aber kaum ausgenutzt werden. Das Gefahrenpotenzial sei also gewachsen. "Daher komme ich zu dem Schluss, dass der Einsatz von Schutzsoftware auch unter Mac OS mittlerweile sinnvoll ist."

Von Apple heißt es dazu, der Mac besitze integrierte Technologien zur Abwehr von Malware. Da jedoch kein System zu 100 Prozent immun gegen Angriffe sei, gebe der Einsatz von Antivirensoftware zusätzlichen Schutz. Aus Sicht von "Macwelt" gibt es derzeit zwei brauchbare Schutzprogramme für Mac OS: "Norton Internet Security für Mac" von Symantec und "VirusBarrier" von Intego.

Der Einsatz von Antivirenprogrammen sei das eine, so Candid Wüest. "Darüber hinaus sollte man stets wachsam sein - unabhängig vom Betriebssystem." Denn Phishing-Attacken, also das Ausspähen von Passwörtern oder anderen Daten, können Mac-User genauso treffen wie Besitzer von Windows- oder Linux-Rechnern. Daher sollten Nutzer auch nicht wahllos Links anklicken - egal ob sie per E-Mail, Twitter oder auf welchem Weg auch immer angeboten werden.

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