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Europa zittert vor Finanzcrash Italiens

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Berlusconi tobt und bleibt uneinsichtig - Reißt er den Euro in den Abgrund?

Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens durch die Ratingagentur Standard & Poor’s ist ein Tiefschlag für Rom. Von Italiens Premier Silvio Berlusconi prallt das jedoch ab: „Realitätsfern und von Medien beeinflusst“, tobte er über das Papier: „Es wurde von politischen Erwägungen beeinflusst.“

Tatsache ist: Italiens langfristige Bonität wurde über Nacht von A+ auf A korrigiert, die für die kurzfristigen Kredite von A-1+ auf A-1. Rom drohen nun höhere Zinsen, die Aufnahme von Krediten wird komplizierter. Grund für die Herabstufung: hohe Schulden, schwaches Wachstum und eine fragile Regierungskoalition.

Italiens Staatsschuld liegt bei 1,9 Billionen Euro, was rund 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Die EU-Verträge erlauben aber nur 60 Prozent. Damit hat Italien nach Griechenland den zweithöchsten Schuldenstand in der Eurozone.

Sex und Skandale – Druck auf Berlusconi wächst
Zwar hat Berlusconi bereits zwei Sparpakete über mehr als 100 Milliarden verabschiedet. Das aber reicht nicht. Der gigantische Schuldenberg wird noch weiter wachsen, weil Rom erst ab 2013 ohne neue Schulden auskommen will. Außerdem kränkelt Italiens Wirtschaft. Die OECD spricht für 2012 von bloß 0,5 Prozent Wachstum.

Bisher standen Italiens Superreiche hinter Berlusconi. Sie horten auf Banken 2,2 Billionen Euro. Nun aber sieht es düster für Berlusconi aus: Angesichts der akuten Schuldenkrise setzen sie ihren Premier jetzt erstmals unter Druck.

Industriellenpräsidentin Emma Marcegaglia stellte Berlusconi am Dienstag gar ein Ultimatum: „Entweder ist die Regierung in den nächsten Tagen in der Lage, ernsthafte und unpopuläre Reformen zu verabschieden, mit denen sie das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte zurückgewinnen kann, oder dieses Kabinett muss nach Hause gehen“, sagte Marcegaglia.

Eine Kriegserklärung!
Außerdem ist Berlusconi derzeit in sieben Gerichtsverfahren verstrickt, und kein Tag vergeht ohne neuen Sexskandal um den 74-Jährigen. Zuletzt tauchten Telefonmitschnitte auf, wonach er im Regierungsjet Prostituierte zu einer Party einfliegen ließ. Berlusconi prahlte auf diesen Mitschnitten, dass er in einer Nacht „nur mit acht Frauen“ geschlafen hat – elf hätten vor seiner Schlafzimmertür gewartet.

Bisher hat Italien diese Sex-Eskapaden erduldet. Nun scheint aber Schluss zu sein: Inzwischen trauen nur mehr 24 Prozent der Italiener und Italienerinnen dem Premier zu, die Krise zu meistern.

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