Finanzverflechtung Österreichs ist gesunken

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Die Verflechtungen mit dem Ausland hat sich 2008 in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise verringert.

Ausschlaggebend dafür war laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) der Einbruch beim grenzüberschreitenden Wertpapiergeschäft. So haben die Österreicher 2008 etwa um über 40 Mrd. Euro weniger ausländische und die Ausländer um rund 6 Mrd. Euro weniger inländische Wertpapiere gekauft.

Das Finanzvermögen Österreichs im Ausland summierte sich per Ende 2008 auf 767 (2007: 742) Mrd. Euro, die Verpflichtungen auf 810 (792) Mrd. Euro. Das entsprach laut OeNB 582 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP), nach 594 Prozent im Jahr 2007. Damit habe die Internationalisierungsquote erstmals seit dem Vorliegen statistischer Daten einen deutlichen Rückgang gezeigt, so die OeNB heute, Mittwoch, in einer Aussendung. Bisher habe sich die Vernetzung mit ausländischen Kapitalmärkten erstmals seit dem Beginn der statistischen Aufzeichnungen Anfang der 90er Jahre stets intensiviert. Ausschlaggebend für diese Entwicklung sei der durch die hohe Unsicherheit der Anleger geprägte Einbruch der globalen Wertpapiermärkte gewesen.

2008 hatten die Österreicher deutlich weniger in ausländischen Veranlagungen investiert: Die Portfolioinvestitionen im Ausland fielen um gut 40 Mrd. Euro auf 230,9 (274,7) Mrd. Euro. Davon entfielen 39,2 (68,1) Mrd. Euro auf Aktien, 188,7 (202,5) Mrd. Euro auf Anleihen und 3,0 (4,1) Mrd. Euro auf Geldmarktpapiere. Weniger drastisch fiel mit einem Minus von knapp 6 Mrd. Euro der Einbruch bei den Veranlagungen der Ausländer in Österreich aus: sie machten 357,9 (363,6) Mrd. Euro aus, wovon 33,6 (71,4) Mrd. Euro auf Aktien und 301,3 (277,8) Mrd. Euro auf Anleihen entfielen.

Mit 16 Mrd. Euro entfiel 2008 etwa die Hälfte aller im Ausland verzeichneten Wertpapierkursverluste in Höhe von 36 Mrd. Euro auf Aktien, so die OeNB. Vor allem Titel deutscher Emittenten (-3 Mrd. Euro) litten, aber auch Papiere, die den USA (-2,3 Mrd. Euro), Russland (-1,5 Mrd. Euro) oder der Schweiz (-1,1 Mrd. Euro) zuzurechnen sind, entwickelten sich durchwegs unerfreulich.

Trendumkehr bei Aktienkursen

Ausländischer Investoren an der Wiener Börse büßten in nur zwölf Monaten rund 29 Mrd. Euro (-60 Prozent) ein, wodurch der Gewinn, den sie in den Jahren 2004 bis 2006 durch den Boom des ATX erzielt hatten (27 Mrd. Euro), vollständig verloren ging, so die OeNB. Allein im dritten Quartal 2008 erreichten die Verluste 12 Mrd. Euro. Vorläufige Daten für das erste Halbjahr 2009 bestätigen jedoch jene Trendumkehr, die sich an den internationalen Börsen seit dem Frühjahr abzeichnet: Österreichische Titel im Auslandsbesitz warfen in diesem Zeitraum bereits wieder ein Plus von 3 Mrd. Euro ab. Auch inländische Anleger dürfen sich nach diesen Schätzungen über Kursgewinne von etwa 1 Mrd. Euro freuen.

Die Direktinvestitionen Österreichs im Ausland im weiteren Sinne stiegen auf 205,5 (183,9) Mrd. Euro, die Direktinvestitionen in Österreich auf 200,5 (192,9) Mrd. Euro. Netto ergab sich somit ein Plus von 4,9 Mrd. Euro nach -9,0 Mrd. Euro. Mit etwa 340 Mrd. Euro waren Ende 2008 45 Prozent des gesamten Auslandsvermögens in den vergleichsweise sicheren Partnerländern der Währungsunion veranlagt. Daneben spielten Schweiz (100 Mrd. Euro, 13 Prozent), Großbritannien (44 Mrd. Euro, 6 Prozent) oder die USA (27 Mrd. Euro, 4 Prozent) eine größere Rolle.

Die Länder der EU-Erweiterungsrunden von 2004 bzw. 2007 absorbierten mit knapp 100 Mrd. Euro ebenfalls einen beträchtlichen Teil der Auslandsaktiva. Damit sei die Bedeutung dieser Region wesentlich höher als die anderer, vergleichsweise riskanterer Länder Ost- und Südosteuropas (Moldawien, Russland, Weißrussland, Ukraine, Albanien, Bosnien, Serbien, Kroatien, Mazedonien) , die zusammen weniger als 10 Prozent des österreichischen Finanzvermögens auf sich vereinen.

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