Betriebsrat warnt Vorstand

Furcht vor Stellenabbau bei EADS wächst

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Mehreren Protestkundgebungen sind bereits angekündigt.

Die Stimmung beim Flugzeugbauer EADS heizt sich vor den geplanten Einschnitten im Rüstungsgeschäft auf. "Wir warnen die Konzernführung sehr deutlich vor Alleingängen und dem Bruch von bereits getroffenen Zusagen" sagte Konzernbetriebsratschef Rüdiger Lütjen am Donnerstag.

"Wir fordern klare Kommunikation statt Hängepartien, Mitbestimmung statt Konfrontation und langfristiges Denken statt kurzfristige Renditefixierung", so Lütjen.

EADS-Chef Tom Enders plant drastische Einschnitte im Zuge der Zusammenlegung der drei Sparten Airbus Military, Astrium und Cassidian zu Airbus Space & Defense. Zahlen will der Major der Reserve den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit erst am 9. Dezember nennen.

Dass es für die Belegschaft schmerzhaft wird, hatte er bereits angekündigt: "Ohne harte Maßnahmen wird es nicht gehen."

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Ziel sei die nachhaltige Steigerung der Ertragsfähigkeit. "Und wir müssen wettbewerbsfähiger werden, vor allem auf den europäischen Märkten." Die Gewerkschaft wertet das als Gier: "Profit soll vor zukunftssichernde Werte gestellt werden."

Ein Medienbericht über den Wegfall von 8.000 der 40.000 Stellen hat die Mitarbeiter nun aufgeschreckt. EADS schweigt zu den Zahlen. Die IG Metall fürchtet, dass vor allem das bayerische Manching von den Einschnitten betroffen sein wird. Im dortigen Militärischen Luftfahrtzentrum baut EADS mit seinen Partnern auch den Kampfjet Eurofighter. Die neue Sparte unterhält auch noch Standorte im spanischen Sevilla, Frankreich, Norddeutschland sowie um München.

Die IG Metall hat für nächste Woche zu mehreren Protestkundgebungen an den EADS-Standorten Hamburg, Bremen und Manching aufgerufen. Betriebsrat Lütjen stellt Enders vor die Entscheidung. "Die Konzernführung hat die Wahl, ob sie den anstehenden Umbauprozess mit uns konstruktiv oder konfrontativ angehen möchte". Aus Arbeitnehmerkreisen hieß es, Enders treffe in der kommenden Woche die Betriebsräte.

EADS, das sich demnächst in Airbus umbenennt, verdient prächtig an seinen zivilen Passagierfliegern. Das Geschäft mit Kriegsgerät, Satelliten und Weltraumtechnik wirft indes immer weniger ab. Die meist staatliche Kundschaft streicht ihre Rüstungsbudgets immer weiter zusammen. Dabei sehen andere heimische Hersteller von schweren Waffen EADS noch im Vorteil. "Gut die Hälfte des Verteidigungsetats holt eh Tom Enders direkt ab", spottete jüngst ein hochrangiger Rüstungsmanager. Aber die Bundeswehr ist ein wankelmütiger Abnehmer. Immer wieder wurden bestellte Stückzahlen von politischer Seite nach unten korrigiert, die Lieferung von Maschinen verzögert.

Exporte gestalten sich für EADS schwierig. Der US-Markt bleibt dem europäischen Unternehmen weitgehend verschlossen. In anderen Weltregionen machen amerikanische Rivalen wie Boeing, Northrop Grumman und Lockheed Martin EADS das Leben schwer.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme. Die Kostenexplosion bei der Entwicklung der Aufklärungsdrohne Eurohawk setzte dem Ruf von EADS ebenso zu wie Korruptionsvorwürfe beim Verkauf von Eurofightern nach Österreich.

Nach der geplatzten Fusion mit der britischen BAE Systems hatte Cassidian-Chef Bernhard Gerwert bereits eine erste Sanierungsrunde in der Rüstungssparte eingeläutet, der 850 Arbeitsplätze vor allem in der Verwaltung zum Opfer fielen. Bis 2014 will Gerwert auf Jahresbasis so mindestens 200 Millionen Euro sparen.

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