Scheich im Interview

Al Jaber: "Bin kein Spekulant"

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Der Scheich über Kneissl, Hotels, seine Billig-Uhr.

ÖSTERREICH: Sie sind derzeit häufig in den Schlagzeilen. Was ist Ihre Business-Philosophie?
Al Jaber: Ich bin sehr erdverbunden. Ich treffe meine Geschäftsentscheidungen zu 50 Prozent mit dem Kopf und zu 50 Prozent mit dem Herz. Das trifft vor allem auf mein Investment bei Kneissl zu. Auch wenn es Schwierigkeiten gab – wir würden die Menschen niemals ohne Rettung alleine lassen. Im Übrigen bin ich ein langfristiger Investor, kein Spekulant.
ÖSTERREICH: Für Kneissl haben Sie in letzter Minute einen Rettungsplan vorgelegt. Warum haben Sie so viel Zeit verstreichen lassen?
Al Jaber: Die Gespräche mit meinen Partnern waren nicht immer einfach. Aber ich bin Investor und habe mich entschieden, mit nun 100 Prozent der Firma einen zweiten Anlauf zu machen. Aus Kneissl kann man viel machen, wenn alle an einem Strang ziehen.
ÖSTERREICH: Sie haben mit dem Ruf zu kämpfen, dass Sie nicht alle zugesagten Zahlungen rechtzeitig leisten.
Al Jaber: Das stimmt nicht. Ich liebe Österreich und Wien und werde mich durch eine Negativkampagne gegen meine Person nicht von dieser Liebe abbringen lassen. Ich werde noch mehr Investments in Österreich tätigen. Ich möchte meine Kritiker eines Besseren belehren. Derzeit habe ich weniger als 15 Prozent meiner globalen Investments in Österreich – es werden bald noch mehr werden.
ÖSTERREICH: Im persönlichen Umgang wirken Sie sehr bescheiden.
Al Jaber: Ich bin ein Selfmade-Man. Ich habe mein Geschäft von Grund auf alleine aufgebaut. Nach alter angelsächsischer Tradition halte ich nichts von Pomp und Verschwendung. Ich fahre ein 5 Jahre altes Auto, das ich um 40.000 Euro gekauft habe. Meine Uhr ist 10 Jahre alt – ich habe sie um 150 Euro am Flughafen gekauft. Ich gebe mein Geld lieber für Sinnvolles aus. Meine Foundation hat bisher mehr als 100 Mio. Euro für Charity gegeben. Ich habe übrigens persönlich keine Schulden. In meinen Firmen werden alle Rechnungen bezahlt. Und Streitigkeiten im Geschäft sind normal – sie dürfen nur nicht auf die persönliche Ebene abgleiten.
ÖSTERREICH: Eines Ihrer Projekte ist die komplette Neugestaltung des Palais Schwarzenberg in ein Luxushotel. Zuletzt hat Ihr Bankpartner den Vertrag aber gekündigt. Das Hotel hätte schon heuer eröffnen sollen.
AL Jaber: Es ist richtig, wir wollten 2011 eröffnen, aber der Markt hat sich geändert und wir eröffnen nicht zu einem schlechten Zeitpunkt. Wir werden im Herbst den Umbau starten und 2013 eröffnen. Dieses Investment ist Business und nicht Charity, daher müssen wir genau rechnen. Das Projekt wird definitiv fortgesetzt.
ÖSTERREICH: Sie sind mit Wohltätigkeitsprojekten sehr aktiv. Wo liegt Ihr Fokus?
Al Jaber: Ich habe in Österreich gesamt 7 Mio. Euro in Charitys investiert – für die Modul Universität und in die Nachwuchsarbeit der Austria Wien. International unterstützt meine Foundation 10 Top-Universitäten und hilft damit rund 1.000 Studenten.
ÖSTERREICH: Sie sind nicht nur in Österreich investiert. Welche Geschäftsaktivitäten betreiben Sie noch?
Al Jaber: Wir sind in England, Saudi-Arabien, Frankreich etc. aktiv – unser Unternehmen agiert global. Wir haben z. B. Immobilien, Hotels und Nahrungsmittelindustrie-Unternehmen. Und das mit rund 80 Prozent Eigenkapital – nur 20 Prozent sind Kredite und Verbindlichkeiten. Das wird übrigens regelmäßig von Ernst & Young geprüft und bestätigt.


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