Lebensversicherern macht Krise zu schaffen

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Durch die Finanzkrise haben die heimischen Lebensversicherer 2008 ein Drittel ihrer Finanzüberschüsse eingebüßt. 2007 und 2008 dürfte ein zusätzlicher Abschreibungsbedarf von 2,1 Mrd. Euro entstanden sein, geht aus einer neuen Studie des Wifo-Versicherungsexperten Thomas Url hervor.

Für heuer rechnet die Branche mit 0,3 % Einnahmenrückgang (darunter Leben -2,5 %, aber Schaden/Unfall +1,2 %, Krankenversicherung +3,5 %). 2010 könnte sich das Prämien-Minus auf 1,3 % ausweiten.

2008 ist der Überschuss der Lebensversicherer aus der Finanzgebarung um 32,3 % auf 1,641 Mrd. Euro gesunken, nach einer Verringerung um 6,9 % auf 2,425 Mrd. Euro im Jahr davor. Durch die schlechte Finanz- und Kapitalmarkt-Situation im abgelaufenen Jahr wurde ein Abschreibungsbedarf in fast allen Wertpapierkategorien. Dementsprechend schlecht war der Überschuss der Finanzgebarung in der Sparte Leben.

Heimische Versicherer investierten in der Krise in Festverzinsliche

Ihre Kapitalanlagen hat die Branche angesichts der in der Finanzmarktkrise zu erwartenden Verluste "erstaunlich kräftig" ausgeweitet, wobei sich das Portfolio wieder zur Direktveranlagung in festverzinsliche Wertpapiere verschob. Dadurch bewältigte die heimische Assekuranz die Probleme auf den Finanzmärkten leichter als ausländische Institute. Zudem hat sie durch Auflösung stiller Reserven die abschreibungsbedingten Verluste teils ausgleichen können. "Dieser Puffer", warnt Url, "wird mit der Umstellung auf Solvency II vermutlich verloren gehen, weil sich die Bewertung zum Marktwert überwiegend durchsetzen wird."

Die abschreibungsbedingten Verluste der heimischen Versicherer sind in die Aufwendungen für Kapitalanlagen und Zinserträge integriert. Nach Schätzungen des Wifo dürften in den abgelaufenen 2 Jahren ein zusätzlicher Abschreibungsbedarf von 2,1 Mrd. Euro entstanden sein.

Die Kapitalanlagen der Versicherer insgesamt legten 2008 von 69,9 auf 74,9 Mrd. Euro kräftig zu (ohne Depotforderungen). Dabei sank der Wertpapier-Anteil von 74,4 auf 67,9 % (bei Anteilswerten von 33,8 auf 26,0 Prozentpunkten, dagegen stieg er bei Festverzinslichen von 40,6 auf 41,9 Prozentpunkte), der Anteil von Beteiligungen erhöhte sich von 14,6 auf 20,0 %.

Die Rendite auf die Kapitalanlagen hat 2008 deutlich abgenommen. Erstmals seit 2002 fiel sie in der Lebensversicherung mit 3,4 % hinter die Sekundärmarktrendite (Bund) von 4,1 % zurück. In der Krankenversicherung war mit 2,4 % eine besonders geringe Rendite zu verzeichnen, obwohl - wie Url anmerkt - die in Österreich übliche Altersrückstellung unter Umständen längere Veranlagungshorizonte zulasse als zum Beispiel Einmalerläge. In Schaden/Unfall betrug die Rendite der Kapitalanlagen 3,6 %.

Versicherungen werden 2010 spürbar teurer

Die Preisanhebungen in der heimischen Assekuranz dürften heuer über der Teuerungsrate liegen - im Vorjahr war es umgekehrt. Bis August legten die Preiserhöhungen bei den Privatversicherungen heuer um 3,1 % zu, gegenüber 0,5 % Inflation, 2008 wurden die Polizzen bei 3,2 % Inflationsrate nur um 1,4 % teurer.

Für 2009 erwarte die Versicherungswirtschaft wegen der Unwetter im Frühsommer neuerlich eine Unterdeckung, "die vermutlich weitere Preisanhebungen zur Folge haben wird", so Url. Dies zeigten die aktuellen Werte für die Hausrats- und Bündelversicherung im VPI.

Da auch die vorläufigen Zahlen für die private Krankenversicherung eine Rückkehr zur früheren Preisdynamik andeuten würden, "dürfte 2009 der Beitrag der Versicherungsprodukte zum allgemeinen Preisauftrieb steigen", erläutert der Wifo-Experte.

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