Keine Einigung bei Metallern

Lohnrunde geplatzt: Streiks in 150 Betrieben

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Am Mittwoch gab es in den Lohnverhandlungen wieder keine Einigung.

Die Opel-Fabrik in Wien-Aspern ist am Donnerstag Ziel von gewerkschaftlichen Aktionen geworden. In zwei Schichten sind im Motoren- und Getriebewerk Betriebsversammlungen und einstündige Warnstreiks abgehalten worden, morgen, Freitag soll länger gestreikt werden. Wolfgang Katzian und Karl Proyer von der Privatangestelltengewerkschaft nahmen am Nachmittag an einer solchen Protestaktion teil. Die GPA-djp vertritt die Angestellten, die Industriegewerkschaft (Pro-Ge) die Arbeiter der metallverarbeitenden Betriebe.

Ab Montag seien "unbefristete Kampfmaßnahmen" möglich, kündigte der Chef der Industriegewerkschaft, Rainer Wimmer, an. "Wenn es am Wochenende zu keiner Weiterentwicklung kommt, machen wir am Montag ernst", betonte Wimmer.

Arbeitgeber-Chefverhandler Christoph Hinteregger kritisierte den Verhandlungsstil der Gewerkschafter. Auf seine Frage, "wie viel sie noch wollen, habe ich keine Antwort erhalten. Es hat nur geheißen: 'Das ist zu wenig'", so Hinteregger in der ORF-Sendung "Vorarlberg heute". Anschließend seien die Gewerkschafter "aufgestanden und gegangen".

Jetzt streiken die Metaller



Nach Angaben des ÖGB ist es heute österreichweit in 150 Betrieben zu Kampfmaßnahmen gekommen. Wie berichtet wollen die Metaller 5,5 Prozent mehr Lohn, das Angebot der Unternehmer lag zuletzt bei 3,65 Prozent plus 200 Euro Einmalzahlung. Nach Rechnung der Gewerkschaft brächte das inflationsbereinigt nur 40 Euro netto. Journalisten hatten in der Regel keinen Zutritt zu den Protestaktionen.

Das Angebot der Arbeitgeber sei nicht akzeptabel, "weil es weit unter den Ergebnissen liegt, die die Unternehmen im vergangenen Jahr gemacht haben", erklärte Katzian vor den Beschäftigten bei Opel Aspern. Die Arbeitnehmer hätten "in Zeiten einer extrem hohen Inflationsrate eine adäquate Abgeltung verdient".

Geschäftsführung arbeitet

Laut Proyer hat an der Opel-Betriebsversammlung zu Beginn der Nachmittagsschicht "praktisch jeder mit Ausnahme der Geschäftsführung teilgenommen". Die Beschlüsse zur Fortsetzung des Streiks am Freitag seien einstimmig gefällt worden, sagte der  GPA-Funktionär nach der Versammlung zur APA. Die tatsächliche Dauer der Streiks am Freitag wollte Proyer nicht erläutern.

Fortsetzung folgt

 "Wenn es notwendig ist, setzen wir das die nächste Woche fort", sagte er. Dazwischen gäbe es aber noch ein Wochenende. "Rainer Wimmer und ich sind für ernsthafte Angebote jederzeit erreichbar". Das Opel-Management habe sich mit seiner Ankündigung, die Stehzeiten nicht bezahlen zu wollen, "lächerlich gemacht". Auch die zahlreichen Leiharbeiter hätten durch die Bank an den Aktionen teilgenommen.

Im vergangenen Jahr sind in Aspern 1,4 Million Motoren und Getriebe produziert worden. Es ist das größte Motoren- und Getriebewerk des Konzerns und liefert rund 50 Prozent der Motoren und Getriebe für alle Opels und Vauxhalls. Derzeit sind etwa 2.200 Leute im früheren Opel-Werk beschäftigt, davon mehrere hundert Zeitarbeiter.

Die Arbeitgeber riefen am Donnerstag zu Mäßigung auf und warnten vor ungewollten Folgen der Aktionen. "Wenn man nach dem zweiten Verhandlungstag bereits zu Mitteln des Arbeitskampfes greift, setzt man den österreichischen Weg der Sozialpartnerschaft bewusst aufs Spiel", erklärte Wirtschaftskammer-Vizepräsident Fritz Amann (RfW). 'Ein Lohnabschluss "ohne Augenmaß" würde die metallverarbeitende Wirtschaft "unter enormen Druck bringen" und "durch die Vorbildfunktion des Metallerabschlusses für alle Branchen die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftstandortes Österreich gefährden", sagte der Kärntner Wirtschaftskammerpräsident Franz Pacher.

Letzter Metaller-Streik war vor 25 Jahren
Die Metaller haben zwar immer wieder mit Streiks gedroht, dieses Mittel des Arbeitskampfs allerdings nur selten eingesetzt. Zuletzt wurde vor 25 Jahren, nämlich im November 1986, bei den Metallern zur Unterstützung der Forderungen bei Kollektivvertragsverhandlungen gestreikt. Dabei ging es in kurzen Warnstreiks um die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung und mehr Lohn.

Davor streikten die Metallarbeiter im Mai 1962. Dieser Arbeitskampf hatte mehrere Ziele: Die Abschaffung der damaligen eigenen Frauenlohngruppen, Lohnerhöhungen sowie arbeitsrechtliche Verbesserungen bei Krankenstand. Krankheit dürfe kein Entlassungsgrund mehr sein, forderten die Beschäftigten. Damals waren österreichweit rund 200.000 Beschäftigte vier Tage lang im Streik, die Arbeitsniederlegung war erfolgreich.

Seit 1986 habe es punktuelle Protestaktionen und in einzelnen Betrieben auch Arbeitskampf gegeben, aber nie einen branchenweiten Metallerstreik zur Unterstützung der Forderungen in den KV-Gesprächen, hieß es heute auf Anfrage der APA bei der Metallergewerkschaft PRO-GE und beim ÖGB.
 

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