Schuldenkrise

Nowotny: "Deregulierung ging zu weit"

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Notenbank-Gouverneur: Anwachsen des Finanzsektors war unproduktiv.

Wenn der Staat Banken in der nächsten Runde mit Kapital hilft, dann wird dies "über Aktien" laufen, der Staat also Miteigentümer des Finanzinstituts werden, sagte Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny am Dienstagabend im Rahmen einer Diskussion an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Dafür gebe es einen "breiten Konsens". Das würde auch dem Modell entsprechen, das schon bisher in Großbritannien oder den USA angewendet werde. Man müsse sich dabei aber auch bewusst sein, dass der Staat dadurch mehr Verantwortung übernehme.

Ein massiver Einstieg der Staaten bei ihren Banken könnte aber auch eine "Negativschleife" auslösen, warnte Nowotny. Ratingagenturen könnten die Maßnahme als Auslöser für ein Downgrading des betroffenen Staates nehmen.

Nowotny sagte, das überproportionale Anwachsen des Finanzsektors sei eine in vieler Hinsicht unproduktive Entwicklung gewesen. Das gelte für die Finanz- und Realwirtschaft und habe außerdem viele Talente in diesen Sektor gezogen, die in anderen Bereichen fehlen könnten. "Es ist ein absoluter Konsens, dass man mit der Deregulierung zu weit gegangen ist", meint Nowotny.

Positiv sei aber, dass Unternehmen und Politiker aus der Krise gelernt haben. Die Firmen haben nun mehr Kapital und Liquidität und sind krisenresistenter. Die Wirtschaftspolitik wisse, dass sie mehr Kontrolle ausüben müsse. Nowotny glaubt auch an die Wachstumsperspektive Europas mit seinem "enormen geistigen Potenzial".
 

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