Wien 80 Prozent Plus

OeNB: Wohnpreise legten kräftig zu

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Landesweit betrug das Plus zwischen 2007 und Mitte 2013 im Schnitt 39 Prozent.

Was bei anderen Zentralbanken in Europa bereits Usus ist, hält nun auch bei der Nationalbank (OeNB) Einzug - ein eigener Indikator für Immobilienpreise. Seit 2007, dem Jahr vor der Krise, hat Österreich bis Mitte 2013 mit einem Plus von 39 Prozent im Euroraumvergleich die stärksten Preisanstiege verzeichnet. In Wien lag das Plus bei 80 Prozent, geht aus dem Fundamentalpreisindikator hervor.

"Wenn man die Inflation abzieht, ergibt sich für Wien ein realer Immobilienpreisanstieg von unter 60 Prozent", präzisierte der Leiter der Abteilung für Volkswirtschaftliche Analysen, Ernest Gnam, am Montag vor Journalisten.

Bis zum vierten Quartal 2013 ergebe der Immobilienblasenindikator für Gesamtösterreich aber immer noch eine Unterbewertung gegenüber dem langfristigen Trend von rund 8 Prozent, erklärte der Experte. Die Immobilien in Wien hingegen seien um rund 21 Prozent überbewertet, also zu teuer. Der Markt in der Bundeshauptstadt umfasst etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Die errechneten Werte geben die Abweichung vom fundamental gerechtfertigten Preis wieder.

"Diese Blase gerade in Wien geht auf sehr spezielle Ursachen zurück und ist nicht unbedingt kreditfinanziert", relativierte die Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft, Doris Ritzberger-Grünwald. "Das ist das Luxussegment, das in Wien so deutlich durchschlägt." Nachfrage und Angebot bewegten sich da in ganz anderen Dimensionen, verwies sie etwa auf die Preisschübe in der Innenstadt. Betreffend Finanzmarktstabilität bereite die Immobilienpreisentwicklung der Nationalbank "keine Sorge, aber sie hat unsere Aufmerksamkeit erregt".

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Für etwaige, lenkende Maßnahmen der OeNB ist die gesamtösterreichische Entwicklung ausschlaggebend. Ein Immobilienblase orten die zuständigen Volkswirte hier nicht: So habe Österreich keinen überdimensionierten Bausektor und auch die Haushalte seien niedrig verschuldet.

"Für die Finanzmarktstabilität ist es wichtig, dass sich die Haushalte finanziell nicht übernehmen", betonte Gnam.

In den Euro-Problemländern Irland, Spanien und Griechenland hingegen waren die Immobilien deutlich überbewertet und der Bausektor hatte einen zu großen Anteil am BIP.

In Spanien etwa habe sich der Bausektor auf 15 Prozent des BIP ausgedehnt - nach dem Platzen der Immobilienblase liegt er bei etwa 2 Prozent. "Für Österreich sehen wir keine Gefahr für einen aufgeblähten Bausektor", sagte Martin Schneider von der Abteilung für Volkswirtschaftliche Analysen. Seit Mitte der Neunzigerjahre sei die Wohnbauquote rückläufig - in Österreich liege sie derzeit bei etwa 4 Prozent.

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