Kapital-Aufstockung

Österreichs Banken brauchen jetzt Milliarden

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Kapitalbedarf nach EU-Gipfel: RZB 1,9 Mrd., ÖVAG 972 Mio., Erste 59 Mio. Euro.

Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (S) geht für die österreichischen "Stresstest"-Banken - Erste Group, RZB und ÖVAG - davon aus, dass diese den zusätzlichen Kapitalbedarf für eine 9 Prozent-Kernkapitalquote "nicht ohne Anstrengung aus Eigenem" erfüllen werden können.

Die Erste Group braucht nach vorläufigen Berechnungen 59 Mio. Euro, um ihr hartes Kernkapital wie vom EU-Gipfel gefordert auf neun Prozent zu erhöhen. Diese Berechnung beziehe sich auf die Daten zum Halbjahr 2011, teilte die Bank am Donnerstag ad hoc mit. Die Europäische Bankenaufsicht EBA wird aber noch auf Basis des Abschlusses zum 30. September 2011 den endgültigen Kapitalbedarf eruieren. Die Bank muss das erhöhte Kernkapital bis zum 30. Juni 2012 erreichen.

Die Tier-1-Quote basiert auf EBA-Methodologie und -Annahmen und inkludiert das von der Republik Österreich zur Verfügung gestellte Partizipationskapital (1.224 Mio. Euro), nicht aber Hybridkapital und von privaten Investoren zur Verfügung gestelltes Partizipationskapital (540 Mio. Euro), so die Bank in der Mitteilung.

Volksbank braucht 972 Mio.
Die Österreichische Volksbanken-AG (ÖVAG) braucht zur Anhebung ihrer Kernkapitalquote auf 9 Prozent bis Ende Juni 2012 weitere 972 Mio. Euro Kapital. Dies habe die Europäische Bankenaufsicht (EBA) errechnet, so die ÖVAG in einer Aussendung. Dabei handle es sich aber um eine "vorläufige" Größe, die sich auf Basis der Zahlen zu Ende September 2011 noch ändern könnte. Die Bank werde dies gemeinsam mit den Aufsichtsbehörden nochmals überprüfen.

Die Bank arbeite daran, durch Maßnahmen wie den Rückzug aus dem CEE-Geschäft den Kapitalbedarf zu realisieren, betonte ÖVAG-Generaldirektor Gerald Wenzel. Die ÖVAG will sich künftig auf ihr Kerngeschäft in Österreich konzentrieren. "Zudem werden wir uns mittelfristig aus manchen Geschäftsfeldern zurückziehen und uns stärker auf das originäre Geschäft einer genossenschaftlichen Bank und somit auf das traditionelle Bankgeschäft in Österreich fokussieren".

RZB braucht 1,9 Mrd. Euro
Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) hat laut den Berechnungen der Europäischen Bankenaufsicht EBA einen rechnerischen Kapitalbedarf von 1,9 Mrd. Euro, um ihr hartes Kernkapital wie vom EU-Gipfel gefordert auf neun Prozent zu erhöhen. Die RZB selbst betrachtet diesen Wert als zu hoch. So sei das von privaten Investoren gezeichnete Partizipationskapital von 1 Mrd. Euro nicht berücksichtigt worden, teilte die RZB am Donnerstag mit.

Ein Ergebnis für den Teilkonzern der RZB, der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI), habe die EBA nicht ermittelt, hätte aber einen geringeren rechnerischen Kapitalbedarf ergeben, so die RZB weiter. Die im Juli 2011 publizierten Stresstestergebnisse hätten die RBI als gut kapitalisiert ausgewiesen. Als Ergebnis der Stressannahme habe die Kernkapitalquote 7,8 Prozent betragen.

Aus heutiger Sicht werde der RZB-Konzern für den zusätzlichen Kapitalbedarf keine staatliche Hilfe benötigen.

Nowotny: Termine für Banken "sehr kurz"
Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny warnte vor einer Kreditklemme. Die Gipfelbeschlüsse zur Bankenrettung seien positiv, weil sie die Stabilität und das Vertrauen in die Banken stärken, aber die darin den Banken vorgegebenen Termine seien "sehr kurz" sagte Nowotny am Donnerstag im "Mittagsjournal" des ORF-Radio. Diese einzuhalten werde nicht einfach, man werde sehr vorsichtig sein müssen, um nicht negative gesamtwirtschaftliche Effekte zu erzeugen. Eine Verringerung der Kreditvergabe der Banken sei "denkbar", weil Banken vermutlich kein staatliches Kapital aufnehmen wollen, erwartet Nowotny. Wenn sie nicht genug Kapital erhalten, könnten sie ihre Kreditvergabe verringern, um die Kernkapitalquote auf neun Prozent zu erhöhen.

Während Wifo-Chef Karl Aiginger nach dem Gipfel beim Maßnahmenpaket einen fehlenden "Wachstumsfokus" feststellte, warnte IHS-Chef Bernhard Felderer vor den Gefahren, die von der Hebelung des EFSF Rettungsschirmes auf 1 Billion Euro für die verbliebenen Triple-A-Länderratings in der Eurozone ausgingen. Vor allem das Länderrating von Frankreich könnte wieder in Frage gestellt werden, meinte auch Raiffeisen-Analystin Julia Neudorfer. Österreich stehe dagegen fundamental besser da.





 

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