Zeit drängt

Schlecker Österreich: Lage spitzt sich zu

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Kreditschützer Hrobar sieht Chancen für Rettung schwinden.

Der heimische Insolvenzentgeltfonds (IEF) hat sich in den vergangenen Wochen auf eine mögliche Pleite von Schlecker Österreich vorbereitet. "Wir stehen Gewehr bei Fuß, damit dann die Mitarbeiter ihre Gehälter erhalten", sagte IEF-Chef Wolfgang Pfabigan. Der von den Arbeitgebern finanzierte Fonds habe bereits Vorkehrungen getroffen und verfüge über offene Kreditlinien. Schlecker Österreich - mit 3.000 Mitarbeitern und 900 Filialen - konnte bisher eine Insolvenz im Gegensatz zum Mutterkonzern verhindern.

Die Situation sei schwierig zu beurteilen, weil es offenbar noch laufende Investorengespräche gebe, betonte Pfabigan. Von der Schlecker-Insolvenzverwaltung in Deutschland hieß es auf Anfrage, dass Gespräche mit Interessenten für die Österreich-Tochter "weiterhin erfolgsversprechend verlaufen". Näher wollte man sich heute dazu nicht äußern.

Investorensuche
Drei Investoren haben öffentlich Interesse an Teilen von Schlecker Österreich angemeldet: Der Linzer Finanzinvestor Recap um Anton Stumpf will rund 600 der insgesamt 900 Schlecker-Filialen nach einer "geordneten Insolvenz" übernehmen. Ex-dm-Manager Manfred Laaber sucht derzeit einen Investor für die Übernahme der Drogeriekette. Die MTH-Gruppe (u.a. Libro, Pagro) um den österreichischen Industriellen und Ex-Politiker Josef Taus ist nur an rund 100 Filialen interessiert.

Kreditschützer: Chancen schwinden
Wolfgang Hrobar vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) sieht die Chancen für ein Überleben von Schlecker Österreich hingegen schwinden: "Ich hoffe das Beste, aber rechnen tue ich nicht damit." Für Schlecker gebe es in Österreich kein Marktpotenzial mehr und zu geringe Gewinnmargen. Eine geordnete Insolvenz könnte zumindest aber eine potenzielle Übernahme erleichtern. Wegen des Insolvenzentgeltfonds müssten die Mitarbeiter aber nicht um ihre Löhne und Abfertigungen zittern, betonte der Kreditschützer. Angaben zu möglichen Forderungen der Schlecker-Gläubiger in Österreich konnte Hrobar nicht machen.

Auch die Gewerkschaft bereitet sich seit Wochen auf den Ernstfall vor: "Alles ist in Schwebe", betonte Manfred Wolf von der GPA-djp. Derzeit gebe es aber keine genaueren Infos. "Die Schlecker-Mitarbeiter werden aber nicht im Regen stehen gelassen."

Reicht das Geld bis Anfang August?
Das "Wirtschaftsblatt" berichtet unter Berufung auf informierte Kreise, dass Anfang August soll die Liquidität der Drogeriekette erschöpft sein soll. Durch die Pleite von Schlecker Deutschland sind die hohen Forderungen der Österreich-Tochter praktisch wertlos geworden. Bereinigt um diese Ausfälle soll die Bilanz eine materielle Insolvenz aufzeigen, schreibt das Blatt.

Laut Kreisen sei Schlecker Österreich "leergepumpt". Demnach sollen die Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen - vor allem der insolventen Mutter bereits - auf 174 Mio. Euro gestiegen sein. Weitere 109 Mio. Euro seien "ausgebucht" worden. Hinter beiden Positionen könnten verdeckt "abgezogene" Gewinne stecken, heißt es in dem Bericht. Zu Rat gezogene Anwälte hätten unter anderem bereits auf das Thema Einlagenrückgewähr, die unzulässige Kapitalausschüttung an Gesellschafter, hingewiesen.

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