Software hilft beim Spuren verwischen im Internet

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Spezielle Anonymisierungs-Software hilft beim Tarnen. Die Programme haben aber auch Nachteile.

Wie Spaziergänger im Schnee hinterlassen Netznutzer Spuren. Jede Site, die ein Anwender aufruft, protokolliert neben Datum und Uhrzeit des Besuchs auch Tätigkeiten wie Downloads. Mindestens sechs Monate lang bleiben die Daten online gespeichert - für manchen ein beunruhigender Gedanke. Tarnung bietet spezielle Anonymisierungs-Software. Die Programme haben aber auch Nachteile.

"Entscheidend im Anonymisierungsprozess ist die Verschleierung der eigenen IP-Adresse", erläutert Hannes Federrath, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Uni Regensburg. Die IP-Adresse ist eine Art Hausnummer, die der Provider während des Surfens dem Computer zuordnet, damit der Inhalt einer Webseite dargestellt werden kann. Zusätzlich werde die Kennung in einer Protokolldatei gespeichert.

Der Abgleich der IP-Adresse mit den Daten des Providers erzeugt die "Spuren", so Mathias Otten von der Zeitschrift "Computerbild". Dem Provider ermögliche das, Online-Aktivitäten der Kunden zu beobachten. "Dadurch sind Rückschlüsse auf private oder berufliche Geschehnisse möglich", erläutert Federrath.

Anonymisierungs-Programme verändern die Kommunikation des Rechners mit der Webseite. Laut Otten senden die meisten Seitenanfragen über eine verschlüsselte VPN-Verbindung zum Provider. Dieser sehe zwar den Datentransfer noch, könne den Inhalt aber nicht mehr lesen. In einem zweiten Schritt gehe die Anfrage vom Provider zum Anonymisierer, der sie entschlüsselt und über zwischengeschaltete Proxy-Server tarnt. "Der entschlüsselte Seitenabruf erhält nun die IP-Adresse dieses Dienstes, was die Identifizierung des Nutzers sehr schwierig macht."

Einige Programme arbeiten mit "NAT-Routing". Dabei wird mehreren Nutzern eine identische IP zugewiesen. "Wer welche Internetseite besucht, lässt sich später kaum noch nachvollziehen", sagt Otten. Je mehr Nutzer zeitgleich einen Dienst nutzen, desto besser die Tarnung.

   Die Tarnung hat aber auch Nachteile. Die Zwischenschritte in der Verbindung drosseln oft das Tempo, sagt Frank Ziemann, EDV-Berater aus Berlin. Trotz DSL könne das Surfen auf Modemqualität verlangsamt werden. Anwender sollten daher überlegen, ob wirklich jeder Download anonym laufen muss. Zu bedenken sei auch, dass die Software die Daten zwar schützt, sie aber auch registriert und so womöglich Einsicht in Vertrauliches erhält. "Eine komplette Anonymität ist kaum möglich."

Gute Software ist meist nicht gratis, wie "Computerbild" jüngst im Test ermittelt hat (Ausgabe 24/2009). Testsieger wurde "Cyber Ghost VPN 6" von S.A.D., das die Webkommunikation des Rechners verschlüsselt und die Verbindung kaum verlangsamt. Wer den Dienst ein Jahr lang nutzen will, muss 70 Euro berappen. Eine viel billigere, aber dennoch zuverlässige Variante ist "JAP" von JonDo für 10 Euro.

Mathias Otten rät, Gratisversionen der Programme zu testen. Zwar unterstützten sie nicht alle Protokolle, und der Datentransfer sei teils auf ein Gigabyte pro Monat begrenzt. Für viele Normalanwender reiche das aber. Unangenehmer seien längere Warteschlangen für die Testnutzer oder Fehler beim Anonymisieren. Ein häufig verwendetes Gratis-Programm sei "TOR" (www.torproject.org/index.html.de). Es sei sicher, allerdings eher langsam.

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