UniCredit/Bank Austria stocken Kapital auf

Teilen

Für die italienischen Banken UniCredit (samt der Tochter Bank Austria) und Intesa Sanpaolo schlägt am 29. September die Stunde der Wahrheit. Bei der Aufsichtsratssitzungen werden die beiden stärksten Geldhäuser Italiens bekanntgeben, welche Schritte sie zur Stärkung ihrer Kapitaldecke setzen werden. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" wollen beide Banken auf Staatshilfen verzichten, die als zu teuer betrachtet werden. Die Details werden für den frühen Abend erwartet.

UniCredit dürfte stattdessen Milliarden bei ihren Aktionären einsammeln. Dem Vernehmen nach will die Großbank die Kapitalaufstockung im Jänner in die Wege leiten. Nachdem der Aufsichtsrat den Schritt am Dienstagnachmittag genehmigt haben wird, soll innerhalb der nächsten zwei Monate eine Sonder-Hauptversammlung einberufen werden.

Sollten die Marktbedingungen passen, soll im Jänner eine Aktienemission bis zu 30 Prozent unterm Marktwert angeboten werden, heißt es. Die Kapitalaufstockung soll mit Hilfe eines Bankenpools durchgeführt werden. Diese Emissionsbanken wurden vorige Woche bereits berufen. UniCredit hatte am Höhepunkt der Finanzkrise Ende vorigen Jahres bereits 3 Mrd. Euro frisches Kapital eingesammelt.

Während Intesa Sanpaolo vor allem durch Verkäufe einzelner Geschäftszweige das Eigenkapital aufstocken will, plant UniCredit (anstelle von staatlichen Kapitaleinschüssen aus Rom und Wien über 4 Mrd. Euro) nun eine 4 Mrd. Euro schwere Aktienemission. Wie das deutsche "Handelsblatt" unter Berufung auf Finanzkreise am Dienstag berichtete, sind 5 Großbanken bereit, die Kapitalerhöhung mit jeweils 800 Mio. Euro zu garantieren: Mediobanca, Merrill Lynch, Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS.

Intesa hatte ebenfalls Interesse an 4 Mrd. Euro Staatshilfen angemeldet. Doch nun will sich die Bank in den kommenden Monaten von nicht-strategischen Geschäftszweigen im Wert von 10 Mrd. Euro trennen. Sie verhandelt nach Zeitungsinformationen aus Rom bereits über den Verkauf des Vermögensverwalters Banca Fideuram, dessen Wert auf 2,5 Mrd. Euro bis 3,8 Mrd. Euro geschätzt wird.

Die Bank-Austria-Mutter UniCredit und Intesa Sanpaolo hatten in Italien vorsorglich Zugang zu Staatshilfen beantragt. Bis Ende September wollte man geklärt haben, ob sie auch abgerufen werden. Das scheint nun passe zu sein. In Italien geht es um die Emission sogenannter "Tremonti-Bonds", Wandelanleihen ohne feste Laufzeit (Perpetual Bonds), die das Finanzministerium in Rom zur Stützung der Banken zeichnet und die diese bei einer Stabilisierung der Situation fällig stellen können. Dafür kann der italienische Staat für bis zu 12 Mrd. Euro Anleihen kaufen, um die Kapitalausstattung der Banken im Land aufzubessern.

Die Anleihen gelten mit bis zu 8,5 Prozent als teuer, sind mit der Pflicht zu mehr Krediten und sonstigen Staatsauflagen verbunden. Außerdem wäre Staatshilfe über kurz oder lang abzuschichten, frisches Aktienkapital hingegen eine dauerhafte Hilfe, wird von den Kritikern in den Banken argumentiert.

Partizipationsscheine in Österreich

In Österreich kämen als Staatshilfe für die Bank Austria wie bei den anderen Banken Partizipationsscheine (PS) in Frage, die ebenfalls nicht billig verzinst wären. Es zeichnet sich ab, dass die größte Bank in Österreich ebenfalls auf Hilfe durch die Republik verzichtet. Das bedeutet einen Milliardeneinschuss von der Mutter in Mailand. Am heutigen Dienstag wird zugleich mit der Entscheidung für UniCredit in Mailand auch die Entscheidung für die Bank Austria in Wien besiegelt.

Die Beschäftigten der Bank Austria in Wien werden am Abend in einer Mitarbeiterveranstaltung aus Anlass der Amtsübergabe von Erich Hampel an Willi Cernko im Wiener Austria Center aus erster Hand informiert werden.

UniCredit-Chef Alessandro Profumo will die einflussreichen italienischen Sparkassenstiftungen zur Zeichnung der Kapitalaufstockung gewinnen. "Ich glaube, dass wir die Kapitalaufstockung unterstützen werden", sagte der Präsident der Stiftung Banco di Sicilia, Giovanni Puglisi. Die Sparkassenstiftungen wollen jedoch erst nach der heutigen Aufsichtsratssitzung bekanntgeben, ob sie sich an der Kapitalaufstockung beteiligen wollen.

Die Sparkassenstiftung Cariverona, stärkster Aktionär der Mailänder Bank, scheint laut Angaben informierter Kreise entschlossen, die Kapitalaufstockung zu unterstützen. Die Stiftung hatte sich nicht an der Rekapitalisierung UniCredits im vergangenen Jahr beteiligt und verfügt über liquide Mittel, um den Plan von Profumo zu unterstützen.

Die heutige Entscheidung ist für die Banken strategisch bedeutsam. Zudem steckt, wie das "Handelsblatt" schreibt, ein Kräftemessen zwischen Banken und Regierung dahinter. Schließlich lasse Finanzminister Tremonti keine Gelegenheit aus, den Banken die Schuld an der Krise zu geben. "Die Gelder, die wir im Zuge dieser Bonds zur Verfügung stellen, sind nicht für die Banken, sondern für die Unternehmen", machte Tremonti bereits klar. "Die Banken müssen zehn nehmen und 100 in Form von höheren Finanzierungen ausgeben."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.