Zukunftsvorsorge ausgestoppt: Anbieter beruhigen

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Dass Börsekursverluste Anbieter bei etlichen Zukunftsvorsorge-Produkten zur "Notbremsung" veranlassten, haben viele Anleger offenbar erst jetzt mitbekommen. Vorige Woche hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen verärgerter Kundenanfragen von den Finanzinstituten verstärkte Information über Vertragsdetails eingemahnt.

Etliche Institute, vor allem auch Versicherungen, beeilen sich mittlerweile, ihre eigenen Kunden unter Hinweis auf andere Fondsmodelle zu beruhigen. Bei Erste-Sparinvest oder Raiffeisen sind hingegen einzelne KAG-verwaltete Fonds betroffen.

22 der insgesamt 120 Garantiefonds von Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) sind so genannte prämienbegünstigte Zukunftsvorsorgeprodukte (Volumen: 456 Mio. Euro) - 14 davon sind laut FMA "ausgestoppt" (Volumen: 186 Mio. Euro). Bei denen wurde wegen Börsekursverlusten ab einer bestimmten Untergrenze die Aktienquote auf Null gestellt, es wird nur noch in risikolose Papiere veranlagt. Somit gilt nur mehr die reine Kapitalgarantie für alles Geld, was bisher einbezahlt wurde. Verluste sind "eingesperrt", so die FMA, aber auch was es bis dahin an Renditen gab, sei weg. Die Kunden bekommen für die eingezahlten Prämien und die erhaltenen Förderungen nicht mehr als die Kapitalgarantie heraus.

Geht es an den Börsen wieder nach oben, profitierten hier wenn überhaupt, nur Neueinzahlungen, wenn für diese frischen Gelder wieder ein Teil Aktienquote installiert wird. Allerdings dauert dies dann lang. Betroffen sind davon "dynamische" Zukunftsvorsorge-Absicherungen, die nach dem so genannten CPPI-Modell (Constant Proportion Portfolio Insurance) gemanagt sind.

Wiener-Städtische-Kunden seien von den Nachteilen "ausgestoppter" Zukunftsvorsorge-Verträge nicht betroffen, erklärte die Versicherung in einer Aussendung. Der Grund: "Der Ringturm Zukunftsvorsorge Aktienfonds wird nicht durch ein CPPI-Modell abgesichert", wie "Städtische"-Vizechef Robert Lasshofer erläuterte. Dadurch habe die positive Performance des vergangenen Jahres 2009 im Fonds mitgenommen werden können. Der Ringturm Zukunftsvorsorge Aktienfonds habe seit Einführung der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge (2003) mit durchschnittlich 7,38 Prozent pro Jahr performt. Bei Verträgen, die vor dem 31. Dezember 2009 abgeschlossen wurden, sei zu 60 Prozent in den klassischen Deckungsstock veranlagt, der die höchstmögliche Absicherung biete, und im Fall der "Städtischen" 40 Prozent im Ringturm Zukunftsvorsorge-Aktienfonds.

Neues Lebenszyklusmodell

Neue Verträge, die ab Jahresbeginn 2010 abgeschlossen werden unterliegen bei allen Anbietern nach der Zukunftsvorsorge-Reform dem neuen Lebenszyklusmodell. Dabei wird die Mindestaktienquote mit steigendem Alter reduziert: Bis zum 45. Lebensjahr müssen mindestens 30 Prozent in Aktien veranlagt werden, ab 45 dann 25 Prozent und ab dem 55. Jahr 15 Prozent. Kursrisiken gehen mit nahender Pension zurück.

Die Allianz Österreich hat keine ausgestoppten Fonds, sondern ein anderes Risikomodell. Die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge der Allianz sei mit Spezialfonds hinterlegt, so Vorstand Manfred Baumgartl auf APA-Anfrage. Gesteuert würden diese durch ein Risikomodell, das der Garantiegeber, die Allianz Investmentbank, vorgebe. Das Modell sehe eine offene Aktienquote vor und gehe auf Kapitalmarktveränderungen ein. Es gebe eine volle Partizipation der Kunden bei steigenden Kursen.

Bei der Helvetia Versicherung AG, der Österreich-Tochter des Schweizer Helvetia-Konzerns, ist der Zukunftsvorsorge-Fonds ebenfalls nicht ausgestoppt, sagte Vorstands-Chef Burkhard Gantenbein am Rande einer Pressekonferenz. Die Performance des Fonds sei im Vorjahr bei 29,7 Prozent gelegen. Seit dem Start Anfang Juni 2003 weise er eine jährliche Performance von 8,5 Prozent auf.

Auch die staatlich geförderten Volksbank-Zukunftvorsorgeprodukte ("Austro Garant" von Volksbank Investments und Victoria Volksbanken Versicherung) seien von der "Ausstopp-Problematik" nicht betroffen, für den Austro-Garant-Vorsorgefonds wird für 2009 eine Performance von 15 Prozent gemeldet. Dieser Fonds werde mit einer Garantie außerhalb des Fonds gemanagt. Die Volksbanken Zukunftsvorsorge-Produkte hätten deshalb die Mindestaktienquoten beibehalten und somit von der massiven Aufschwungphase an den Börsen profitieren können, hieß es.

Ertragserwartung liegt nur bei zwei Prozent

Von der Risikobremsung betroffen ist laut "Presse"-Information etwa der Fonds "Vorsorge Classic 03" der Erste Sparinvest. Er wurde wie viele andere nach den Kursstürzen ausgestoppt. "Das wird für die nächsten Jahre wahrscheinlich so bleiben. Unsere Ertragserwartung liegt nur bei zwei Prozent pro Jahr, was man mit risikolosen Wertpapieren vergleichen kann", wird Sparinvest-Sprecher Dieter Kerschbaum zitiert.

Beim "Raiffeisen Pensionsfonds Österreich 03" bietet sich der Zeitung zufolge das gleiche Bild: Der Fondskurs entwickelte sich in den vergangenen Monaten seitwärts. Die bisherigen Einzahlungen wurden ausgestoppt, für sie gibt es die Kapitalgarantie. "Die künftigen Einzahlungen bis Anfang 2014 werden aber wieder eine Aktienquote haben", so RCM-Geschäftsführer Gerhard Aigner.

Rasinger: Anbieter und Kunden in der Pflicht

Für den Anlegerschützer Wilhelm Rasinger vom Interessensverband für Anleger (IVA) ist die Enttäuschung vieler Anleger von Zukunftsvorsorge-Garantiefonds von KAGs ein besonderes Ärgernis: Dieses Produkt sei fast ausschließlich über die staatliche Förderung verkauft worden, sagte Rasinger. "Auch die es verkauft haben, haben das oft nicht wirklich im Detail verstanden". In dieses Produkt sei einfach zu viel hineingepackt worden: Förderung des Kapitalmarkts, Vorsorge für die Alterspension, Kapitalgarantie und Staatsprämie.

Mit der staatlichen Förderung sei das Produkt "ein Hit" geworden, mit dem alle, namentlich die Verkäufer, in den ersten paar Jahren sehr gut verdient hätten, sagte der Anlegerschützer. Jetzt nehme er aber auch die Anleger in die Pflicht: Die Zukunftsvorsorge sei zwar in einigen Modellen eine relativ komplizierte Sache gewesen, der Konsument habe sich für technische Details aber auch "nicht intensiv interessiert", meint Rasinger.

Von Garantiefonds "ausgestoppte" Kunden kämen, selbst wenn am Ende der Laufzeit der (inflationsgeminderte) Kapitaleinsatz übrig bliebe, laut Rasinger aber sicher mit einem blauen Auge davon. Garantien gebe es nirgends kostenlos. Während Garantien für kürzere Geschäfte bzw. Laufzeiten (z.B. Stornos etc) leichter darzustellen seien, wären sie in einem volatilen Kapitalmarktumfeld und bei Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren schon komplexe Risikomodelle einzuziehen.

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