Halbjahres-Zahlen des Verbund enttäuschen

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Österreichs größter Stromproduzent, die Verbundgesellschaft, erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2009 weniger Gewinn. Das operative Ergebnis sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,4 % auf 533,7 Mio. Euro, das Konzernergebnis um 16,1 % auf 359,9 Mio. Euro. Beim Umsatz legte der Verbund indessen leicht um 1,1 % auf 1,668 Mrd. Euro zu. Analysten hatten etwas mehr erwartet.

Weniger Marge (die Ebit-Marge des Verbund sank von 34,2 auf 32,0 %), gleichzeitig mehr Schulden (das Gearing ging von 71,5 auf 98,9 % in die Höhe) und ein Cash-Flow, der sich von 950,3 Mio. auf 540,1 Mio. Euro fast halbiert hat - nicht zuletzt aufgrund niedrigerer Spotmarkt-Preise für elektrische Energie sowie gesunkener Netzerlöse. Zudem machten sich in der Verbund-Bilanz zum Halbjahr auch 65 Mio. Euro bemerkbar, die für außerordentliche Instandhaltungen und Wertberichtigungen für Brennstoffe aufgewendet wurden.

Das vorgelegte Zahlenwerk lag jedenfalls unter den Erwartungen. Analysten hatten im Mittel ein Ebit von unverändert 564,2 Mio. Euro, einen Nettogewinn von 405,7 Mio. Euro (minus 5,4 %) und einen Umsatz von 1,683 Mrd. Euro (plus 2,1 %) erwartet. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet der Verbund "annähernd gleichbleibende Ergebnisse wie im Vorjahr".

Höhere Wasserstände, aber niedrigere Strompreise

Schuld am schlechteren Abschneiden des Verbund waren vor allem um rund ein Drittel niedriegere Spotmarkt-Preise als noch vor einem Jahr. Billiger ist der Strom deshalb geworden, weil auch die Preise für CO2-Emissionszertifikate und Primärenergieträger günstiger wurden. Generell war die Nachfrage nach Strom in den vergangenen Monaten deutlich geringer.

Positiv machte sich hingegen der viele Regen bemerkbar: So lag der Erzeugungskoeffizient um 7 % über dem vieljährigen Durchschnitt und um 3 % über dem Vorjahreswert. Die Wasserkrafterzeugung des Verbund stieg insgesamt um 4 % oder 519 GWh. Diese zusätzlichen Mengen konnten überwiegend nur auf Basis des geringeren Spotmarktpreisniveaus verkauft werden, wodurch der positive Effekt der zusätzlichen Mengen gedämpft wurde. Die thermische Erzeugung sank um 16,4 % oder 230 GWh. Insgesamt stieg die Eigenerzeugung um 347 auf 14.765 GWh.

Priorität von Osteuropa in den nächsten Jahren reduziert

Investieren will Verbund-Boss Wolfgang Anzengruber bis 2013 insgesamt 2,5 Mrd. Euro, davon die Hälfte in Österreich. Die Wasserkraftwerke in Bayern seien in dieser Summe noch nicht enthalten. Gegenüber früheren Plänen will der Verbund im genannten Zeitraum aber um 1 Mrd. Euro weniger investieren, gekürzt wird vor allem in Zentral- und Osteuropa.

In CEE habe man die Priorität für die nächsten paar Jahre etwas reduziert, "wir gehen aber davon aus, dass diese Märkte mittelfristig interessante Märkte sind", erklärte Anzengruber. Begonnene CEE-Projekte - etwa einige Windkraftprojekte in Bulgarien und Rumänien - würden fortgesetzt und abgeschlossen.

Sein Ziel, den Verbund zum drittgrößten Wasserkraft-Stromerzeuger Europas zu machen, bekräftigte Anzengruber. "Dazu fehlen uns noch etwa 1.000 MW." Derzeit sei man nach EdF, Vattenfall und Enel die Nummer Vier. Etwa in fünf Jahren "sollten wir ungefähr in diese Richtung kommen oder knapp davor sein".

Italien, Frankreich und Türkei als Wachstumsmärkte

Im Juni hat der Verbund seine Beteiligung an der italienischen Sorgenia durch die Umwandlung eines Bonds in der Höhe von 150 Mio. Euro auf knapp 45 % erhöht. Auch in Frankreich wird der Verbund aufstocken: Für 75 Mio. Euro soll der Anteil am Strom- und Gasversorger Poweo auf rund 48 Prozent erhöht werden. Poweo verfügt über ein Portfolio an Wind- und Wasserkraft von 71 MW und ein 412 MW starkes Gaskraftwerk in Pont-sur-Sambre, das im 4. Quartal 2009 in Betrieb gehen soll. Frankreich sei einer der größten Energiemärkte Europas und daher sei es für den Verbund sehr wichtig, seine Position dort auszubauen, sagte Anzengruber.

In der Türkei folgte nach Baubeschlüssen für das Gaskraftwerk Bandirma mit 920 MW und sieben Wasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 870 MW Ende Jänner 2009 die Umsetzungsentscheidung für den Windpark Canakkale. In der ersten Ausbaustufe ist die Errichtung von 30 MW vorgesehen, eine Ausweitung auf 60 MW ist geplant. Insgesamt will der Verbund in der Türkei über sein Joint Venture Enerjisa mit der Sabanci Holding ein Erzeugungsportfolio von 5.000 MW erreichen - davon 2.000 MW bis 2012.

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