Schwammerl-Alarm: Ein Chef vom Grossgrünmarkt Wien sagt oe24, dass kaum mehr Schwammerl im Inland gesammelt werden. Wegen des Klimas und aus ideologischen Gründen.
Das Thema Schwammerl bewegt Österreich . Nachdem oe24 über ein teils katastrophales Jahr berichtet hatte, das Pilzexperten für bestimmte Gebiete in Österreich bisher bestätigt haben, kommt jetzt der nächste Knaller. 90 % der Pilze werden importiert. Ein Grund: Heimische Sammler wollen den Job nicht mehr machen.
200-400 kg heimische Schwammerln, mehrere Tonnen aus dem Ausland
Vorweg: Schwammerl gibt es in Österreich genug - allerdings kommen fast alle von ihnen aus dem Ausland. Ewald Schwarz, Berufsgruppenausschussvorsitzender des Obst- und Gemüsehandels ist ein Experte was die täglichen Umsätze angeht und schon in den frühesten Morgenstunden auf dem Grossgrünmarkt Wien.
"Heute hatten wir 200 kg heimische Schwammerln und mehrere Tonnen aus dem Ausland", berichtet Schwarz gegenüber oe24. "Schwammerl gibt es genug, aber wenn Sie nach den heimischen fragen, da schadet zum einen die große Hitze der letzten Wochen. Zum anderen gibt es kaum mehr Menschen im Land, die Schwammerl suchen." Der Grund sei sowohl im Preis als auch in der Einstellung zu sehen.
5 Euro bekommen Sammler für das Kilo Schwammerl, im Geschäft kostet es 20 Euro
"Immer weniger Menschen sind bereit, Schwammerl zu suchen und zu verkaufen", sagt Schwarz. "5 Euro bekommen Sammler für das Kilo Schwammerl, im Supermarkt kostet es 20 Euro." Der Grund dafür: Schwammerl sind ein hochpreisiges Produkt, verlieren nach der Weitergabe noch an Gewicht, es steckt viel Wertschöpfung in der weiteren Handelskette.
"Viele essen die Schwammerl dann selbst oder verkaufen sie direkt an Restaurants", sagt der Profi vom Großgrünmarkt oe24. Und ergänzt: "Es ist wohl auch eine Frage der Ideologie. Immer weniger haben diese Einstellung, dass sie in die Natur hinauswollen und dort Pilze suchen."
Corona als Knackpunkt
Danach gefragt, wie es dem Großgrünmarkt generell gehe, antwortet Schwarz: "Es ist schwierig. Man spürt die Rezession, den wirtschaftlichen Abschwung. Die höheren Kosten wirken sich auch auf." Weh tue zum Beispiel der Strompreis: "Strom ist seit Corona mehr als doppelt so teuer. Und wir brauchen einiges an Strom. Allein für die Kühlung der Lebensmittel."
Die Inflation schlägt also auch beim Großgrünmarkt zu. Laut Statistik Austria verteuerten sich Lebensmittel im Jahresvergleich um 4,6 %. Und Strom um 35,7 %. Schwammerl werden dadurch in absehbarer Zeit nicht billiger. Wer selber suchen will, kann bei der Mykologischen Gesellschaft Österreich (Pilz-Experten) alle Infos zu essbaren Pilzen abrufen.