Preisrückgänge am deutschen Immobilienmarkt sind nach Einschätzung von Experten in der aktuellen Lage unabwendbar geworden.
"Wenn nicht irgendein Wunder passiert, ist damit zu rechnen, dass die Preise sinken", sagte Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, am Montag bei einer Online-Veranstaltung des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp.
Angesichts steigender Zinsen sowie Risiken, "die wir vor einem Jahr noch nicht auf dem Radar hatten" sei es illusorisch zu hoffen, dass es zu keiner Marktabkühlung kommen werde. Aber der Aufschwung zuvor habe so lange angehalten wie Jahrzehnte nicht mehr, was dem Markt Stärke verleihe. "Wir kommen mit Fleisch auf den Rippen in diese Abkühlung."
Auch der Vorstandsvorsitzende der LBBW-Tochter Berlin Hyp, Sascha Klaus, sieht eine Zäsur am Immobilienmarkt. "Wir werden schon eine Abkühlung haben und auch hier und da Preisverfall", sagte Klaus. Einen Crash wie bei der Finanzkrise 2007/08 sehe er aber nicht, auch wenn die Probleme für den Immobilienmarkt aktuell vielschichtiger seien. "Das ist jetzt ein anderer Blumenstrauß an Herausforderungen." Sie reichten vom Ukraine-Krieg und der Inflation über rapide Zinssteigerungen und Schwierigkeiten bei den Lieferketten bis noch immer zur Coronapandemie. Die Folge sei klar: "Die Leute haben einfach jetzt weniger Geld in der Tasche", sagte der Bankchef und verwies zugleich auf Chancen, die sich trotz allem beispielsweise bei nachhaltigem Bau böten.