China-KI boomt in EU

DeepSeek unter Spionage-Verdacht: "Alarmierend"

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Nicht nur speichert die China-KI DeepSeek alle Nutzerdaten auf chinesischen Servern, jetzt werfen OpenAI und Microsoft den Chinesen auch großflächige Spionage und Datenklau vor.

Der KI-Assistent des chinesischen Start-ups DeepSeek, der etwa mit ChatGPT konkurriert, zeigte überraschend gute Ergebnisse und stieß auch in der EU und den USA auf große Nachfrage. Und das, obwohl er mutmaßlich deutlich kostengünstiger entwickelt wurde und Chips mit geringerer Leistung nutzt. Das löste ein Börsenbeben aus. Große US-Tech-Giganten verloren Milliarden an Börsenwert.

Datenklau-Vorwurf  

Auch der US-ChatGPT-Entwickler OpenAI und sein Partner Microsoft gehen einem Bericht zufolge dem Verdacht eines Datenklaus durch chinesische Konkurrenz nach. Sicherheitsexperten von Microsoft hätten im vergangenen Herbst den Abfluss großer Datenmengen über eine Schnittstelle der OpenAI-Software beobachtet, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag (Ortszeit). Die Verantwortlichen hierfür stünden mutmaßlich mit dem chinesischen Start-up DeepSeek in Verbindung. "Alarmierend", nennen sie den Spionage-Verdacht.

Dessen kostengünstige und dennoch technologisch hochwertige Künstliche Intelligenz (KI) hatte die Branche zu Wochenbeginn in Aufregung versetzt.

Informationen aus den KI-Modellen destilliert

David Sacks, der die KI-Politik des US-Präsidenten Donald Trump koordiniert, bezeichnete den Diebstahl geistigen Eigentums in einem TV-Interview als möglich. "Es gibt stichhaltige Beweise, dass DeepSeek Informationen aus den KI-Modellen von OpenAI destilliert hat." OpenAI äußerte sich auf Anfrage ähnlich und betonte, dass chinesische und andere Firmen ständig versuchten, die KI-Programme der führenden Entwickler aus den USA zu kopieren. Den Namen DeepSeek nannte OpenAI nicht.

Bei der sogenannten Destillation werden bestehende KI-Modelle genutzt, um neue oder weiterentwickelte Modelle zu trainieren. So verbesserten Anbieter auch schon bisher ihre eigenen Modelle. Neu ist, dass DeepSeek sich an Informationen aus fremden Modellen bedient haben soll, um die eigene KI zu trainieren.

OpenAI will mit US-Regierung geistiges Eigentum schützen

"Wir ergreifen Gegenmaßnahmen, um unser geistiges Eigentum zu schützen", teilte der ChatGPT-Entwickler weiter mit. "Für die Zukunft ist von entscheidender Bedeutung, dass wir eng mit der US-Regierung zusammenarbeiten, um die leistungsfähigsten Modelle bestmöglich vor den Bemühungen von Gegnern und Konkurrenten zu schützen, US-Technologien zu übernehmen." Microsoft wollte sich zu der möglichen Wirtschaftsspionage nicht äußern. DeepSeek war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.

EU-Experten zu Trump-KI-Milliarden 

Die US-Initiative "Stargate" - eine von Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche angekündigte KI-Investitionsoffensive von einer halben Billion Dollar (475 Mrd. Euro) - dürfe in Deutschland nicht zu einer Schockstarre führen, forderte Bitkom-Expertin Dehmel. "Genauso wenig sollten die Nachrichten zu DeepSeek jetzt für Schadenfreude oder Euphorie sorgen", fügte sie angesichts des Kurssturzes von Aktien wie denen des Chip-Herstellers Nvidia durch die günstigere chinesische KI-Konkurrenz. 

Der deutsche Digitalverband Bitkom und die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer halten nach dem Überraschungserfolg des chinesischen Start-ups DeepSeek das Rennen um die beste Künstliche Intelligenz (KI) für völlig offen. "Bei KI haben Deutschland und Europa den Wettlauf noch lange nicht verloren, nur müssen wir endlich das Warmmachen beenden und mit dem Rennen beginnen", sagte das Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung, Susanne Dehmel, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

DeepSeek zeige, dass der KI-Markt noch dynamischer sei als angenommen. Weder die Sieger noch die Verlierer stünden schon fest. Auch gebe es noch lange kein KI-Monopol in den USA. "Für die Diskussion um digitale Souveränität in Deutschland und Europa ist das eine gute Nachricht", sagte Dehmel.

"Chance für Europa"  

Die Wirtschaftsweise Schnitzer sieht das ähnlich. "Das könnte eine Chance für Europa sein", sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft. "Man muss sie aber auch nutzen." Man könne etwas entwickeln, indem man ungeheure Ressourcen auf das Problem werfe, "wie die Big Tech das gerade machen", sagte die Regierungsberaterin angesichts der enormen Investitionen großer US-Konzerne. "Man kann aber auch versuchen, smart vorzugehen." Dazu müsse aber auch etwas anderes in die Waagschale geworfen werden: smarte und sehr motivierte Menschen, Ideenreichtum, Wettbewerbsdruck und einen Fokus auf konkrete Anwendungen. 

Sorgen-Thema EU-Regulierung

"Ohne eigene Anstrengungen werden wir bei KI nicht weiterkommen", warnte Dehmel zugleich. "Dazu gehört neben Geld und mehr Unterstützung für europäische KI-Unternehmen auch, Künstliche Intelligenz nicht immer zuallererst als Bedrohung, sondern als Chance wahrzunehmen." Der Regulierungsrahmen sollte innovationsfreundlich gestaltet werden, damit KI-Entwicklung und -Anwendung in Deutschland attraktiv blieben und wettbewerbsfähig möglich seien. Die Europäische Union hat vor einem Jahr das weltweit erste umfassende Gesetz zur Regulierung Künstlicher Intelligenz erlassen.

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