Paket könnte zusammen mit Münze-Anteil in ÖIAG wandern.
Nicht nur die zur Nationalbank gehörende Münze Österreich will ihren Anteil an den Casinos Austria loswerden, sondern auch die Kirchenbank Schelhammer & Schattera. Direkt und indirekt hält das Finanzinstitut 10 Prozent am Glücksspielkonzern. Bankchef Michael Martinek bestätige am Donnerstag, dass Gespräche laufen. Bei dem Thema Preis sei man aber noch "nicht annähernd".
"Eine Lösung muss wirtschaftlich vertretbar sein", so Martinek. "Wir würden uns sehr freuen, wenn es dazu kommt, dass die Bedingungen passen." Wieviel die Kirchenbank für ihren Anteil ungefähr haben will, wollte der Vorstandsvorsitzende nicht sagen.
Geplant ist, dass die Staatsholding ÖIAG den Drittel-Anteil der Münze an den Casinos (33,2 Prozent) übernehmen soll. Finanzminister Michael Spingelegger (ÖVP) strebt aber offenbar eine "großräumigere Lösung" an, um die komplizierte Aktionärsstruktur der Casinos zu ordnen, wie es Martinek ausdrückte. Die Kirchenbank ist zwar bereit, ihre Anteile abzugeben - "wir können aber nicht der Treiber sein, sondern müssen schauen, was mit dem Münze-Anteil passiert." Die Eigentümerstrukturen seien aufgrund von Syndikaten sehr komplex.
Ziel von Finanzminister Spindelegger ist es unwidersprochenen Gerüchten zufolge, dass der Staat mehr als die Hälfte an den Casinos übernimmt. Neben der Münze und der Kirchenbank dürfte auch Maria Theresia Bablik willens sein, ihren knapp 17-prozentigen Anteil abzugeben.
Größte direkte Aktionärin der Casinos Austria AG ist die Medial Beteiligungs-Gesellschaft (38,29 Prozent). An dieser gehören je 29,6 Prozent dem Raiffeisen-Mühlenkonzern LLI, der Uniqa und der CAME Holding, hinter der wiederum die Wiener Städtische (VIG) steht. 10,8 Prozent an der Medial hält Schelhammer & Schattera.
In der MTB Privatstiftung von Maria Theresia Bablik, die 16,8 Prozent an den Casinos hält, sitzt der frühere Casinos-Boss Leo Wallner im Vorstand, weiters der frühere langjährige Vorstand für das Casinos-Auslandsgeschäft (CAI), Josef Leutgeb.
Schelhammer & Schattera gehören direkt 5,31 Prozent an den Casinos, die restlichen Anteile entfallen auf private Investoren, unter ihnen Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler.
Nicht minder verworren ist die Eigentümerstruktur der Lotterien: Sie gehören zu knapp 68 Prozent den Casinos Austria und zu 32 Prozent der Lotto-Toto Holding. Hinter dieser stehen der ORF (18,7 Prozent) sowie die drei Beteiligungsgesellschaften CLS, LTB und RSV, (je 27,1 Prozent), in denen österreichische Banken ihre Anteile gebündelt haben.
Wie viel sind die Casinos wert?
Wieviel die Casinos momentan wert sind, ist nicht zuletzt aufgrund der komplizierten Eigentümerstruktur schwierig zu bestimmen. In der Branche wird der Gesamtkonzern mit 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro bewertet.
2008 hatten die Casinos Austria der BAWAG ihren Drittel-Anteil an den Lotterien um rund 330 Mio. Euro abgekauft.
Bis die Casinos-Anteile tatsächlich in die ÖIAG wandern, wird man im Finanzministerium wohl noch die Vergabe der drei neuen Spielbanklizenzen für Wien und Niederösterreich abwarten. Sie sollen, so der Plan des Ministeriums, im Juli 2014 zu laufen beginnen. Ob sich das ausgeht, wird allerdings von vielen Involvierten bezweifelt. Ein Grund für eine mögliche Verzögerung könnte die umstrittene Automatenverordnung sein, die Basis für die neuen Konzessionen sein wird. Diese regelt die im Glücksspielgesetz (GSpG) vorgesehene Anbindung von Spielautomaten ans Bundesrechenzentrum (BRZ); im heurigen März legte das Finanzministerium eine entsprechende Verordnung dafür vor. Das Papier sorgte für großen Wirbel, da das vorgesehene System für Automaten, die ab Juli 2014 in Betrieb genommen werden, angeblich nur auf Maschinen des niederösterreichischen Novomatic-Konzerns installierbar ist. Die Casinos Austria wähnen darin eine "Lex Novomatic", auch ausländische Anbieter sehen sich diskriminiert.
Für die neuen Casinos-Standorte in Wien und Niederösterreich haben sich neben den Casinos Austria auch Novomatic, die Stadtcasino Baden AG gemeinsam mit dem deutschen Automatenkonzern Gauselman sowie ein Konsortium aus Century Casinos, dem Investor Michael Tojner, Martin Ohneberg und Gastronom Bernd Schlacher ("Motto") beworben. Letzteres möchte eine Spielbank im Hotel InterContinental am Wiener Stadtpark errichten, Gauselmann und die Schweizer wollen ins Palais Schwarzenberg. Novomatic strebt eine Vollkonzession für seinen Admiral-Automatensalon im Prater an, bewarb sich aber dem Vernehmen nach auch mit der Spielstätte Monte Laa im Böhmischen Prater und für einen Standort in Niederösterreich, angeblich für Bruck an der Leitha. Bestätigt hat das der Konzern bisher nicht. Die Casinos Austria rittern um alle drei neuen Lizenzen, halten ihre Standorte aber bis dato ebenfalls geheim. Früheren Medienberichten zufolge plant der Platzhirsch eine neue Spielbank beim Hanappi-Stadion in Hütteldorf, auch von einem Standort in der Nähe des neuen Hauptbahnhofs war die Rede.