Bei günstigster Variante muss man für Gepäck extra zahlen.
Die AUA-Mutter Lufthansa startet für Flüge in Deutschland und Europa ein neues Preismodell, das sich an den Billigflug-Airlines orientiert. Für die günstigsten Angebote ist dann zum Beispiel nur noch Handgepäck im Preis inbegriffen, Umbuchungen sind nicht mehr möglich. Das berichten die "Süddeutsche Zeitung" (Samstag) und das Magazin "Focus".
Wie der deutsche Konzern bereits mehrfach angedeutet hatte, werden dazu ab dem Herbst 2015 die drei Tarife "Light", "Classic" und "Flex" in der Economy-Klasse eingeführt. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend, die Lufthansa wolle die neuen Preiskategorien am Montag (27.7.) offiziell vorstellen und am Dienstag den Verkauf für Flüge ab dem 1. Oktober beginnen. Bei der Billig-Tochter Germanwings gibt es bereits ein fast identisches Tarifsystem.
Billigere Angebote
Es sei die größte Tarifumstellung seit Jahrzehnten, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" den für den Ticket-Vertrieb zuständigen Vorstand Jens Bischof. "In unserem neuen Konzept zahlt der Kunde nur für das, was er auch in Anspruch nimmt", sagte der Lufthansa-Manager der Zeitung. Der günstigste Preis solle immer zehn Euro unter den bisher niedrigsten Angeboten liegen und ab 89 Euro für den Hin- und Rückflug erhältlich sein. Es sei vorstellbar, dass das Preismodell später auch für Langstreckenflüge eingeführt wird.
Die größte deutsche Airline reagiert damit auf die immer stärker werdende Konkurrenz, die den gleichen Flug zu völlig unterschiedlichen Preisen - je nach Service, Buchungszeitpunkt und Umtauschmöglichkeit - anbietet. "Ziel ist es, auch mit Hilfe der unterschiedlichen Flugpreise die Flüge möglichst gleichmäßig auszulasten", sagte Lufthansa-Manager Jörg Hennemann der Zeitung. Im vergangenen Jahr sei die Auslastung im Schnitt bei 80 Prozent gelegen. Bisher galt ein relativ einheitliches Tarifsystem als ein Merkmal der Marke Lufthansa.
Snacks und Getränke
Auch künftig soll es allerdings laut Bischof kostenlose Getränke und Snacks an Bord geben, für die Kunden von Billigfliegern auch extra bezahlen müssen. Ebenso bleibe die Business-Klasse für Geschäftskunden erhalten.
In den vergangenen Wochen hatte bereits eine weitere Änderung bei der Lufthansa für Aufsehen gesorgt: Flugtickets werden ab September 16 Euro teurer, sofern sie über ein globales Vertriebssystem (GDS) erstellt werden. Das ist bisher bei rund 70 Prozent der Tickets der Fall. Vor allem Reisebüros, aber auch Internetportale benutzen die Systeme der drei marktbeherrschenden GDS-Anbieter, um weltweit Flüge und andere touristische Dienstleistungen einzukaufen und abzurechnen. Die Lufthansa will dadurch künftig möglichst viele Tickets selbst verkaufen und ihre Ertragskraft steigern. Der Lufthansa-Konzern erwirtschaftete 2014 rund 30 Milliarden Euro Umsatz, erzielte jedoch nur einen Mini-Gewinn von 55 Millionen Euro.