Experte analysiert

Gold-Revolution: Edelmetall erlebt "spektakuläre Rückkehr"

Eine stille Revolution erschüttert die Finanzmärkte. Gold, jahrelang als Relikt vergangener Zeiten belächelt, erlebt eine spektakuläre Rückkehr. Auch jetzt kratzt der Goldpreis wieder am Allzeithoch.

Am Dienstagabend liegt der Goldpreis bei knapp über 3.300 US-Dollar pro Feinunze, das sind rund 2.850 Euro pro 31,1 Gramm Gold. Das Allzeithoch ist nur noch zweihundert Dollar entfernt.

 

Gegenüber oe24 sagt bin Finanzexperte Dominik Zöhrer: "Die Welt ordnet sich neu – und Gold spielt dabei eine zentrale Rolle als Anker der Stabilität in stürmischen Zeiten." 

Zentralbanken kaufen Gold

Zöhrer schreibt in einer Analyse für oe24 und das INSIDER-Magazin der Tageszeitung ÖSTERREICH:

Das Epizentrum der Aufwärts-Bewegung von Gold liegt in den Tresoren der Zentralbanken. Notenbanken kaufen Gold in einem Tempo, das seit Jahrzehnten nicht mehr beobachtet wurde. Besonders aktiv sind Südostasien und die Türkei, während auch westliche Family Offices diskret Positionen aufbauen. Laut World Gold Council erfolgen diese Käufe meist außerbörslich – offizielle Statistiken zeigen nur die Spitze des Eisbergs.

Die gegen Russland verhängten Sanktionen machten vielen Schwellenländern klar, wie angreifbar ihre Reserven sind. Das Einfrieren russischer Vermögenswerte und der Swift-Ausschluss wirkten wie ein Weckruf. Das hat gezeigt wie politisch angreifbar selbst traditionelle Reserveanlagen sein können.

BRICS-Staaten stellen die Dominanz des US-Dollars infrage 

Dieser Impuls verstärkt einen bereits laufenden Trend. Die BRICS-Staaten stellen die Dominanz des US-Dollars infrage. Zwar dominiert der Greenback mit rund 62 % die weltweiten Devisenreserven, doch der Wunsch nach Diversifizierung wächst. Gold bietet hier einen einzigartigen Vorteil: Es ist niemandem gegenüber eine Verbindlichkeit und kann nicht eingefroren werden.
Gleichzeitig vollzieht sich ein bemerkenswerter Bruch in der Marktdynamik. Die historische Korrelation zwischen Goldpreis und Realzinsen ist seit 2022 aufgehoben. Früher bedeuteten steigende Realzinsen sinkende Goldpreise – doch diese Regel gilt nicht mehr.

Flucht aus US-Anleihen hin zu Gold

Staatsanleihen verlieren im Umfeld struktureller Inflation ihre Rolle als sicherer Hafen, was sich in der positiven Korrelation zwischen Aktien und Bonds widerspiegelt und den Vertrauensverlust verdeutlicht. Zugleich schichten Zentralbanken um, indem sie sich zunehmend von U.S. Schuldtiteln abwenden und vermehrt physisches Gold bevorzugen.

Diese Verschiebung zeigt sich auch im physischen Markt. SD Bullion, einer der größten US-Edelmetallhändler, meldet massive Lieferengpässe bei Ein-Kilogramm-Barren. Drei seiner Hauptlieferanten, darunter eine führende Schweizer Raffinerie, nehmen keine neuen Aufträge an. Besonders auffällig ist, dass in Asien selbst auf Höchstständen gekauft wird, was ein klares Signal für den wachsenden Absicherungsbedarf darstellt.

Wie viel Gold ist in Fort Knox - Trump will Prüfung

Gleichzeitig rücken auch Amerikas Goldreserven wieder in den Fokus. Während der Trump-Administration wurde ein unabhängiges Audit von Fort Knox angekündigt, doch seitdem sind keine weiteren Schritte erfolgt. In Finanzkreisen kursieren Gerüchte, dass Fort Knox leer sein könnte und Bestände verkauft wurden – ein unabhängiges Audit gab es seit 1973 nicht mehr.

Gold-Prognose: Wie hoch steigt der Preis?

Ist es also zu spät für den Einstieg? Analysten wie Ronald Stöferle und Mark Valek von Incrementum sehen das anders. In ihrem aktuellen „In Gold We Trust“-Report prognostizieren sie einen wahrscheinlichkeitsgewichteten Goldpreis von rund 4.821 US-Dollar bis 2030 – basierend auf geldpolitischen Trends und geopolitischen Risiken.

Der Sprung über die Marke von 2.000 US-Dollar war nicht das Finale, sondern der Auftakt einer strukturellen Neubewertung. Gold wird neu entdeckt – als strategisches Element moderner Portfolios in Zeiten geopolitischer Fragmentierung und persistenter Inflation.

Mehr zu Dominik Zöhrer

Dominik Zöhrer ist Finanzexperte mit 16 Jahren Erfahrung an den Kapitalmärkten, Investor und Speaker. Er schließt seine Analyse mit den Worten: "Die goldene Revolution hat gerade erst begonnen."

Auf seinem Blog fundamental finance schreibt er auf Deutsch regelmäßig fundierte Marktanalysen, er tritt auch als Redner bei großen Bühnen auf wie der CashflowConference 2025 in Frankfurt sowie als Keynote Speaker beim Kapitalkongress.  

Als Mentor und Coach stellt er es in den Fokus, fundiertes Wissen praxisnah zu vermitteln.

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