WIFO und IHS-Studie

Mini-Wachstum, hohe Teuerung: Neue Österreich-Prognose

Heuer gesamtstaatliches Defizit (Neuverschuldung) von 4,2 (Wifo) bzw. 4,3 Prozent (IHS) der Wirtschaftsleistung prognostiziert. Laut Wifo sinkt Österreichs Defizit bis 2030 nur langsam auf 3,7 Prozent.

Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS heben ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr an. Im Juni ging man noch für Österreichs Wirtschaft von einem Nullwachstum (Wifo) bzw. "Mini"-Plus (IHS) von 0,1 Prozent aus, nun wird ein Plus von 0,3 bzw. 0,4 Prozent erwartet. Der längste Wirtschaftsabschwung der Zweiten Republik wäre damit Geschichte. Die Inflationsprognose für heuer heben die Ökonomen hingegen stark an: "Im Gegensatz zu den Erwartungen hat die Inflation deutlich angezogen."

 

Die Infografik zeigt die Wirtschaftsprognose für Österreich von 2022 bis 2026 mit Daten zu Wirtschaftswachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit, Budgetsaldo und Treibhausgasen. Für 2025 und 2026 erwarten WIFO und IHS ein Wirtschaftswachstum um 1 % und eine Inflation von 3,5 bis 2,4 %. Die Arbeitslosenquote bleibt laut Prognose über 7 %. Das Budgetdefizit liegt weiterhin bei rund 4 % des BIP. Die Treibhausgasemissionen sinken laut WIFO leicht, für IHS gibt es keine Prognose. Quelle: WIFO/IHS.

 

Die wirtschaftliche Erholung werde vom privaten Konsum getragen, der Warenaußenhandel sei im laufenden Jahr aber noch rückläufig, erklärte das Wifo. Die konjunkturelle Dynamik dürfte 2025/2026 "deutlich hinter früheren Erholungsphasen" zurückbleiben, erwartet das IHS und verwies auf "die verhaltene internationale Konjunktur und heimische Strukturprobleme". Auch der Bau habe heuer noch Einbußen.

 

Das Liniendiagramm zeigt die Entwicklung des Bundesbudgets in Österreich von 2015 bis 2030 als Prozent der Wirtschaftsleistung. Nach einem Überschuss von 0,5 % im Jahr 2019 fällt das Defizit 2020 auf –8,2 %. In den Folgejahren steigt das Defizit wieder an, bleibt aber ab 2025 laut Prognose durchgehend unter der EU-Grenze von –3,0 %. Für 2030 wird ein Defizit von –3,7 % erwartet. Quelle: Statistik Austria/WIFO.

 

 Für 2026 senkten die Ökonomen ihre Wirtschaftswachstumsprognose vom Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 1,1 bzw. 0,9 Prozent. Im Jahr 2023 schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich um 0,8 Prozent und 2024 um 0,7 Prozent.

IHS/Wifo erwarten jetzt für heuer eine Inflation von 3,5 Prozent

Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent sank die Teuerung 2024 auf 2,9 Prozent. Die von Wifo und IHS erwartete Seitwärtsbewegung bei der Inflation ist heuer aber nicht eingetreten, beide Institute rechnen nun für das laufende Jahr mit 3,5 Prozent. In den letzten Monaten hätten die Lebensmittelpreise "kräftig zugelegt" und entgegen den Erwartungen habe der Preisauftrieb bei den lohnkostenintensiven Dienstleistungen nicht nachgelassen, so das IHS. Im kommenden Jahr prognostizieren Wifo und IHS einen Rückgang der Teuerung auf 2,4 Prozent erwartet.

Die Erholung der Wirtschaft kommt zeitverzögert am Arbeitsmarkt an: Für heuer erwarteten die Ökonomen noch einen Anstieg der Arbeitslosenrate nach nationaler Berechnung um 0,5 bzw. 0,4 Prozentpunkte auf 7,5 (Wifo) bzw. 7,4 Prozent (IHS). Im kommenden Jahr soll die Arbeitslosenrate dann auf 7,3 Prozent sinken.

Österreichs Wirtschaft wächst mittelfristig langsamer als Eurozone

Das Wifo veröffentlichte mit der Kurzfrist-Konjunkturprognose erstmals zeitgleich auch die Mittelfristprognose. Das reale BIP-Wachstum im Zeitraum 2026 bis 2030 soll im Durchschnitt 1,1 Prozent pro Jahr betragen. Die österreichische Wirtschaft dürfte laut Wifo mittelfristig um 0,2 Prozentpunkte schwächer wachsen als der Durchschnitt des Euroraums.

"Beträchtliche Unsicherheiten" bei Budget der Länder und Gemeinden

Die Prognose der Budgetentwicklung auf Ebene der Länder und Gemeinden sei "mit beträchtlichen Unsicherheiten verbunden", warnte das IHS in seinem Konjunkturbericht. Beschlossene Sparmaßnahmen würden die Budgets ab der zweiten Jahreshälfte 2025 entlasten. Das Wifo rechnet für 2025 mit ausgabenseitigen Einsparungen der öffentlichen Hand von knapp 3,5 Mrd. Euro, unter anderem durch die Streichung des Klimabonus und der Aussetzung der Bildungskarenz.

In der Langfristprognose des Wifo sinkt das gemeinsame Defizit von Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträgern bis 2030 nur langsam auf 3,7 Prozent. Das Budgetdefizit des Staates soll im Zeitraum 2026 bis 2030 bei durchschnittlich 3,8 Prozent des nominellen BIP liegen und die Staatsschuld bis 2030 auf 88,3 Prozent der nominellen Wirtschaftsleistung steigen. Österreich würde damit bis Ende des Jahrzehnts gegen die Maastricht-Schuldenregeln der EU verstoßen.

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