Märkte und Börsen

Nächste deutliche Zinsanhebung in USA steht bevor

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Die US-Notenbank Fed dürfte den Leitzins am Mittwoch ein weiteres Mal ungewöhnlich stark anheben. Experten erwarten eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

Trotz Rezessionssorgen steht die US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohe Inflation vor einer weiteren kräftigen Zinserhöhung. Die Währungshüter um Zentralbankchef Jerome Powell haben bereits Mitte Juni das Niveau um 0,75 Prozentpunkte (75 Basispunkte) angehoben. Sie dürften am Mittwoch nach Ansicht vieler Experten einen weiteren Schritt in dieser ungewöhnlichen Größenordnung folgen lassen. Der Leitzins läge dann in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

Erhöhung um vollen Prozentpunkt möglich

Auch eine noch drastischere Anhebung um einem vollen Punkt ist nicht ausgeschlossen. Denn die Federal Reserve dürfte es eilig haben, rasch ein sogenanntes neutrales Zinsniveau zu erreichen, mit dem die Wirtschaft nicht länger angekurbelt wird und der Preisauftrieb endlich abebben kann. 

"Eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte würde die derzeitige geldpolitischen Haltung auf ein Niveau bringen, das von den Zentralbankern höchstwahrscheinlich als neutral angesehen wird", meint DWS-Volkswirt Christian Scherrmann. Der Präsident des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, sprach sich unlängst dagegen aus, die Zinsen "zu drastisch" anzuheben. Ansonsten könnten positive Trends in der Wirtschaft geschwächt und die bereits beträchtliche Unsicherheit erhöht werden. Experten befürchten, dass eine zu starke Straffung der Geldpolitik die Konjunktur abwürgt. 

US-Inflation bei 9,1 Prozent

Die immer weiter steigenden Verbraucherpreise zehren an der Kaufkraft der US-Bürger. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 9,1 Prozent - der höchste Stand seit Ende 1981. Viele Experten und auch die Notenbanker waren von dem erneuten Inflationsschub kalt erwischt worden. Fed-Direktor Christopher Waller dämpfte die danach ins Kraut schießenden Zinsfantasien indes. Er betonte, die Fed werde nichts übers Knie brechen und ihre Zinsentscheidung nicht von einer einzigen Zahl abhängig machen, sondern eine Reihe von Daten analysieren. Die Märkte seien nach den schlechter als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen. 

Dies wurde als Hinweis gewertet, dass die Fed eine Erhöhung um einen vollen Prozentpunkt wohl eher nicht wagen wird. Auch Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner erwartet, dass es nicht dazu kommen wird: "Aufgrund der zunehmenden Signale einer wirtschaftlichen Abschwächung und einer Beruhigung bei den Inflationserwartungen ist ein noch größerer Schritt nicht wahrscheinlich."
 


  

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