Märkte und Börsen

Teuerung noch schlimmer: Womit die Nationalbank für heuer rechnet

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Die Experten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) haben ihre Prognose nach oben korrigiert und erwarten für das Gesamtjahr nun sieben Prozent Inflation. Im Dezember lag die Prognose noch bei 2,7 Prozent.

Die Teuerung behält uns fest im Griff, die Inflation erreicht heuer bis vor Kurzem kaum denkbare Höhen. Die Verbraucherpreise dürften heuer um sieben Prozent zulegen, erwartet die OeNB in ihrer am Freitag veröffentlichten aktuellen Konjunktureinschätzung. Im Dezember war sie noch von 2,7 Prozent, im April von 5,6 Prozent ausgegangen.

Der Hintergrund: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die bereits hohen Energiepreise weiter befeuert, Rohstoffe und Nahrungsmittel deutlich verteuert, die Unsicherheit gesteigert und bestehende Lieferengpässe verstärkt. Das treibe die Inflation heuer im Gesamtjahr auf sieben Prozent hinauf (im Mai lag die Teuerungsrate in Österreich bei 8 %).

3,8 Prozent Wirtschaftswachstum 

Nach einem Höhepunkt im Juli erwartet die OeNB einen graduellen Rückgang der Inflation bis Ende des Jahres, gefolgt von einem deutlichen Rückgang im Februar und März 2023. Infolge höherer Lohnabschlüsse und nur leicht rückläufiger Energiepreise liege die Inflation auch in den Jahren 2023 und 2024 mit 4,2 % bzw. 3,0 % deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. 

Das Wirtschaftswachstum dürfte heuer mit 3,8 Prozent relativ stark bleiben, das sei vor allem auf einen Wachstumsschub Ende 2021 zurückzuführen. Die Arbeitslosigkeit ist rückläufig.

Teuerung noch schlimmer: Womit die Nationalbank für heuer rechnet
© APA

 

Reallöhne sinken um 2,5 Prozent

Mit einer Stagflation, also hoher Inflation bei stagnierender Wirtschaft, sei nicht zu rechnen, sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Die Inflation wird aber die Haushalte hart treffen. Denn die Reallöhne, also das um die Inflation bereinigte Arbeitseinkommen, dürfte heuer um 2,5 Prozent und damit "historisch stark" zurückgehen. Seit den 1950er Jahren habe es einzig 1997, damals aber wegen Abgabenerhöhungen, einen so hohen Reallohnrückgang gegeben, sagte OeNB-Chefprognostiker Gerhard Fenz. Dennoch dürfte wegen der steigenden Beschäftigung das kumulierte Einkommen der Haushalte in Österreich stagnieren - und die Konsumausgaben der privaten Haushalte dürften sogar deutlich zulegen und damit die Konjunktur stützen. Das wird allerdings nur durch den Rückgang der Sparquote und die Ausgabe von krisenbedingt zurückgelegtem Geld möglich.

Zwar haben Energiepreise fast die Hälfte der Inflation verursacht, aber auch Nahrungsmittel und Industriegüter haben mit je 1,2 Prozentpunkten zur Teuerung beigetragen. Die österreichische Kerninflation ist deutlich gestiegen und wird ab 2023 der entscheidende Treiber für die Inflation. 

OeNB-Chef Holzmann für größere Zinsanhebung

Die Ankündigung der EZB, die Zinsen im Juli um vorerst nur 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen und dann im September in Abhängigkeit der nächsten Prognosen weitere Schritte zu setzen verteidigte Holzmann. Zugleich machte er deutlich, dass er jetzt schon für einen stärkeren Schritt - eine Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte - gewesen wäre. Auch im September wäre er für ein kräftiges Zinserhöhungszeichen von mindestens 0,5 Prozentpunkten, wenn sich die Inflation bis dahin nicht deutlich reduziert hat. Aber Zinsmaßnahmen seien "eine Reise" und man müsse die Reaktion der Finanzmärkte beachten. Auf die gestrige Ankündigung der EZB hätten die Märkte sehr gut reagiert. Die Schätzungen laufen darauf hin, dass es einen "Gleichgewichtszinssatz" der EZB bei etwa 1,5 Prozent gibt. Sollte die Inflation hartnäckig sein, müssten die Zinsen darüber hinaus steigen.
 
 
 
 

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