"Inside Signa"

Aufdecker-Buch enthüllt Aufstieg und Fall René Benkos

Teilen

Die Journalisten Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart leuchten in die "Blackbox" Signa und schreiben über die Hintergründe der größten und faszinierendsten Wirtschaftspleite Österreichs.

Wer bei den vielen Nachrichten zur Signa-Pleite rund um Firmengründer René Benko nicht mehr recht durchblickt, ist mit dem Buch "Inside Signa" gut bedient. Die Journalisten Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart legen das erste Buch zur größten Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte vor. Mit neuen Details und internen Nachrichtenverläufen erzählen sie vom Aufstieg und Fall Benkos und seines Immobilienimperiums, das er auf "luftigen Versprechen" errichtet hat.

So lief das System Signa

Die beiden Autoren haben jahrelang zur Signa recherchiert und mit Informanten, ehemaligen Mitarbeitern und Ex-Investoren gesprochen, die das verworrene "System Signa" kennen. Dieses System basierte demnach darauf, ständig zu wachsen und den Ausstieg bestehender Investoren durch noch mehr Geld neuer Investoren zu kompensieren.

Gutes politisches Netzwerk und immer neue Investoren 

Ein gutes politisches Netzwerk - darunter Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz und Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer - öffnete dabei viele Türen. Eine Mannschaft aus Rechtsberatern half, bestimmte Vorgänge bei Signa zu verschleiern.

"Intransparenz war Methode"

"Die Intransparenz war kein Zufall oder Versäumnis, sondern hatte Methode", schreiben die Autoren. Den Überblick über das verschachtelte Firmenkonglomerat habe allein "Mastermind" Benko gehabt, der seit 2013 eigentlich keine offizielle Funktion mehr bei der Signa ausübt. Als "organisierten Gesetzesbruch" bezeichnen Fleckl und Reinhart die Praxis, jahrelang keine Jahresabschlüsse der Signa-Firmen vorzulegen und stattdessen Strafzahlungen in Kauf zu nehmen.

"Tarnen und Täuschen als Prinzip"  

Von "Tarnen und Täuschen als Prinzip" ist weiter die Rede. Das Ausmaß der Intransparenz verdeutlicht ein Mailverlauf zwischen Benko und einem seiner wichtigsten Co-Investoren, Hans Peter Haselsteiner, der sich kurz vor den ersten Insolvenzen im Herbst 2023 darüber beschwert, dass er nicht wisse, wie viele Anteile Benko überhaupt am Unternehmen hält.

Villen, Jachten, Privatjets und Promis

Die Leserinnen und Leser erhalten auch einen Einblick in Benkos Welt der Villen, Jachten, Privatjets und Netzwerke aus Prominenz und Politik. Mit potenziellen Investoren und einflussreichen Männern ging Benko schon mal auf Entenjagd, überreichte edle Lipizzaner, um Eindruck zu schinden.

 Xavier Naidoo sang in Benko-Villa für 280.000 Euro 

Benko ließ VIPs zum Sommerfest am Gardasee einfliegen, wo einmal der deutsche Sänger Xavier Naidoo für 280.000 Euro einen Kurzauftritt absolvierte - natürlich auf Firmenkosten. Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit Benkos Engagement bei der "Krone", Inseraten und einem fragwürdigen Medienverständnis.

Den Anfang vom Ende machen die Autoren mit dem 1. Dezember 2022 fest, als der deutsche Investor Klaus-Michael Kühne aus der Signa aussteigen will. Zu dieser Zeit braucht Benko dringend frisches Geld, um das Rad am Laufen zu halten. Als Kühne abspringt, nimmt das Unvermeidliche seinen Lauf. Als dann im August 2023 auch noch Benkos Versuch scheitert, 400 Mio. Euro von einem koreanischen Investor zu bekommen, ist das Ende nah. Wenige Monate später folgen die ersten Insolvenzen.

Investoren hielten Benko die Stange, so lange sie gut verdienten

Schließlich räumen die Autoren auch mit der Erzählung auf, dass Benko allein an der plötzlichen Zinswende der EZB gescheitert sei. So habe der einstige Immobilien-Tycoon zu einer Zeit, als der Häuslbauer bei seiner Hausbank noch einen Fixzinskredit für knapp ein Prozent Zinsen bekam, bereits saftige Zinszahlungen für frisches Kapital geleistet. Fleckl und Reinhart erinnern auch daran, dass die weitgehend insolvente Signa-Gruppe nie Benko allein gehört hat.

Prominente Investoren wie Hans Peter Haselsteiner, Torsten Toeller, Ernst Tanner oder Robert Peugeot seien daran beteiligt gewesen und hätten ihm die Stange gehalten, solange sie an dem System gut verdienten.

Zu Ende erzählt ist die Causa Signa damit aber noch nicht. Die Aufarbeitung der Vorgänge, die zur bisher größten Wirtschaftspleite Österreichs geführt haben, wird wohl noch genügend Stoff für weitere Bücher liefern.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.