Die Leute sind pessimistisch und haben wenig Vertrauen in die Regierung. Wegen der Teuerungskrise übt jetzt auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer heftig Kritik.
Eine aktuelle Lazarsfeld-Umfrage für oe24 stellt der Regierung ein verheerendes Zeugnis aus: Mehr als jeder Zweite sagt bereits, er sieht eine ganz schlechte Stimmung für die Wirtschaft. Überhaupt deutlich über 50 Prozent sind sogar pessimistisch für die nächsten zwölf Monate. In oe24.TV spricht Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer und übt Kritik.
oe24.TV: Wie ist die Lage der heimischen Unternehmen?
Harald Mahrer: Ich bin ja kein Fan von Worten wie "Drama", aber es ist ernst. Ich habe immer das Gefühl, dass die Spitzenpolitik, auf Bundesebene und um Teil auch Landesebene, noch immer in der Pendeluhr schläft.
oe24.TV: Wie ist die Stimmung der Menschen?
Mahrer: Die Stimmung ist schlecht. Die Leute sind ja nicht dumm, die bekommen ja jeden Tag mit, was sich tut. Menschen, die in Unternehmen arbeiten, die etwas produzieren für die internationalen Märkte, Maschinenbau, Anlagen, was auch immer und dort bei gut gehendem Wirtschaftsbetrieb drei Schichten arbeiten würden und es arbeitet nur eine, dann checken die, dass etwas nicht stimmt. Wenn zehn Fließbänder laufen würden und es laufen nur vier, dann sehen die, dass etwas nicht stimmt.
oe24.TV: Was braucht es jetzt?
Mahrer: Veränderung bei den Rahmenbedingungen, Arbeitskosten, Energiekosten, Bürokratie und es braucht eine Stimmungsoffensive generell im Land, weil eigentlich wären wir in vielen Bereichen gut aufgestellt. Stichwort Innovationskraft, hochqualitative Produkte. Und da ist die öffentliche Hand natürlich gefordert. Wenn ich die ganze Zeit ständig selbst dazu beitrage, dass Dinge teurer werden, also ich die Inflation antreibe über hohe Energiepreise und über Abgaben und Gebühren, dann muss ich halt schon sagen, es sind die öffentlichen Bereiche.
oe24.TV: Was hat die Regierung teurer gemacht?
Mahrer: Also ich habe mir das vorbereiten lassen, zur Inflations-VPI-Preissteigerung in Prozent im August 2025 und das liest sich natürlich wie eine Art Horrorgeschichten-Szenario.
Führerscheingebühr plus 48,8% im Vergleich zum Vormonat. Das ist über Jahre nicht gestiegen, aber trotzdem, ich löse damit natürlich einen Inflationskick aus. Reisepass, Ausstellungsgebühr plus 47,6%. Strom 37,2%. Anmelden eines Pkw ist 30,4%. Wassergebühren die Fixkosten 11,2%.
Die laufenden Gebühren bei Wasser, Gemeindeebene und so weiter 8,1%. Bahnjahreskarte 7,8% plus. Das ist sehr viel.
oe24.TV: Setzt die Regierung richtige Maßnahmen gegen die Teuerung?
Mahrer: Ja, die Teuerung ist natürlich eines dieser Themen, das auf die Stimmung derzeit drückt, weil es jeder einfach privat im Geldbörsel spürt. Die Bundesregierung hat eine Klausur gehabt, da hätte eigentlich die Teuerung im Mittelpunkt stehen sollen. Bis auf Ankündigungen hat man das Gefühl, ist nicht viel rausgekommen.
oe24.TV: Was braucht es gegen die Teuerung?
Mahrer: Ein Ende vom Österreich-Aufschlag, da handelt der Wirtschaftsminister. Dann muss sich bei Energiekosten und Gebühren etwas tun. Es braucht auch weniger Bürokratie, die viel Kraft nimmt. Wir haben es mit einer Art Tintenburgen-Explosion zu tun. Das werden immer mehr, die immer mehr Ideen haben, was man alles kontrollieren könnte. Und die anderen sind dazu gezwungen, ihre Zeit unproduktiv zu verwenden.
oe24.TV: Reißt Ihnen da schon langsam der Geduldsfaden bei der Regierung?
Mahrer: Der ist schon gerissen in Summe in dem Land. Es geht gar nicht um die Regierung. Es geht in Summe darum, dass wir diese Debatten ehrlicher führen würden.Wir haben einfach eine Viertelmillion Menschen mehr, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden. Und eine Viertelmillion Menschen weniger, die wir am Arbeitsmarkt haben. Das ist eine einfache Milchmädchen- oder Milchbubenrechnung, wenn man so will, und zu sagen, okay, das heißt, es geht sich nicht aus. Und es wird immer alles weggeschoben. Das wird schon. Das wird von selber funktionieren. Wie Sie und ich und alle Zuseherinnen und Zuseher wissen, es funktioniert nichts von selber. Man muss was machen. Man muss anpacken und hingreifen. Und ganz ehrlich, die österreichische Bevölkerung ist hier vielen Politikerinnen und Politiker weit voraus. Die wissen, dass man was tun muss. Die bekommen das jeden Tag mit.