Faymann erneut wegen Medien-Verständnis kritisiert

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Bundeskanzler Werner Faymann (S) steht einmal mehr wegen seines Verhältnisses zu heimischen Medien in der Kritik. In einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" hatte er eingeräumt, dass er dankbar für die Unterstützung sei, "die ich in den schweren Stunden des Nationalrats-Wahlkampfes erfahren habe; das gilt für Hans Dichand, das gilt für andere Medien, das gilt für ORF-Redakteure". Die Oppositionsparteien FPÖ und BZÖ sowie ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf sehen in dieser Aussage einen "Offenbarungseid hinsichtlich des Verständnisses von der Unabhängigkeit der Medien".

Kopf hält diese "Vereinnahmungsversuche" vor allem gegenüber dem öffentlich-rechtlichen ORF für "inakzeptabel". Der ORF-Redakteursrat reagierte denn auch prompt in einer Aussendung auf die Haltung des Bundeskanzlers, die - ebenso wie die diversen Interpretationen und Aufforderungen verschiedener anderer Politiker - "völlig entbehrlich und haltlos" bezeichnet wurden. Es bleibe dem Kanzler "unbenommen", objektive ORF-Berichterstattung als "Unterstützung in schweren Wahlkampfzeiten" zu empfinden. "Dass er aber offenbar größte Probleme hat, zwischen objektiver Berichterstattung und Kampagnenjournalismus zu unterscheiden, kann wohl nur mit Nachwirkungen von zu schweren Zeiten erklärbar sein", so die ORF-Redakteure.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl interpretierte die Äußerung Faymanns über den ORF hingegen dahingehend, dass der Sender dadurch als "Teil der SPÖ-Propagandamaschinerie" entlarvt worden sei. Kickl sieht belegt, "dass Faymann offensichtlich nichts weiter als eine ferngesteuerte Figur ist". In die gleiche Kerbe schlug BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz: "Faymann bedankt sich offen bei seinen roten Seilschaften im ORF für die SPÖ-Unterstützung im Nationalratswahlkampf." Das zeige, in welchem Machtrausch sich die Faymann-SPÖ befinde. Strutz forderte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf, die "bestehenden, bekannten Seilschaften zu zerschlagen und die Unabhängigkeit des ORF wiederherzustellen".

Bundeskanzler Faymann hatte im TT-Interview auf die Frage, was er Hans Dichand "angetan" habe, dass dieser jetzt Erwin und Josef Pröll unterstütze, gesagt, dass die Frage "Krone-Kanzler oder Nicht-Krone-Kanzler" maßlos überzeichnet sei. Für die Unterstützung der Medien sei er dankbar, sei aber "nie davon ausgegangen, dass ich auf Zuruf irgendeiner Zeitung irgendetwas zu machen habe".

Cap verteidigt Faymanns Medienverständnis

SPÖ-Klubobmann Josef Cap weist die Kritik an Faymann und dessen Äußerungen zur Rolle der Medien im Wahlkampf zurück. "Von einer Vereinnahmung der Journalisten zu sprechen geht am Thema vorbei", hält Cap seinem VP-Amtskollegen Karlheinz Kopf entgegen. Faymann habe sich lediglich "positiv zur objektiven und fairen Berichterstattung der ORF-Journalisten und anderen Medien geäußert", so die Interpretation Caps.

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