Mahr: ORF hat Spardruck nur bedingt erkannt

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Nicht mit einer Rezession sondern einem "Reset" sei die Medien- und vor allem die TV-Branche derzeit konfrontiert, konstatiert der ehemalige RTL-Chefredakteur und "Krone"-Manager Hans Mahr. Ein Gebot der Stunde laute "Sparen" und zwar um zehn bis 25 Prozent - "nicht kaputt - sondern gesundsparen".

Daran, dass der ORF diese Zeichen der Zeit erkannt habe, zweifelte Mahr im Wiener Zigarrenklub der Agentur Pleon Publico: "Im ORF hat man zwar ein bemerkenswertes Sparpaket geschnürt", in den Köpfen habe sich der Spardruck noch nicht festgesetzt, wenn der Sender "zwei Societymagazine gegeneinander antreten lässt" und "die Technik zu zwei Dritteln von Leerlauf lebt".

Grundsätzlich gebe es "keine Geheimrezepte" für den ORF. Der Sender müsse sich einem Public-value-Test unterziehen und seine öffentlich-rechtliche Aufgabe wahrnehmen, gleichzeitig müsse er aber auch "bieten, was Spaß macht". Das heißt, "es muss eine Ausgewogenheit bestehen, zwischen dem, was man bringen muss und dem, was man bringen kann".

Der ORF erfülle diese Aufgabe "in einer guten Art und Weise", allerdings - findet Mahr - müsste der Sender "sein regionales Potenzial noch weiter ausschöpfen". Das heißt, dass die Landesstudios mehr zum Gesamtprogramm beitragen sollten, so Mahr. Die Tipps zum ORF gab es auf Nachfrage - er wolle ja nicht den Eindruck erwecken, er interessiere sich für einen Job am Küniglberg, sagte der Medienmanager. Dafür interessiert sich die ÖVP offenbar für Mahr, so mischte sich unter die anwesenden Gäste - meist aus der Medienbranche - auch der Sprecher von ÖVP-Chef Josef Pröll.

Nicht nur der ORF, auch die restliche österreichische Medienlandschaft, geht laut Mahr "zu zaghaft" an die Krise und die daraus resultierenden Herausforderungen heran. Das liege nicht zuletzt daran, dass die Branche erfolgsverwöhnt sei und seit mehr als 50 Jahren "nur Aufschwung und keine wesentliche Krise" erlebt habe. Angesichts der nicht umkehrbaren Veränderungen seien nun aber Umdenken und "ganz neue Methoden" gefragt. Neben dem Einsparen seien das Medien-Kooperationen, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen seien, das Erschließen neuer Geldquellen und die Markenpflege.

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