"WirtschaftsBlatt" vertagt Redaktions-Ausgliederung

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Das "WirtschaftsBlatt" vertagt die geplante Ausgliederung seiner Redaktion in eine Agentur erneut. "Die für Jänner 2010 vorgesehene Reorganisation mit neuen Kollektivverträgen wird vorerst on hold gestellt", teilte Hans Gasser, Vorstandsvorsitzender des Verlags, der APA mit. Bis spätestens März soll die künftige strategische Ausrichtung des "WirtschaftsBlatt" in einem Projektteam unter der Leitung von Gasser und Chefredakteur Wolfgang Unterhuber festgelegt und in Folge dessen strukturelle Veränderungen eingeleitet werden, erklärte Gasser die erneute Vertagung der ursprünglich für März geplanten Ausgliederung.

"WirtschaftsBlatt"-Betriebsratschef Herbert Geyer rechnet damit, dass die Ausgliederung der Redaktion in den kostengünstigeren Kollektivvertrag für Gewerbetreibende "vom Tisch ist". Es gebe eine Willenserklärung von Journalistengewerkschaft und Verlegern, den neuen Tageszeitungs-Kollektivvertrag bis März beziehungsweise spätestens April zu beschließen. "Wenn es einen neuen Kollektivvertrag gibt, der für alle gilt und günstiger ist, als der bisherige, dann ist das Ziel erreicht", so Geyer und Gasser meint: "Wenn die Verhandlungsführer zu einem vernünftigen Ergebnis kommen, dann freue ich mich."

Für Gasser ist die Frage, welcher Kollektivvertrag zur Anwendung kommt, zweitrangig. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich bereit bin - auch rückwirkend - den neuen Medien-KV anzuwenden, wenn er keine wesentliche Verschlechterung gegenüber dem von uns avisierten Gewerbe-Kollektivvertrag bedeutet." Ihm gehe es mehr um "strategische Gesichtspunkte, als um eine kurzfristige Budgetentlastung durch eine Kollektivvertrags-Verlagerung. Für einen kurzfristigen Befreiungsschlag wäre dies ohnehin ungeeignet."

Das "WirtschaftsBlatt" entwickle sich bereits seit 2007 von einer ehemals reinen Tageszeitung zu einer multimedialen Plattform. Der damit verbundenen veränderten Arbeitsweise sollen die neuen Strukturen Rechnung tragen, so Gasser. Bis spätestens März soll ein Projektteam daher "alternative Organisations-Szenarien für die Print- und Online-Aktivitäten mit der Vorgabe erarbeiten, das Unternehmen trotz schwieriger Marktbedingungen in eine nachhaltige Profitablität zu führen".

Darüber, dass das "WirtschaftsBlatt" sparen muss, sind sich Vorstand und Betriebsrat einig. Laut Gasser liegen die Anzeigenumsätze heuer rund 27 Prozent unter dem Vorjahr. Dank der bereits gesetzten Sparmaßnahmen dürfte das Unternehmensergebnis 2009 allerdings lediglich um 350.000 Euro vom Plan abweichen, sagte Gasser der APA.

Permanente Betriebsversammlung beendet

Die Redaktion des "WirtschaftsBlatt" hat ihre permanente Betriebsversammlung, die seit Juni tagt, am Freitag (27. November) beendet. Nach der Ankündigung des Vorstandes, die geplante Ausgliederung der Redaktion in eine Tochterfirma und damit in einen kostengünstigeren Kollektivvertrag zu vertagen, sieht die Belegschaft den Grund für die Protestmaßnahme "als erledigt" an, sagte Betriebsratschef Herbert Geyer der APA.

"Wir haben uns mit der Betriebsversammlung gegen die geplante Anwendung des Gewerbe-Kollektivvertrags zur Wehr gesetzt", so Geyer, der davon ausgeht, dass dieses Thema mit der Einführung des neuen Medien-Kollektivvertrags ad acta gelegt ist. Der Medien-KV wird derzeit von Vertretern des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und der Journalistengewerkschaft verhandelt, die Gespräche sollen im ersten Halbjahr 2010 abgeschlossen werden.

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