Mit Fußfessel

Mensdorff-Pouilly kommt auf Kaution frei

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Umgerechnet rund 600.000 Euro Kaution werden für den Rüstungslobbyist fällig. Auch gibt es weitere Auflagen die "Waffen-Ali" nicht erfreuen dürften.

Ex-VP-Ministerin Maria Rauch-Kallat rief kurz vor 17.00 Uhr völlig entnervt in Wien an: "Wir streiten mit dem Richter noch immer, ob mein Mann Alfons Fußfesseln tragen muss oder nicht. Aber: Dass er freikommt, ist jetzt zumindest fix.“

Stundenlang hatte am "City of Westminster Magistrates’ Court“ die Haftprüfungsverhandlung für Alfons Mensdorff-Pouilly (56) gedauert – zwar mit weniger Paparazzi-Anteilnahme als zuletzt bei Pop-Queen Amy Winehouse.

Dafür aber mit umso mehr Dramatik – immerhin hatte das britische "Serious Fraud Office“ den Intimus von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel wegen "des dringenden Verdachts der Konspiration zur Korruption“, so David Jones vom SFO, in Haft genommen. Und: "Ja, wir wollen Mensdorff vor dem Crown Court anklagen.“

Gericht: Fußfesseln und 570.000 Euro Kaution

Hatte Mensdorff-Pouilly bei seiner Festnahme in Wien 2009 noch seelenruhig fünf Wochen Knast auf sich genommen – und sich dabei den Häfen-Namen „Waffen-Ali“ verdient –, war er gegenüber den britischen Behörden jetzt schon viel mehr auf seine Freiheit erpicht: "Wir haben 500.000 Pfund (572.000 Euro) Kaution geboten, die von dritter Seite bezahlt wurden“, bestätigte Anwalt Schuster indirekt das Gerücht, dass zwei Bürgen, einer davon ein Betreiber einer Privatjet-Charterlinie, für Mensdorff Kaution gestellt hatten.

Trotz dieser hohen Summe, die laut Schuster für Mensdorff kein Problem gewesen sei, gibt es strenge Auflagen: Mensdorff, über dessen Anklage Generalanwältin Lady Scotland binnen Monatsfrist entscheidet, muss Fußfesseln tragen, darf zwischen 0.00 und 6.00 Uhr früh die Wohnung nicht verlassen und muss in einer bestimmten Wohnung im Londoner Diplomatenviertel bleiben, an der er polizeilich gemeldet ist.

Harte Auflagen, wenn das stimmt, was Mensdorffs Wiener Anwalt Johannes Schuster vehement erklärt: „Für alle Vorwürfe der Korruption gibt es keinen einzigen Beweis. Das ist absoluter Unsinn.“ Gibt ihm das Gericht recht, ist der Graf nächste Woche ein freier Mann. Sonst drohen zehn Jahre Haft.

Der 56-Jährige, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll als Lobbyist für den britischen Rüstungskonzern BAE Systems in Bestechungsvorgänge bei nationalen und internationalen Beschaffungsvorgängen für militärische Gerätschaften verwickelt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt seit mehr als einem Jahr wegen Geldwäsche, Bestechung und falscher Zeugenaussage vor dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss. Das Inlandsverfahren verzögert sich, weil es im Zusammenhang mit Kontoöffnungen in Liechtenstein Schwierigkeiten gibt.

Sein Spukschloss in Schottland

Auch wenn Alfons Mensdorff-Pouilly vorläufig in London bleiben muss – er könnte in Großbritannien standesgemäß leben: Über eine Firma, die der Graf in Budapest besitzt, gehört ihm Dalnaglar Castle mitten im "Feental“ im schottischen Hochland.

Das verwunschene Schlösschen mitten in einem riesigen, zum Gut gehörenden Wald wurde im 18. Jahrhundert vom Leibarchitekten von Queen Victoria errichten, der später auch den Sommersitz der Royals, Schloss Balmoral, geplant hat.

Vor wenigen Jahren ließ Mensdorff sein Anwesen in weiser Vor­aussicht völlig renovieren – das Schloss mit neun Doppelzimmern inklusive Bädern wird heute als Hotel für abenteuerlustige Reisegruppen geführt. Acht Personen zahlen für zwei Nächte 4.480 Euro, die Hochzeitsnacht inklusive Champagner kostet wohlfeile 440 Euro pro Person.

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