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Nasdaq zieht Gebot für NYSE zurück

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Der Fusion mit der Deutschen Börse dürfte nun nichts mehr im Wege stehen.

Die Deutsche Börse hat wieder freie Bahn bei ihrer geplanten Fusion mit der New York Stock Exchange. Die US-Technologiebörse Nasdaq hat ihr Gegenangebot für den altehrwürdigen Wall-Street-Betreiber fallengelassen. Die US-Wettbewerbshüter hatten zuvor signalisiert, dass sie einen rein amerikanischen Zusammenschluss nicht durchgehen lassen würden.

   Die Nasdaq sehe keine Chance, das 11 Mrd. Dollar (7,8 Mrd. Euro) schwere Angebot durchzubekommen, sagte Nasdaq-Chef Bob Greifeld am Montag nach Gesprächen mit Vertretern der Wettbewerbsabteilung des US-Justizministeriums. Nach den Worten von Greifeld hätten sich die Beamten nicht einmal durch angebotene Zugeständnisse wie den Verkauf von Geschäftszweigen erweichen lassen. Die Deutsche Börse wollte die Entwicklung zunächst nicht kommentieren.

   Die Nasdaq hatte mit ihrem feindlichen Übernahmeangebot die Fusionsbestrebungen von Deutscher Börse und NYSE torpediert. Bereits früh waren aber Bedenken aufgekommen, dass die Behörden Einspruch einlegen könnten. Mit der Kombination von Nasdaq und NYSE wäre ein dominierender Börsenbetreiber in den Vereinigten Staaten entstanden, vor allem im Aktienhandel. Für die kostspielige Übernahme hatte sich die Nasdaq mit der Rohstoffbörse IntercontinentalExchange verbündet.

   Die NYSE hatte sich wiederholt gegen ein Zusammengehen mit der Nasdaq ausgesprochen und zu ihrem Wunschpartner Deutsche Börse gehalten. Gemeinsam zimmern die beiden Unternehmen seit Februar an der weltgrößten Börse mit Standorten in New York, Frankfurt und anderen europäischen Städten. Bis zum Ende des Jahres soll der Zusammenschluss über die Bühne gehen.

   "Der Fusion zwischen Deutscher Börse und NYSE sollte nun nichts mehr im Wege stehen", sagte Analyst Christian Muschick von der Investmentbank Silvia Quandt. Die Aktien der Deutschen Börse sprangen um 5 Prozent hoch. Dagagen brachen die Titel der NYSE Euronext vorbörslich um 11 Prozent ein - viele Aktionäre hatten auf eine Übernahmeschlacht und damit auf mehr Geld gehofft.

   Die Deutschen Börse und die NYSE Euronext müssen bei ihrer Fusion allerdings ebenfalls noch einige Hürden überwinden. Beiderseits des Atlantiks herrscht die Sorge, untergebuttert zu werden. Die deutschen Arbeitnehmervertreter fürchten, dass Jobs wegfallen, wenn etwa die IT-Systeme verschmolzen werden. US-Politiker wiederum haben offen Bedenken geäußert, dass der Finanzplatz New York an Gewicht verlieren könnte - denn die Aktionäre der größeren Deutschen Börse bekämen die Mehrheit an der neuen Riesenbörse.

   Zudem gibt es Bedenken, dass der Wettbewerb leiden könnte, hier indes vor allem in Europa. Denn nach der transatlantischen Fusion blieben nur noch zwei Handelszentren auf dem Kontinent übrig: Frankfurt und London. Die Londoner Börse versucht gerade ihrerseits, sich mit der Börse in Toronto zusammenzutun, um sich zu stärken; diese Vorhaben versucht eine Gruppe kanadischer Finanzfirmen zu verhindern.

 

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