In TV-Interview

KTM-Schock: Neuer Eigentümer kündigt radikalen Sparkurs an

Der Inder will die Gemeinkosten um mehr als 50 Prozent reduzieren. 

Der Motorradhersteller KTM wurde im November 2024 zahlungsunfähig. Mitte Dezember wurde die Produktion gestoppt. Dank einer 800-Mio.-Euro-Geldspritze von Miteigentümer Bajaj kann Pierer aber letztlich weitermachen. Im Gegenzug will Bajaj allerdings die 100-Prozent-Mehrheit an der Pierer Bajaj übernehmen, einem Gemeinschaftsunternehmen, das rund drei Viertel der KTM-Mutter Pierer-Mobility hält. Damit würde Bajaj im Konzern deutlich mehr Einfluss bekommen.

Äußerungen von Rajiv Bajaj, Chef des baldigen Mehrheitseigentümers, im indischen Fernsehen sorgen nun allerdings für Beunruhigung. Im Interview mit dem Sender CNBC TV18 kündigt Bajaj große Kürzungen in Mattighofen an.

Gemeinkosten  um 50 Prozent senken

Bajaj Auto will die Gemeinkosten im Rahmen einer umfassenderen Umstrukturierung um mehr als 50 % reduzieren. „Das ist wirklich leicht umsetzbar. Wir sehen die Möglichkeit, die Gemeinkosten um mehr als 50 % zu senken – einschließlich Forschung und Entwicklung, Marketing, Betrieb und allgemeiner Verwaltung“, so Bajaj. „Interessanterweise sind von den derzeit rund 4.000 Beschäftigten nur etwa 1.000 in der Produktion tätig; 3.000 sind Angestellte. Das ist verwunderlich, denn die Produktionsmitarbeiter sind diejenigen, die die Motorräder bauen.“

Bajaj erklärte, dass künftige Produktionsanpassungen die Produktionsmitarbeiter nur geringfügig betreffen werden. Der Hauptfokus der Rationalisierung liege auf den Angestellten, deren Kosten deutlich höher seien. Er bezeichnete die Management- und Bürokratiestrukturen bei KTM als dringend reformbedürftig und fügte hinzu: „Das erinnert mich an Mark Zuckerbergs Worte über Manager, die Manager managen, die wiederum Manager managen, die die Leute beaufsichtigen, die tatsächlich die Arbeit machen.“

"Unternehmerische Gier"

Bajaj sprach zudem über Maßnahmen zur Stabilisierung der KTM-Geschäfte, darunter eine Neuausrichtung des Managementteams. „Das ist kein Problem, das von 99 % der KTM-Mitarbeiter verursacht wurde. Es ist ein Problem des früheren Top-Managements – und die meisten davon sind inzwischen weg“, sagte er. Bajaj fügte hinzu, dass ein neues Team eingesetzt wurde, das erfahrene KTM-Mitarbeiter mit neuer Führung kombiniert, darunter ein neuer CFO und CHRO.

Bajaj führte die finanziellen Probleme von KTM auf eine Kombination aus operativen, strategischen und Governance-Mängeln zurück, die er als drei Formen von „unternehmerischer Gier“ bezeichnete. Überproduktion, Expansion in artfremde Bereiche wie E-Bikes und Versäumnisse in der Unternehmensführung hätten, so Bajaj, zum plötzlichen Absturz der österreichischen Marke beigetragen.Mit Kostendisziplin und einem erneuten Fokus auf die Marke will Bajaj Auto das Vertrauen von Kunden, Händlern, Lieferanten und Aktionären zurückgewinnen.

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