Bereits 185.000 Beschäftigte arbeiten derzeit in Österreich im Bereich Klima- und Umweltschutz. Die Zahl dieser "Green Jobs" könnte bis 2020 um 90.000 Arbeitsplätze ausgeweitet werden, so Umweltminister Berlakovich. Allein heuer werden rund 760 Mio. Euro für Maßnahmen zur Schaffung von umweltrelevanten Jobs zur Verfügung gestellt. Umweltrelevante Jobs seien sichere Arbeitsplätze. In der Umweltbranche konnten in den vergangenen Jahren Umsatzzuwächse von 12 % erzielt werden, pro Unternehmen werden bis zu 10 Mitarbeiter gesucht.
Unternehmen im Umweltbereich zeichnen sich durch ein hohes Maß an Innovation aus, betont Wifo-Chef Karl Aiginger. Dies führe zur Ausweitung der Beschäftigung und zu überproportionalen Exporterfolgen. So entspreche das Potenzial von zusätzlichen 90.000 Jobs in etwa "dem Anstieg der Arbeitslosigkeit, den wir in den nächsten drei Jahren erwarten."
In der sich derzeit abzeichnenden leichten Erholung der Konjunktur sollte dieser Bereich durch ein Impulsprogramm im Jahr 2010 unterstützt werden, so der Wirtschaftsforscher.
Auch während der Budgetkonsolidierung soll der Umweltbereich favorisiert werden. Da hier innovative Arbeitsplätze geschaffen werden können. Umweltschädliche Aktivitäten sollten hingegen stärker belastet werden, mit den Einnahmen sollte die Entlastung des Faktors Arbeit finanziert werden.
Branche setzt knapp 30 Mrd. Euro um
Die Statistik Austria hat in ihrer Studie "Umweltorientierte Produktion und Dienstleistung 2008" erstmals die Branche analysiert. Insgesamt sind in diesem Bereich inklusive Handel 185.145 Personen tätig (Stand 2008). Die Branche setzt 29,8 Mrd. Euro um, was 10,6 % des BIP entspricht.
Der größte Arbeitgeber mit rund 52.000 Beschäftigten oder 32 % der "green jobs" ist der Bereich Erneuerbare Energie mit einem Umsatz von 13,7 Mrd. Euro. Allein durch das Ziel, den Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch von derzeit 25 auf 34 % anzuheben, können 75.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, so Berlakovich. Im Boden- und Grundwasserschutz sind derzeit fast 37.000 Personen beschäftigt.
Von den rund 760 Mio. Euro, die für die Schaffung von "green jobs" vorgesehen sind, entfallen 271 Mio. Euro für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, 200 Mio. Euro sind für den Gewässerschutz, 250 Mio. Euro für die österreichische Biolandwirtschaft und 40 Mio. Euro für die Altlastensanierung vorgesehen.
Bis zum Herbst soll ein Masterplan für die Schaffung von Umwelt-Jobs vorliegen, der die wichtigsten Strategien für die kommenden fünf Jahre vorgibt, kündigte Berlakovich an. Hauptaugenmerk müsse dabei auf Erneuerbarer Energie und auf Gebäudesanierung liegen.
Grüne wollen Tempo erhöhen
Der Fahrplan des Umweltministers geht den Grünen hingegen zu langsam. Berlakovich sollte nicht erst im Herbst, sondern bereits bei der Bekanntgabe der "Energiestrategie Österreich" in der nächsten Woche, einen Masterplan vorlegen. Für die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner ist die Umwelttechnologie bereits seit langem eine Erfolgsgeschichte.
"Der Masterplan sollte also längst vorbereitet sein und sich in konkreten Maßnahmen in der Energiestrategie Österreich wiederfinden. Wann, wenn nicht in Zeiten extremer Arbeitslosigkeit, sollten Jobfördermaßnahmen gestartet werden", fragt sich Brunner in einer Aussendung.
Notwendig wären für die Grünen eine sofortige Ökologisierung des Steuersystems mit dem Ziel, Arbeit billiger und Energie teuer zu machen, um damit massive Investitionen in erneuerbare Energien und Sanierungsprogramme auszulösen. "Diese Maßnahmen sind seit Jahr und Tag überfällig", kritisierte Brunner.