Landesumweltanwalt: Kraftwerksboom "kurzsichtig"

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Der Tiroler Landesumweltanwalt hat vor dem derzeitigen Boom an geplanten neuen Wasserkraftwerken in Tirol gewarnt. Er bezeichnete die derzeitige Energiestrategie als "kurzsichtig". Es bestehe die Gefahr, dass die Tiroler Flüsse Opfer von kurzsichtigen und kurzfristigen Marktperspektiven werden, sagte Johannes Kostenzer.

Als Beispiel nannte er unter anderen das Kraftwerk Spullersee, gegen dessen Ausbau er erneut sein "massives Veto" einlegte. Auf Tiroler Seite wurde der Ausbau allerdings bereits genehmigt. In Vorarlberg ist das Genehmigungsverfahren noch im Gang. Kostenzer hielt aber fest, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung in Tirol zwar positiv ausfiel, dennoch sei in dem Bescheid auch eindeutig festgehalten, dass der Bau massive Auswirkungen auf den Lech mit sich bringen werde.

Als weiteres Negativbeispiel nannte er das von der Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) geplante Innkraftwerk in Telfs. "Da stellen sich mir sämtliche Haare zu Berge", sagte Kostenzer. Immerhin befinde sich dort eine der letzten noch vorhandenen Aulandschaften. Für ihn sei es unverständlich, dass man das Kraftwerk genau dort positioniere. Das Kraftwerk sei am falschen Standort geplant. Außerdem stehe die zu erwartende Leistung des Kraftwerkes in keiner Relation dazu, was zerstört werde.

Das Innkraftwerk in Telfs könne, so wie es derzeit geplant sei, maximal 70 GWh Strom im Jahr produzieren. Allein der Zusatzbedarf in Tirol betrage jedoch schon 117 GWh im Jahr. Für die Deckung des Zusatzbedarfs für vier bis sieben Monate wäre man also bereit, einen so hochwertigen Bereich zu opfern, meinte Kostenzer. Für den Landesumweltanwalt eine "kurzsichtige Herangehensweise".

Derzeit gebe es in Tirol bereits 989 Wasserkraftwerke. Er sei zwar nicht gegen einen generellen Stopp des Ausbaus der Wasserkraft, aber dagegen, dies als "Allheilmittel" anzusehen, erklärte Kostenzer. Dass Tirol dadurch irgendwann eine "Stromautarkie" erreichen könne, sei für ihn unrealistisch. An kalten Tagen kämen derzeit bis zu 70 % des Stroms aus dem Ausland. Für den derzeit forcierten Ausbau der Wasserkraft sah Kostenzer vor allem monetäre Gründe.

Er forderte neue Wege in der Energiepolitik. Der Landesumweltanwalt plädierte dafür, bei der Energieeffizienz anzusetzen und beispielsweise den enormen Strombedarf für Warmwasseraufbereitung aus Solarenergie zu decken. Das sei bis zu 90 % möglich. Außerdem sollten seiner Meinung nach Stromheizungen abgeschafft werden und stattdessen in energieeffizientere Heizungen investiert werden.

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