Stromverbrauch wächst mit der Industrieproduktion

Teilen

Der Verbund erwartet, dass der Stromverbrauch in Österreich heuer wegen der Rezession um 6 bis 7 Prozent sinkt. Vor allem in Industrieregionen ist der Bedarf an Elektrizität zurückgegangen. Sobald die Industrieproduktion wieder wachse, werde auch der Verbrauch steigen. "Es wird aber 2 bis 3 Jahre dauern, bis wir wieder auf dem Stand vor der Krise sind", sagte Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber zu Beginn der Verbund-Tagung "energy2020" in Fuschl (Salzburg).

Künftig werde die jährliche Verbrauchssteigerung vielleicht nicht mehr die 2 Prozent von vor der Wirtschaftskrise erreichen, aber etwa 1 bis 1,5 Prozent. Klar sei aber, dass der Anteil von Elektrizität am Gesamtenergieverbrauch in Zukunft wachsen werde, aus wirtschaftlichen und auch technologischen Gründen. Beim Ausbau der eigenen Erzeugungskapazitäten stehe die Wasserkraft weiterhin an erster Stelle und werde noch weiter verstärkt werden.

Der Verbund ist der viertgrößte Wasserkraftproduzent in Europa und peilt die dritte Position an. Vom heimischen Stromverbrauch von 70 TWh stammen rund 40 Prozent aus Verbund-Kraftwerken, von der im Inland vom Konzern erzeugten Elektrizität stammen 90 Prozent aus Wasserkraft.

Mehr Endkunden

Die Zahl seiner Endkunden will der Verbund bis 2014/15 von derzeit über 200.000 auf 400.000 verdoppeln, sagte Anzengruber. In vielen Regionen sei man beim Haushaltsstrompreis nach wie vor der billigste Anbieter. Im Industrie-Bereich, den der Verbund - neben Haushalts- und Gewerbekunden - seit Anfang 2006 beliefert, versorgt der Konzern mittlerweile bereits 25 Prozent der heimischen Betriebe.

Von den vom Verbund von 2009 bis 2015 geplanten Investitionen von 4,5 Mrd. Euro sind für die Netze ca. 1 Mrd. Euro vorgesehen und für Erzeugungsanlagen 3,5 Mrd. Euro, sagte Anzengruber. 60 Prozent dieser 3,5 Mrd. Euro sollen in Kraftwerke in Österreich gesteckt werden, der Rest in die Joint-Ventures im Ausland (Frankreich, Italien, Türkei).

Je die Hälfte der Kraftwerksinvestments sei zur Effizienzsteigerung in bestehenden Anlagen bzw. für neue Werke gedacht, im Inland etwa Limbach III, Reißeck II, kleinere Projekte an Salzach und Mur usw. Das große Gaskraftwerk Mellach in der Steiermark für 550 Mio. Euro werde 2011 mit einer Leistung von 832 MW Strom und 250 MW Fernwärme in Betrieb gehen. Beim Kraftwerk Klagenfurt dauert es noch länger, da könnte 2011 mit der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) die erste Phase abgeschlossen sein.

Rascher 380-kV-Lückenschluss

Neue Kraftwerke erfordern aber auch ausreichend starke Stromnetze, betonte der Verbund-Chef. Wenn etwa bei der 380-kV-Leitung in Salzburg kein Lückenschluss möglich sei, "können wir Limberg III nicht bauen". Derzeit sei der Verbund aber "positiv optimistisch" in dieser Frage, wenngleich es noch keine Lösung gebe. Die Salzburger Landeshauptfrau Gabriele Burgstaller (S) räumte in ihrem Eröffnungsstatement ein, dass die Fixierung des Landes auf eine Erdverkabelung "etwas voreilig" gewesen sein könnte: "Wenn Experten sagen, wir sind noch nicht so weit, dann muss das die Politik zur Kenntnis nehmen."

Die letzte UVP-Novelle begrüßte Anzengruber, wiewohl sich die Genehmigungsverfahren dadurch nicht wirklich beschleunigt hätten. Es fehle einfach das politische Bekenntnis zu neuen Projekten im Energiebereich. Die Umsetzung des dritten EU-Liberalisierungspakets in nationales Recht sollte "vorsichtig" und nicht überschießend erfolgen, "sonst wird es teurer - und das ohne Zusatznutzen", deponierte der Verbund-Chef. Dies gelte etwa für einzelne Punkte des Unbundling, etwa der EU-Forderung nach unterschiedlichen EDV-Systemen und getrennten Buchhaltungen bei Mutter- und Tochterunternehmen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.