WWF kritisiert Kraftwerksbau an der Ybbs

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Der WWF fordert einen Stopp des "Ausbauwahns" an der Ybbs in Niederösterreich. Anlass für die Kritik ist der Start der Bauarbeiten für das neue Ybbs-Kraftwerk Schütt in der Nähe von Gstadt. Während die EVN von einer Erneuerung und Modernisierung in ökologischer und technologischer Hinsicht spreche, handle es sich nach Ansicht der Umweltschutzorganisation tatsächlich um einen Neubau oberhalb des alten Kraftwerkstandortes, der einen der letzten freifließenden Flussabschnitte bedrohe.

"Das Kraftwerk Schütt muss der Endpunkt der bedingungslosen Verbauung der Ybbs sein", meinte Andreas Wurzer, stellvertretender Geschäftsführer des WWF Österreich, in einer Aussendung.

Ausgeführt wurde, dass die Staumauer des neuen Kleinkraftwerkes Schütt um 2,1 m höher sein werde als jene der alten Anlage. Die Fallhöhe, also der Höhenunterschied zwischen den oberen und unteren Wasserständen, werde so auf sieben Meter angehoben. "Trotz der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen werden mehrere hundert Meter natürliche und unverbaute Fließstrecke der Ybbs unwiederbringlich verändert. Negative Auswirkungen ergeben sich nicht nur für die natürlichen Lebensräume, sondern auch für Hochwasserschutz, Naherholung und Tourismus", so Wurzer.

Verwiesen wurde darauf, dass die Ybbs streckenweise noch in einem natürlichen, intakten Zustand sei. Dem WWF geht es um den Erhalt des Naturjuwels: "Das Kraftwerk Schütt ist nicht das einzige Projekt an der bereits mit 20 Kraftwerken und 30 Sohlrampen zugepflasterten Ybbs. Weitere Bauvorhaben, vor allem im Bereich der Kleinwasserkraft, sind in Planung", so Wurzer.

EVN spricht von Revitalisierung

Den Umweltaspekt hat Landesrat Stefan Pernkopf (V) am Mittwoch beim Spatenstich zur Revitalisierung des EVN-Kleinkraftwerks Schütt an der Ybbs betont. Das Land NÖ forciere die ökologische und energiewirtschaftliche Optimierung von bestehenden Anlagen, "denn der Ausbau der heimischen erneuerbaren Energie ist ein Gebot der Stunde". In Niederösterreich seien über 300 Kleinwasserkraftwerke in Betrieb, die 4,2 Prozent des Strombedarfes erzeugen, was der Versorgung von 120.000 Haushalten entspricht.

Laut Aussendung der EVN werden das vor 107 Jahren errichtete Kraftwerk und die ebenso alte Wehranlage ersetzt. Die Investitionskosten betragen rund 9 Mio. Euro. Mit Abschluss der Arbeiten im Frühjahr 2011 seien dann alle Kraftwerke an der Ybbs revitalisiert. Nach der Fertigstellung werde mit einer installierten Leistung von 1.980 kW umweltfreundliche Energie für rund 2.700 Haushalte erzeugt - das entspricht der Hälfte des Strombedarfs aller Haushalte in Waidhofen an der Ybbs. Errichter ist die EVN Naturkraft, eine 100-Prozent-Tochter der EVN.

EVN-Technikvorstand Peter Layr zufolge setzt die EVN auf einen flexiblen Energiemix aus Wasser- und Wärmekraft sowie Alternativenergie: "Wir erzeugen aus Wind, Sonne, Biomasse, Wasser und Müll auf umweltfreundliche Art bereits elektrische Energie für mehr als 300.000 Haushalte."

An diesem historischen Standort der Wassernutzung sei ein Musterprojekt entwickelt worden. Durch die ökologische Begleitplanung würden in vielen Bereichen Verbesserungen bei gleichzeitiger Leistungssteigerung erzielt, wurde u.a. auf die Durchgängigkeit der Wehranlage für Fische und Kleinlebewesen verwiesen. Die alte Ausleitungsstrecke wird stillgelegt, so dass künftig die gesamte Wassermenge im ursprünglichen Flussbett bleibt. Das Aushubmaterial wird wieder in den Staubereich gebracht, um gute Lebensbedingungen für die Fauna zu schaffen. Trotz deutlich höherer Naturstromerzeugung verlängere sich der Staubereich nur geringfügig, was aber durch das Stilllegen der Ausleitungsstrecke mehr als kompensiert werde.

Umweltdachverband verweist auf Effizienz

Umweltdachverbands-Präsident Gerhard Heilingbrunner erklärte in der Aussendung: "Als Umweltschützer kann man nicht von vornherein gegen jedes Wasserkraftwerk sein. Effizienzsteigerungen bei bestehenden Kraftwerken oder Wehranlagen sieht der Umweltdachverband grundsätzlich positiv, sofern die gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllt sind. Gleichzeitig appelliere ich, Schutzzonen als Tabugebiete für freie Fließstrecken zu respektieren."

Neben 5 Speicherkraftwerken an Kamp und Erlauf betreibt die EVN Naturkraft derzeit insgesamt 56 Kleinwasserkraftwerke (Laufkraftwerke) in Niederösterreich. Alleine die EVN Wasserkraftwerke erzeugen rund 260 Mio. kWh elektrische Energie pro Jahr.

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