Laut Wifo und IHS

Österreichs Konjunktur auf fester Basis

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Getragen von Industrie - 2019 stärkere Einkommen durch Herbstlohnrunde 2018.

In Österreich steht die Konjunktur laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) derzeit auf einer festen Basis. Die Nachfrage übertrifft in immer mehr Bereichen die Produktionskapazität, sodass ein Nachfrageausfall auf bestimmten Märkten durch die Nachfrage auf anderen Märkten ausgeglichen werden kann, erklärte das Wifo am Donnerstag.

Getragen wird die aktuelle Hochkonjunktur von der Industrieproduktion, aber auch vom Bausektor und den Dienstleistungen. In der Industrie habe die Wirtschaftsdynamik 2018 ihren Höhepunkt erreicht, so das Wifo. Die Investitionstätigkeit habe heuer an Dynamik verloren. Es sorge aber die äußerst geringe Importnachfrage für ein wertschöpfungsintensives Wachstum. Die Auslandsnachfrage wiederum stütze die Produktion im Inland.

Stärkere Konsumnachfrage erwartet

Die Einkommen der Privathaushalte und ihre Konsumnachfrage werden laut Wifo durch "solide Lohnerhöhungen" und eine Verringerung der Abgabenbelastung gestärkt werden. Der Anstieg der Löhne und Gehälter werde sich 2019 neuerlich beschleunigen - da die Abschlüsse der heuerigen Herbstlohnrunde etwas über den Erwartungen der letzten Wifo-Prognose von Anfang Oktober gelegen seien: "Nach Abzug von Steuern und Inflation ergeben sich Zugewinne pro Kopf u nd Arbeitsstunde", hält das Institut fest.

2019 und 2020 werde die Abgabenbelastung durch den neuen Familienbonus gedämpft, 2019 zudem durch die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Das Wachstum der Nettoreallöhne werde daher 2019 am höchsten sein. Für 2020 dagegen werde - parallel zur Konjunkturabkühlung - mit geringeren Lohnabschlüssen gerechnet; zugleich dämpfe die kalte Progression dann wieder zunehmen die Nettolohnentwicklung, so das Wifo.

Die Beschäftigungsexpansion verlangsame sich mit dem Nachlassen der Konjunktur - und damit auch der Rückgang der Arbeitslosigkeit, erklärt das Wifo. Und wenn Mitte 2020 die Personenfreizügigkeit für Kroatien in Kraft tritt, werde der Wettbewerb unter den Arbeitsuchenden noch etwas intensiver. "Die Zahl der Arbeitslosen dürfte dann kaum mehr zurückgehen und 2020 knapp unter 300.000 liegen", so die Experten.

Strukturreformen gefordert

Das IHS urgiert tiefgehende Strukturreformen seitens der Politik, damit das Wachstumspotenzial von Österreichs Wirtschaft gekräftigt und die Widerstandskraft gegenüber internationalen Konjunktureinbrüchen erhöht werden kann. Finanzielle Spielräume für die geplante Steuerreform 2020 - die auf eine Senkung der Abgabenbelastung abziele -, müssten erst geschaffen werden. Die Reform biete aber die Chance zur Optimierung der Steuerstruktur.

Die öffentlichen Haushalte in Österreich sehen sowohl das IHS als auch das Wifo in einer recht erfreulichen Lage. Schon heuer dürfte der Haushalt des Gesamtstaats ungefähr ausgeglichen sein, nehmen beide Institute an. Und für 2019 und 2020 rechnen sie sogar mit einem Maastricht-Überschuss, der dem IHS zufolge 0,2 bzw. 0,4 Prozent des BIP betragen dürfte, laut Wifo sogar 0,4 sowie 0,5 Prozent. Es sei aber nötig, weitere Reformen zur Dämpfung der Ausgabendynamik umzusetzen, betont etwa das IHS und fordert, dass zu den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pensionen und Föderalismus gravierende Strukturreformen "umgehend erfolgen".

Unseren wichtigsten Außenhandelspartner Deutschland sehen die Institute weiter - noch - etwas schwächer wachsen als Österreich, wenngleich sich der Vorsprung Österreichs 2019 verkleinert und 2020 ganz verschwinden dürfte. Für die Eurozone rechnet das Wifo für 2019/20 mit 1,7 und 1,8 Prozent Realwachstum, das IHS mit 1,7 und 1,6 Prozent. Die EU-28 soll demzufolge laut Wifo um je 1,8 Prozent zulegen (die EU-27, ohne Großbritannien, um je 1,9 Prozent), beim IHS erwartet man 1,7 und 1,6 Prozent Expansion für die EU-28. In den USA dürfte sich das Wachstum 2019 auf 2 1/2 Prozent abschwächen, 2020 dann auf unter 2 Prozent, da gehen beide Institute ziemlich konform.

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