Flughafen-Chef erwartet heuer "verkehrsstärkster Sommer aller Zeiten".
Im Preiskampf am Flughafen Wien ist vorerst kein Ende Sicht. Die ungarische Billigfluglinie Wizz Air kündigte am Dienstag an , trotz des "Blutbads" Ende des Jahres ein sechstes Flugzeug in Wien zu stationieren. Der Flughafen Wien erwartet, dass die Marktbereinigung erst nächstes Jahr beginnt. Es werde zwar zu keinem Passagiereinbruch kommen, aber Airlines werden sich aus Strecken zurückziehen.
"Noch ist die Konsolidierung nicht spürbar, aber sie muss kommen, weil es einfach Überkapazitäten gibt, das ist nicht nachhaltig auf diesem Preisniveau", sagte Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger (Bild) im Klub der Wirtschaftspublizisten. Es zeichne sich schon jetzt ab, dass manche aggressiver wachsen als andere, so Jäger. Welche der Airlines eher in der Defensive ist, wollte Jäger nicht sagen.
Wizz Air lässt sich vom Preiskampf jedenfalls vorerst nicht abschrecken. Mit dem zusätzlichen Jet will Wizz Air Flüge nach Alicante, Bremen, Chisinau, Neapel, Oslo und Porto aufnehmen und die Frequenzen nach Eindhoven und Tel Aviv aufstocken.
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Der massive Preiskampf hat der Lufthansa-Tochter AUA bereits das erste Quartal verhagelt. Bei Wizz Air hielt sich der Schaden in Grenzen. Der in London börsenotierte Billigflieger schrieb 2018/19 einen Rekordgewinn von 292 Mio. Euro. In Wien habe man ein Jahr nach dem Start die Gewinnschwelle erreicht. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung hier", sagte Wizz-Air-Chef Jozsef Varadi in einer Pressekonferenz in Wien.
Der Preiskampf ist eine Folge der Pleite der einstigen Niki-Mutter Air Berlin. Nach den Insolvenzen im Sommer 2017 haben mehrere Billigflieger versucht, das Erbe anzutreten, woraufhin ein Match zwischen dem Platzhirsch AUA und einer Handvoll Billigfluglinien wie Laudamotion, Level, EasyJet, Vueling und Wizz Air ausbrach.
"Die Pleiten haben zu einer enormen Überkapazität geführt, die Preise fielen in den Keller und verursachten ein Blutbad", sagte Varadi. Die AUA versucht derzeit mit Kampfpreisen die Konkurrenz aus Wien zu vertreiben. Auch Varadi erwartet eine Marktbereinigung, sieht jedoch auch die AUA auf der Verliererseite.
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Varadi erwartet, dass der Marktanteil der AUA sinkt und sich der eine oder andere Billigflieger wieder aus Wien zurückzieht. "Ich glaube nicht, dass jeder Low Coster erfolgreich sein wird in Wien", so Varadi.
Flughafen-Vorstand Jäger erwartet, dass sich der Marktanteil der Billigfluglinien bei den aktuell 30 Prozent einpendeln wird. Die AUA werde hingegen durch den Umstieg auf größere Flugzeuge stark wachsen, so Jäger, der schätzt, dass die AUA ihre Passagierzahlen um bis zu eine Million Fluggäste steigern wird.
Zuletzt hat sich bereits abgezeichnet, dass Fluglinien wie Laudamotion oder Level ihr Wachstum auf andere Flughäfen wie Stuttgart oder Amsterdam verlagern. Einzelne Strecken wurden auch schon wieder aufgegeben oder Ankündigungen nicht umgesetzt.
Die IAG-Tochter Level kündigte am Dienstag jedoch an, ihre Kernstrecken wie Barcelona, Paris und Hamburg im kommenden Winter aufstocken zu wollen. Wizz-Air-Chef Varadi stellte auch für 2020 eine weitere Expansion von Wizz Air in Wien in Aussicht.
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Wegen des Billigflieger-Booms rechnet Flughafen-Vorstand Jäger heuer mit dem "verkehrsstärksten Sommer aller Zeiten" - mit zwölf Millionen Passagieren allein in den Monaten Juni bis September. Bei 40 Millionen Passagieren jährlich sei der Airport an der Kapazitätsgrenze. 2018 waren es 27 Millionen, für heuer wird ein Zuwachs von mehr als zehn Prozent erwartet.
Der Tag mit den meisten Fluggästen werde übrigens der 28. Juni mit prognostiziert 112.000 Menschen sein. Wegen der Engpässe bei den Flugsicherungen in Frankreich, Deutschland und Ungarn drohen jedoch auch in diesem Sommer Verspätungen und Ausfälle.
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