Wiener Hotellerie baut auf, zu und um

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Wien bekommt in nächster Zeit eine Menge neuer Hotelbetten dazu. Der Wettbewerb ist hart und so werden schon lang vor der Eröffnung die "Bandagen" geschnürt.

Die bis jetzt nur in Asien beheimatete Hotelette Shangri-La will an der Ringstraße "Wiens bestes Hotel" schaffen. So tönte zumindest Thomas Jakoubek, Geschäftsführer der Bauträger Austria Immobilien (BAI) nun bei der Vorstellung seines Projekts. Shangri-La mischt mit seinem 5-Sterne-Haus im einzigen Segment mit, das trotz Krise letzthin noch Zuwächse verzeichnete.

Gleichzeitig ließ am Billigsektor ein anderer Player hinter die Kulissen seines neuen Projekts blicken. Die Wiener "Wombat's City Hostels" sind am Naschmarkt auf Expansionskurs: Neben je einem Haus in Berlin und München soll im Juni 2010 bereits das dritte Hostel in der Bundeshauptstadt eröffnet werden. Dies geschieht vor allem in Hinblick auf den Bedeutungsverlust des Westbahnhofes, wenn 2013 der neue Hauptbahnhof eröffnet werden soll.

Trübe Lage bei Übernachtungen

Laut einer Hochrechnung des Wien-Tourismus gab es im Juli dieses Jahres 883.931 Übernachtungen, 2008 waren es noch 925.691. Dabei ging es dem 5-Sterne-Segment, das als einziges zulegte, noch gut: 123.914 Mal übernachteten diesen Juli Gäste in Wien, 2008 waren es nur 106.377 Mal. Die Rückgänge verteilen sich auf die restlichen Kategorien. Dort gab's sowohl bei den Nächtigungen als auch bei der Bettenauslastung ein Minus.

Derzeit werben in der Stadt 15 5-Sterne-Häuser um die Gunst der Kunden. Im Vier-Sterne-Bereich sind es 159, im Drei-Sterne-Segment 142 Betriebe. Lediglich 76 Unterkünfte fallen in die Kategorie Ein- und Zwei-Sterne.

Neue Kapazitäten in der Top-Kategorie sollen nun ab Herbst 2010 mit dem Shangri-La geschaffen werden. Bis dahin soll der 5-Sterne-Gebäudekomplex mit 207 Zimmern eröffnet sein. Der Abbruch der nicht denkmalgeschützten Teile des historischen Ensembles auf der Ringstraße ist bereits weitgehend abgeschlossen, wie die Organisatoren berichten.

Neben Teilen der Innenausstattung bleiben die Fassaden des aus vier Gebäuden bestehenden Komplexes zwischen Schubertring und Beethovenplatz, gegenüber dem Konzerthaus, erhalten. Zur Anlage gehört die 1866 erbaute einstige Girozentrale, die zuvor adliges Casino und zwischen 1938 und 1945 NSDAP-Parteigebäude gewesen war.

Größtes Hallenbad unter den Wiener Luxuxhotels

Im Inneren hingegen möchte man die beibehaltenen Elemente mit asiatischem Stil verbinden. "Wir haben festgestellt, dass diese Biedermeier-Welt Wiens am dehnbarsten ist, um eine andere Kultur aufzunehmen", zeigte sich Architekt Karl Baumschlager überzeugt. Nach Fertigstellung werde kein Zimmer dem anderen gleichen. Neben einer Präsidentensuite, die bis zu 500 Quadratmeter Platz bietet, ist mit 100 Quadratmetern Wasserfläche auch das größte Hallenbad der Wiener Luxushotels vorgesehen.

Ziel sei eine Opulenz, die nicht erdrückend ist - das Haus soll nach 5 Jahren nicht schon peinlich wirken wie viele Boutiquehotels, umriss Jakoubek die Pläne: "Wenn es ein bisschen abgenützt ist, schaut das Ganze ehrlicher aus." Die BAI hatte die Anlage Ende 2004 erworben und mit Shangri-La einen Pachtvertrag auf 30 Jahre unterzeichnet. Eröffnen möchte man das neue Luxushotel noch vor Weihnachten 2010. Die Adaptierung kostet einen dreistelligen Millionenbetrag.

Der Betreiber Shangri-La befindet sich auch abseits von Wien in einer Expansionsphase. Derzeit betreibt die Gruppe 65 Anlagen mit 28.000 Zimmern, deren Zahl allerdings bis 2012 deutlich steigen soll. Bereits jetzt gilt das 1971 gegründete Unternehmen als eine der größten asiatischen Hotelketten. Der Name der Gruppe leitet sich übrigens vom Werk eines Schriftstellers her, der ausgerechnet den Namen eines großen Konkurrenten trägt: Der Brite James Hilton nannte in seinem Roman "Lost Horizon" ein im tibetischen Hochland gelegenes Paradies Shangri-La.

Motoren Hauptbahnhof und Westbahnhof

Zu einem Motor am Wiener Hotelmarkt entwickelt sich derzeit der Bau des neuen Hauptbahnhofs; auch wenn das umliegende Gelände nicht immer direkt zur Anlaufstelle der Bauherren wird: Die Wiener "Wombat's City Hostels" rechnen zwar mit einem Bedeutungsverlust des Westbahnhofs und damit, dass das Stammhaus im nahegelegenen Rudolfsheim-Fünfhaus weniger konkurrenzfähig wird. Allerdings wollte man mit dem dritten Haus nicht in die Nähe des neuen Hauptbahnhofs ziehen: "Wir mögen die Gegend dort unten nicht", sagte Finanzchef Klaus Heindl.

Deshalb habe man sich für den Naschmarkt als In-Viertel entschieden. Hier werde ein bestehender Altbau entkernt und um drei Etagen aufgestockt. Die Eröffnung des Baus mit 120 Zimmern und 440 Betten im Juli 2010 bedeute dann ein Ende der Expansion in Wien. Das Stammhaus in Rudolfsheim-Fünfhaus wolle man dann eher mit Bustouristen füllen.

Der neue Bau am Naschmarkt birgt dabei eine kleine Besonderheit: Er wird um zwei Mietparteien herum gebaut. Gänzlich entkernt wird der Bau für die Wombat-City-Hostels allerdings nicht: Zwei Mietparteien verbleiben ungeachtet des Hotelbaus im Komplex. "Es ist eine ungewöhnliche Sache, die wir bisher noch nie hatten", so Heindl. Man habe die älteren Herrschaften aber nicht aus ihrem Heim verdrängen wollen.

Motel One siedelt am alten Westbahnhof

Auf das neue Gelände des derzeit in Umbau befindlichen Westbahnhof setzt hingegen ein Joint Venture der heimischen Verkehrsbüro Group mit der deutschen Motel One Group. Der Bau des neuen Hotels am Gelände der künftigen "BahnhofCity Wien West" am Westbahnhof hat vergangenen Dezember begonnen: Das Low-Budget-Design-Hotel soll insgesamt über 441 Zimmer im Zwei-Sterne-Segment verfügen und gemeinsam mit dem umgebauten Bahnhofkomplex im Winter 2011 eröffnet werden. Die Gesamtkosten für das erste Motel One in Österreich liegen den Verkehrsbüro-Angaben zufolge bei 140 Mio. Euro.

Nicht weit davon errichtet das Verkehrsbüro einen zweiten Bau. In der Nähe des Technischen Museums, wo einst das IMAX-Kino stand, soll Ende 2010 ein neues 4-Sterne-Hotel aufsperren. Bei einer Gesamtinvestitionssumme von 40 Mio. Euro sollen 233 Zimmer entstehen. Der Fokus liegt auf dem internationalen Kongresstourismus.

Erstes Stadthotel mit Nullenergiebilanz

Neue Standards beim Energieverbrauch setzt ein Projekt, das ebenfalls in der Bahnhofsnähe entsteht. In der Hackengasse 20 zwischen Westbahnhof und Stadthalle soll laut "Standard" Ende November "eines der weltweit ersten Stadthotels mit einer Nullenergiebilanz" aufsperren.

Technologien wie die Beförderung von Brunnenwasser aus 24 m Tiefe, 150 Quadratmeter Kollektorfläche sowie Windräder am Dach sollen wahlweise zur Temperierung der Räume bzw. zur Stromgewinnung dienen, wird Eigentümerin und Betreiberin des Boutiquehotels Stadthalle, Michaela Reitterer zitiert.

Auch am gegenüberliegenden, östlichen, Teil der Stadt feierte kürzlich mit dem "Nouvel Bau" der Uniqua Versicherung am Donaukanal ein neues Bauvorhaben seine Dachgleiche. Als einer der ersten Mieter wird bei der Eröffnung Ende 2010 die Nobel-Hotelkette Sofitel einziehen. Das 5 Sterne Hotel soll in dem von Stararchitekt Jean Nouvel geplanten Tower mit 182 Zimmern und Suiten vertreten sein. Die klingende Adresse: Praterstraße 1.

Ein weiteres Hotel in der Top-Klasse hat die Bauarbeiten soeben hinter sich gebracht. Mitte September feierte das traditionsreiche, neben der Staatsoper gelegene Bristol sein Reopening. Der Komplex wurde über zwei Jahre hinweg um rund 5 Mio. Euro renoviert. Sämtliche 140 Zimmer und Suiten des "Luxury Collection Hotels" strahlen nun in neuem Glanz.

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