Österreichs Beamte kassieren wieder ab

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Nach vier dramatischen Verhandlungsstunden im Kanzleramt, akzeptierte die Gewerkschaft: 111. Mio. Euro Plus für Neugebauer & Co.

Als sich die Herren, samt einer Dame, gestern Punkt 13 Uhr um den grünen Tisch im Bundeskanzleramt versammelten, war die Stimmung gespannt-freundlich. Man sei hier, um sich heute "gemeinsam zu einigen“, erklärte SP-Bundeskanzler Werner Faymann gleich zu Beginn der achten Beamtenlohn-Verhandlungen. Sieben Sitzungen waren bislang gescheitert.

Denn die Regierung wollte "nur“ 77 Mio. Euro, also eine Lohnerhöhung von 0,7 % springen lassen. Beamten-Gewerkschafts-Boss, Fritz Neugebauer, verlangte hingegen weit mehr – genauer gesagt 121 Mio. Euro plus für seine Beamten.

4 Stunden Verhandlungen dann 111 Mio. Euro plus

Nach 4 h harter Verhandlungen, die immer wieder unterbrochen wurden, kam dann endlich der Durchbruch: Fritz Neugebauer kann sich freuen: Seine Beamten erhalten ein Plus von 111 Mio. Euro. Insgesamt eine Erhöhung zwischen 0,9 und 1,2 % – im Schnitt bedeutet das 500 Euro mehr im Jahr für jeden. Das entspricht jenem 1 %, von dem ÖSTERREICH berichtet hatte.

Aber auch der Bundeskanzler kann sich freuen:
- Wie Faymann und SP-Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek gefordert hatten, werden die Lohnerhöhungen auch sozial gestaffelt.
- Beamte, die unter 1.700 Euro brutto verdienen, erhalten eine Erhöhung von 1,2 %.
- Jene, die mehr verdienen, erhalten 0,9 % – also die von der Gewerkschaft geforderte Inflationsabgeltung. Dazu erhält jeder Beamte noch 4 Euro monatlich dazu.

Faymann kämpfte für soziale Staffelung

Faymann und Pröll zeigten sich nach der Einigung ebenso zufrieden wie Neugebauer – immerhin stand eine Streikdrohung im Raum. Heinisch-Hosek schien hingegen verwundert, dass plötzlich doch so viel mehr Geld zur Verfügung stünde. Schließlich hatte sie wochenlang vom Finanzministerium nur ein Pouvoir für maximal 77 Mio. Euro Gesamtvolumen für die Gehaltserhöhungen erhalten. Durch die soziale Staffelung sei aber "eine höhere Gerechtigkeit“ erzielt worden. Wie auch immer.

Wieder ein Sieg für "sturen“ Neugebauer

Neugebauer, der für seine Sturheit berühmt ist, wird nun erneut in der Gewerkschaft als "Star“ bezeichnet. Für seine 350.000 Beamten hat er immerhin in Zeiten der Krise 111 Mio. Euro herausgeholt. Sorgenvoller wird nun freilich Finanzminister Josef Pröll sein, der das viele zusätzliche Geld aufbringen muss.

Beamte sind die absoluten Gagen-Kaiser

Viele Österreichische Beamte sind nicht nur pragmatisiert. An die 240.000 öffentlich Bedienstete genießen auch ein zusätzliches Privileg, das in der Privatwirtschaft eher unüblich ist: die Biennalsprünge. Soll heißen: Das Gehalt jedes Staatsdieners steigt alle 2 Jahre ganz automatisch – und zwar um 3,7 %.

Das heißt: Ganz ohne langwierige Gehaltsverhandlungen, Streikdrohungen und großen Aufwand können sich die Beamten im Durchschnitt auf ein Gehaltsplus von 1,85 % jedes Jahr freuen. Als Draufgabe kommt jetzt noch zusätzlich das am Mittwoch ausgehandelte Gehaltsplus von 0,9-1,2 %.

Die Steuerzahler kommt diese Automatik nicht billig: Finanzminister Pröll hat für den sogenannten "Struktureffekt" sage und schreibe 190 Mio. Euro im Jahr zu budgetieren. Zum Vergleich: Die aktuelle Gehaltsanhebung kostet Pröll "nur“ rund 111 Mio. Euro.

Die alte Regel "Im Staatsdienst verdienst zwar nix, das dafür fix“, gilt deshalb schon lange nicht mehr: Im Schnitt verdienen Beamte pro Jahr 46,560 Euro – Angestellte haben im Durchschnitt nur 43.246 Euro pro Jahr auf ihren Lohnzetteln.

Arbeiter können den Beamten dann schon richtig neidig sein: Sie verdienen im Schnitt 28.685 Euro im Jahr. Den Unterschied argumentiert die Beamtengewerkschaft mit dem hohen Akademiker-Anteil im Staatsdienst.

So steigen die Brutto-Löhne der Beamten nach dem 1.1.2010 (nicht mit gerechnet sind die Biennalsprünge):

Sektionschef: 8861,3 (+83 € oder 0,946 %)
Stv. Sektionschef: 7067 (+67 € oder 0,957 %)
Akademiker (alt): 5049 (+49 € oder 0,980 %)
Akademiker mit 12 Jahren Berufserfahrung: 3535,5 (+35,5 € oder 1,014 %)
Maturant mit langer Berufserfahrung: 2829,2 (+29,2 € oder 1,043 %)
Akademiker: 2223,8 (+23,8 € oder 1,082 %)
Pflichtschullehrerin beim Berufseinstieg: 1820,2 (+20,2 € oder 1,122 %)
Sachbearbeiter: 1719,3 (+19,3 € oder 1,135 %)
Handwerk: 1517,5 (+17,5 € oder 1,167 %)
Hilfsdienst: 1396,42 (+16,42 € oder 1,190 %)

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