Die Post kann Postämter, die seit Jahren Verluste bauen, nicht dadurch in die Gewinnzone führen, dass postfremde Dienste angeboten werden. Wer das behaupte, der "belügt die betroffenen Mitarbeiter", sagte Post-Chef Georg Pölzl in Medieniniterviews. Damit meine er "nicht die Gewerkschaft im Allgemeinen, viele verstehen auch dort, dass es eine generelle Veränderung geben muss. Aber es gibt einzelne Personen, die richtige Scharlatane und Betrüger an den Mitarbeitern sind".
Die Postgewerkschaft reagierte heftig: Pölzls Aussagen seien "eine unsägliche Provokation", der neue Unternehmenschef gefährde "mit seiner völlig verfehlten Medienpolitik offenbar bewusst den sozialen Frieden" in der Post.
Pölzls "Angriffe auf die Postgewerkschaft und die Mitarbeiter zeigen vielmehr die miserable Unternehmenskultur". Pölzl sei in knapp 5 Monaten "nichts anderes eingefallen, als die Post ständig krank zu reden".
Die Postgewerkschaft habe daher "ab sofort sämtliche Gespräche und Verhandlungen ausgesetzt". Pölzl solle "sich eines Besseren besinnen", sonst werde die Postgewerkschaft im Präsidium Anfang April "die weitere Vorgehensweise festlegen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten".
Pölzl forderte indessen nur mehr Flexibilität ein
Pölzl sagte in den Interviews, die Post müsse bei den Personalkosten sparen. Hohe Personalkosten gebe es in der Zustellung und im Filialnetz. Beamte, die in der Post keinen Job mehr haben, "müssen sich damit anfreunden, zu einer anderen Behörde oder einem anderen Unternehmen zu wechseln. Das ist ja eigentlich das Normalste auf der Welt".
Es seien noch zu wenige Postler zur Polizei gewechselt, "die Menschen nehmen die Sache noch nicht ernst genug". Pölzl will beamtete Postler auch an Gemeinden oder Länder weitervermitteln. Es sei aber "nicht trivial, Bundesbeamte in den Landesdienst zu versetzen; bei den Gemeinden ist es noch schwieriger".
Dabei würde die Post 4,5 Jahre lang die Kosten für die Beamten übernehmen, wie das bei der Verleihung an die Polizei auch war. Allerdings könnte die Post nicht mehr Rückstellungen auflösen, wenn Beamte zu anderen Organisationen wechseln, das sei "Blödsinn".
500 Postler im Karrierre- und Entwicklungscenter
Im Karriere- und Entwicklungscenter (KEC), in dem Postler ohne Arbeit geparkt sind, seien derzeit 500 Postler, von denen aber die Hälfte in anderen Bereichen innerhalb der Post tätig sei. Auch wenn "nicht alles optimal gelaufen" sei, sei dies "keine Mobbingveranstaltung". Die Postmitarbeiter dürften sich "aber auch nicht jeglicher Veränderung verschließen. Es kann nicht sein, dass wir unrentable Postämter als Beschäftigungstherapie offen halten".
Pölzl brach eine Lanze für die Qualität der Postpartner, die zunehmen Postfilialen ersetzen. Er verwies darauf, dass es Staaten gebe, in denen die Post keine eigenen Filialen mehr hat. "Wir planen das derzeit nicht, aber denkbar wäre es". Auch sei es "nicht der Weisheit letzter Schluss" alle Sendungen nach Vorgaben des Universaldienstes zuzustellen. "Es gibt Bereiche, in denen es reicht, die Sendungen zwei oder drei Tage nach Eingabe zuzustellen. In der unadressierten Werbung gibt es das ja bereits". In einem liberalisierten Markt würden Diskont-Produkte entstehen.
Bei den Auslandstöchtern habe die Integration der Rhenus Life Sciences in Deutschland 6 Mio. Euro gekostet. Scanpoint Deutschland werde ganz eingestellt. Der fünfprozentige Anteil der Post an der BAWAG PSK sei ein "strategisches Asset", das einen Außenumsatz von zuletzt 90 Mio. Euro gebracht habe.
Schon 2008 sei der Wert der Beteiligung auf 40 Mio. Euro, die Hälfte des Kaufpreises, abgewertet worden. Heuer seien "lediglich 20 Mio. Euro über die Gewinn- und Verlustrechnung ausgebucht worden, die zuvor über das Eigenkapital verbucht worden sind".