Zu viele Strategiewechsel

Scheidender Chef hinterlässt bei TUI größere Verluste

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Frenzel gibt nach 19 Jahren TUI-Leitung ab.

Michael Frenzel verabschiedet sich nach knapp zwei Jahrzehnten an der TUI-Spitze mit größeren Verlusten aus dem Amt. Hauptgründe sind das schlechtere Ergebnis der Tourismustochter TUI Travel und rote Zahlen bei der Reederei Hapag-Lloyd. So stand bei Europas größtem Reisekonzern im vergangenen Quartal unter dem Strich ein Verlust von 137 Mio. Euro - nach 88 Mio. Euro Verlust im Vergleichszeitraum 2011, wie TUI am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz stieg um gut 1 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro.

Es ist das letzte Ergebnis, das Frenzel vorstellt. Der 65-Jährige übergibt sein Amt auf der Hauptversammlung heute, Mittwoch, in Hannover an den früheren Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen.

Der Ex-Banker Frenzel ist einer der dienstältesten Vorstandschef eines börsennotierten Großunternehmens in Deutschland: Er hatte seinen Posten 1994 angetreten und den von Bergbau und Stahl dominierten Mischkonzern Preussag zum Touristik-Riesen TUI umgebaut.

Kritiker werfen Frenzel vor, dass es in seiner Amtszeit zu viele Strategiewechsel gab - mindestens 100 Unternehmen wurden unter seiner Ägide ge- und verkauft. Ein Beispiel: Frenzel hatte das Schifffahrtsgeschäft von Hapag-Lloyd zum zweiten Standbein von TUI ausgebaut, um das Auf und Ab der Reisekonjunktur abzufedern.

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Da die Frachtströme auf den Weltmeeren aber ähnlich unberechenbar sind wie das Buchungsverhalten von Urlaubern, baute TUI seinen Anteil über die Jahre wieder ab. TUI hält 22 Prozent an Hapag-Lloyd und will ganz aussteigen.

Andere wichtige Zukunftsprojekte wie den Ausbau der Internet-Sparte hat das Unternehmen nach Ansicht von Beobachtern in dieser Zeit verpasst.

Eine Online-Offensive hat für den neuen Chef Joussen also Priorität. Daneben wird er sich der teuren Doppelstruktur des Unternehmens widmen: Das eigentliche Reise-Kerngeschäft wird nicht von TUI aus Hannover gelenkt, sondern ist bei der Tochter TUI Travel in Großbritannien gebündelt. Joussen sagte bereits, dass die Konstruktion überprüft werden müsse.

Der Konzern mit 74.000 Mitarbeitern hält an seinen Erwartungen für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr fest: Bei leicht steigenden Umsätzen soll unter dem Strich ein positives Konzernergebnis stehen. Das operative Ergebnis soll das Niveau des Vorjahres erreichen.

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