Staatsholding

Siegfried Wolf ist neuer ÖIAG-Chef

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Ex-Magna-Manager ist der neue Mann an der Spitze des Aufsichtsrates.

Siegfried Wolf ist am Donnerstag zum neuen Aufsichtsratschef der Staatsholding ÖIAG gewählt worden.

Wolf, der die selbe Funktion auch bei Russian Machines des russischen Oligarchen Oleg Deripaska innehat, wurde von seinem Vorgänger Peter Mitterbauer zur Wahl vorgeschlagen. Gewählt wurde der bisherige Mitterbauer-Stellvertreter "mehrheitlich".

Wolf kann laut ÖIAG-Gesetz aber nur rund zwei Jahre Aufsichtsratschef der Österreichischen Industrieholding bleiben. Denn sein Mandat läuft mit der Hauptversammlung über den ÖIAG-Jahresabschluss 2015 - also spätestens Mitte 2016 - aus. Politisch war seine Wahl umstritten, da Wolf eine Nähe zu Russland anhängt.

Wolf versteht sich laut Eigendefinition durch seine Wahl heute als "oberster Anwalt der österreichischen Steuerzahler". Eine von den Grünen gesehene Unvereinbarkeit seiner Tätigkeiten sieht er nicht. Er würde gerne einmal mit seinen Kritikern persönlich reden, so Wolf.

Insgesamt brauche es in Österreich mehr Mut und Zivilcourage; auch stehe manch dringende Reform an. Auch deswegen habe er seine Funktion angenommen.

Seine von verschiedenen Seiten kritisierte angebliche Nähe zum russischen Präsidenten Vladimir Putin relativierte Wolf. "Ich glaube, wer Herrn Putin kennt, der sucht sich seine Leute, die er in die Nähe lässt und mit denen er sich unterhält, selber aus." Er habe aber in Russland als Manager Verantwortung für einige Hunderttausend Arbeitsplätze, "daher ist es sicher auch naheliegend, dass sich der Präsident des Landes darüber unterhält."

Über Berichte, wonach sich der staatliche russische Gasmonopolist Gazprom bei der OMV beteiligen und der Staatsfonds aus Abu Dhabi, IPIC, zurückziehen wollen, gab sich Wolf überrascht. "Dass die Gazprom bei der OMV einstigen will, ist uns völlig neu, das kennen wir nicht", sagte er.

Die angekündigte Kapitalerhöhung bei der Telekom Austria um eine Milliarde Euro wird reichen, "um alle in Zukunft anstehenden Maßnahmen einer Investition tätigen zu können", erklärte Wolf weiter.

"Ich hoffe, dass es nicht weitere Überraschungen gibt, dass dieses Kapital dann verwendet werden muss, um weitere Unannehmlichkeiten zu begleichen", sagte Wolf in Anspielung auf die am Mittwoch überraschend bekannt gewordene Abschreibung bei der Bulgarien-Tochter der Telekom um 400 Mio. Euro.

Wolf gilt als Anpacker
Der 56 Jahre alte Bauernsohn und gelernte Werkzeugmacher aus der Oststeiermark gilt als Anpacker und ist derzeit auch Aufsichtsratschef bei Oleg Deripaskas Russian Machines, was ihm zuletzt Kritik brachte.

Die Tätigkeit beim Konzern des russischen Oligarchen Deripaska und ein angebliches Vertrauensverhältnis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin brachte Wolf zuletzt politisch nicht nur Freunde. Erst vor wenigen Tagen lobte Wolf Putin bei einer Veranstaltung in Graz in hohen Tönen. Führungsqualitäten, wie sie Putin beweise, könne auch die EU brauchen. Wolf sitzt bis 2015 auch im Aufsichtsrat des heimischen Bauriesen Strabag, an der Deripaska Anteile hält.

Ebenso ist Wolf bei der Verbund AG vorerst noch bis 2015 Aufsichtsratsmitglied. Bei Siemens Österreich war er Mitglied im Aufsichtsgremium. Als Aufsichtsrat der ÖIAG fungierte der Mann mit der Blitzkarriere ab Sommer 2008 auch als Chefverhandler beim Verkauf des Bundesanteils der Austrian Airlines (AUA).

Seine Karriere begann Wolf mit seiner Ausbildung zum Werkzeugmachermeister bei Philips. Ab 1981 war er bei den Vereinigten Metallwerken Wien in der Qualitätskontrolle, in Form einer Abendschule absolvierte er zeitgleich bis 1985 eine HTL für Machinenbau-Betriebstechnik. Ab 1983 war er im Qualitätswesen der Hirtenberger AG und später auch Werksdirektor und Gesamtprokurist. Dann ging es 1995 zu Magna - vorerst als Präsident der Magna Europa AG. Ab 1999 bis 2001 war Wolf zusätzlich Vice Chairman der Magna International Inc, wurde damit zu Frank Stronachs rechter Hand. 2001 und 2002 war Wolf CEO der Magna Steyr AG, von 2002 bis 2005 Vice Chairman der Magna International. Nachdem Stronach 2005 diesen Posten zurücklegte wurde Wolf schließlich CEO der Magna International Inc. 2010 legte er diese Funktion im November zurück und wurde Aufsichtsratschef von Deripaskas Russian Machines.

Übrigens: Gemeinsame Sache wollten Wolf und Deripaska schon mit ihrem Rettungskonzept für den deutschen Autobauer Opel machen. Magna wollte gemeinsam mit Deripaskas Autobauer GAZ und der staatlichen russischen Sberbank bei Opel einsteigen. Im September 2009 hatten sie bereits die Zusage der Opel-Mutter General Motors - zwei Monate später sagten die Amerikaner den vor allem von Wolf vorangetriebenen Deal aber überraschend wieder ab.

Wolf, geboren am 31. Oktober 1957, ist verheiratet und hat zwei Töchter.
 

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