Maschinenbau

Siemens baut Drei-Klassen-Metro für Riad

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Die Drehgestelle kommen aus Graz, die Fertigung erfolgt in Simmering.

Siemens baut in Österreich eine neue Metro für die saudi-arabische Hauptstadt Riad. Den Wünschen der Auftraggeber entsprechend haben die Schienenfahrzeuge eine Besonderheit: Es gibt in den im öffentlichen Nahverkehr eingesetzten Zügen drei Klassen, die nach Geschlecht bzw. sozialer Stellung getrennt sind. Dies wurde beim Roll-out des ersten Fahrzeugs heute Dienstag in Wien-Simmering deutlich.

First Class für Männer
In der ersten Klasse an der Zugspitze werden auf den in Goldfarbe gehaltenen Sitzen fast ausschließlich Männer Platz nehmen. In Ausnahmefällen könnten auch "hochgestellte Frauen" First Class fahren, hieß es heute am Rande der Zugpräsentation. Die zweite Klasse in der Zugmitte sei die "Family Class", in der Frauen unter Begleitung eines Mannes, des Ehemannes oder eines Familienmitglieds, sowie Kinder fahren werden. Ganz hinten ist dann die "Single" oder "worker"-Klasse, in der alleinreisende Männer ohne hohe Stellung einsteigen sollen.

Tür zum Arbeiter-Abteil geschlossen
Während zwischen der First- und der Family-Class eine von den Fahrgästen bedienbare Glas-Schiebetür angebracht ist, werde die Tür zum Arbeiter-Abteil verschlossen. Sonst könnten ja die Männer die Türe öffnen und einen Blick auf die Frauen erhaschen, hieß es am Rande der Präsentation zur APA. In Notfällen, wie einem Zugbrand, könne die Türe jedoch geöffnet werden. Die Sitzabstände sind in der First Class am größten. Das Arbeiterklasse-Abteil hat die gleichen silber-roten Sitze wie das Familien-Abteil, weist aber weniger Sitze und mehr Stehplätze auf.

Fahrerlose Züge
Die Frage, ob Frauen in dem Land, das ihnen bisher das Lenken eines Autos verbietet, vielleicht das Steuer eines Metro-Fahrzeugs übernehmen könnten, stellt sich gleich gar nicht: Die Züge werden fahrerlos in Tunneln und hohen Gleisbauten quer durch Riad unterwegs sein. Umkehrungen der Züge in der Endstation sind auch nicht vorgesehen: So werden also auf der Hälfte der Fahrten die Letzten die Ersten sein.

In der Sechs-Millionen-Stadt Riad gibt es bisher keine Metro. Mit dem Großauftrag, von dem Siemens einen Teil von 1,5 Mrd. Euro bekam, sollen nun sechs Linien mit 175 km Länge errichtet werden. Die Bauarbeiten hat der US-Konzern Bechtel mit Subunternehmern übernommen.

Fertigung in Österreich
Die 74 Siemens-Züge vom Typ Inspiro werden in Österreich gefertigt: Die Drehgestelle kommen aus Graz, die Wägen werden in Wien-Simmering gebaut. Dabei wurde nicht nur auf die Gesellschaftsordnung im saudischen Königreich geachtet, sondern auch auf die klimatischen Verhältnisse. Die Klimaanlagen sind besonders leistungsstark angelegt, die diversen Dichtungen besonders gegen Sand gewappnet. Nach Tests in Deutschland werden die ersten Siemens-Züge ab Ende 2017 nach Saudi-Arabien geliefert.

Es handle sich um einen "sehr, sehr großen Auftrag" für die in Österreich angesiedelte Siemens-Sparte Nahverkehr, versicherte dessen Leiterin Sandra Gott-Karlbauer. Der Gesamtwert des ganzen U-Bahn-Auftrags - Bauarbeiten, Technik, Züge, Stationen - mache rund 28 Mrd. Dollar (25,4 Mrd. Euro) aus, erläuterte Alwalid Alekrish, der Projektleiter der Riyadh Metro Arriyadh Development Authority. Die neue Metro soll beim Umweltschutz helfen, die Infrastruktur verbessern, ein soziales Angebot sein und im Betrieb Arbeitsplätze schaffen.

 

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