Firmenkonstrukt

Signa-Prime-Selection-Pleite: Diese Luxus-Immobilien sind betroffen

Teilen

Das "Gross Asset Value", also die Summe der Immobilienwerte, wurde auf der Homepage zuletzt mit 20,4 Milliarden Euro angegeben.

Wien. Die Signa Prime Selection packte schon marketinggerecht in ihren Namen, was sie im Benko-Firmenkonstrukt darstellen sollte: Die Crème de la Crème der Signa-Immobilien als größte Signa-Gesellschaft in diesem Bereich. Doch auch diese Hochglanzgesellschaft ist nun insolvent. Zur Prime Selection gehören beispielsweise das Goldene Quartier mit dem Luxushotel Park Hyatt, das Kunstforum und das derzeit als Rohbau dastehende Möchtegern-Luxuskaufhaus Lamarr in Wien.

Das "Gross Asset Value", also die Summe der Immobilienwerte, wurde auf der Homepage zuletzt mit 20,4 Milliarden Euro angegeben. In Medienberichten war jedoch von teils deutlich überbewerteten Immobilien die Rede - etwa in Berlin beim Upper West. Neben der ruhenden Lamarr-Baustelle in Wien steht beispielsweise auch der Bau des Wolkenkratzers Elbtower in Hamburg still. Fokus laut Firmenangaben: Investition und langfristiges Halten außergewöhnlicher Immobilien in besten Innenstadtlagen. Seit 2010 habe man sich zu einer der größten Immobiliengesellschaften Europas entwickelt. Nun kam die Pleite, in der die Fortführung mit einer Sanierung gelingen soll.

Vorstandssprecher wurde schon zuletzt der Sanierer Erhard Grossnigg. Sein Vorgänger Timo Herzberg wurde per sofort als CEO enthoben, was dieser auch bei der zweiten besonders großen Signa-Immobiliengesellschaft Development Selection gewesen war. Aufsichtsratsvorsitzender beider dieser Gesellschaften ist Ex-Bundeskanzler und -SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dessen Stellvertreter ist der Ex-Generaldirektor der Casinos Austria, Karl Stoss.

Herzeige-Projekte auch in deutschen Metropolen

Herzeige-Projekte finden sich auch in deutschen Metropolen wie Düsseldorf (Carsch-Haus), München (Karstadt am Bahnhofplatz, Oberpollinger, Alte Akademie), Hamburg (Elbtower, Kaufmannshaus, Alster-Arkaden, Gänsemarktpassage) und Berlin (KaDeWe, Upper West, Karstadt Hermannplatz, P1). In kleineren Städten wie Innsbruck und Bozen gehören das Kaufhaus Tyrol bzw. das Museumsquartier am Virgl zur Prime.

In Wien ist auch der Austria Campus beim Nordbahnviertel Teil der Prime Selection. Das Meinl-Haus am Graben wurde schon zuletzt laut "trend" um angeblich 80 Mio. Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer verkauft. Auch die Postsparkasse gehört zum insolvenzbedingt momentan vergilbenden Benko-Hochglanzreich.

Die gesamte Eigentümerstruktur ist sehr verschachtelt - elf Gesellschaften mit weiteren unterschiedlichen Besitzern, die zum Teil internationalen Milliardären zuzurechnen sind -, eine wichtige Rolle spielt die Familie Benko Privatstiftung. Die Mitaktionärin Signa Holding hält knapp 20 Prozent und soll im Rahmen ihres bereits eröffneten Insolvenzverfahrens saniert werden. Berechnete wirtschaftliche Eigentümer sind laut Wirtschafts-Compass schlussendlich Ingeborg Benko, Rene Benko, TPA-Wirtschaftsprüferin und -Steuerberaterin Karin Fuhrmann sowie Marcus Mühlberg. Letzterer ist neben Christoph Stadlhuber Geschäftsführer der bereits Ende November insolvent gewordenen Signa Holding.

Gesellschaftsrechtliche Verschachtelungen

Aus Medienberichten ging hervor, dass die Signa-Gruppe in den vergangenen Jahren viel Energie dahin gesteckt hat, eine Konsolidierungspflicht des Gesamtkonzerns zu vermeiden. Die Firma habe gesellschaftsrechtliche Verschachtelungen innerhalb der Gruppe ganz bewusst so gestaltet, dass keine gesetzliche Konsolidierungspflicht entsteht, Unterstützerin war die Kanzlei TPA, zeigten Unterlagen, die "News" kürzlich veröffentlichte.

Zuletzt (2022) waren die Zahlen bereits tiefrot, das EGT war mit rund 1,2 Mrd. Euro negativ. Die Mitarbeiterzahl der Prime-Gruppe belief sich auf 313, nachdem es im Jahr 2021 noch 467 gewesen waren, zeigt der Wirtschafts-Compass.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.